Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
an ihrem Arm herunter.
»Was machst du da?«, fragte Schlitz.
Sie drückte fester, und ein winziger Blutstrahl trübte Schlitz’ Zeichnung.
»Hör damit auf!« Er wurde blass im Gesicht und drehte sich weg.
Veka packte ihn an der Schulter. Immer noch tropfte das Blut an ihrem Arm herunter. Der Schmerz war unangenehm, aber das Unbehagen auf seinem Gesicht entschädigte sie dafür mehr als genug. »Ich brauche eine Ablenkung«, sagte sie. »Es kann nur dann einer von uns durchkommen, wenn der andere die Wachen aus dem Weg räumt.«
»Ich gehe da nicht raus!«
»Wenn du es sagst.« Sie presste wieder und spritzte ihm ein bisschen Blut auf die Brust.
Das war zu viel für den armen Hobgoblin. Schlitz stöhnte und fiel mit dem Gesicht voran aufs Eis. Veka drückte ihm den Goblinpiekser in die Hand und schloss seine Finger darum.
Fast augenblicklich war Schlitz wieder auf den Beinen, gehalten von Vekas Magie. Sie sah, wie die Riesenschlange sich versteifte und umdrehte, als sie ihren Spruch herausschmeckte. Sie manövrierte den bewusstlosen Hobgoblin wie eine Marionette und ließ ihn auf die Kobolde zumarschieren. Eine Koboldin flog auf ihn zu und rief ihn an; sie schien nicht besorgt. Ein einzelner Hobgoblin konnte keine große Bedrohung darstellen.
Das dachte sie. Veka teilte ihre Konzentration und wirkte einen zweiten Spruch, der Schlitz den Goblinpiekser aus der Hand riss und nach oben trieb. Die Spitze bohrte sich durch den Flügel der Koboldin.
Die Koboldin stürzte ab, schreiend vor Wut und Schmerz. Veka richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf Schlitz, levitierte ihn genau über die Koboldin und ließ ihn mehrere Male fallen. Sie hatte keine Ahnung, ob das reichen würde, um die Koboldin zu töten, aber es sollte genug sein, um sie vorläufig außer Gefecht zu setzen. Eine Koboldin weniger. Blieben noch fünf und die fliegende Feuerschlange.
»Tut mir leid, Schlitz«, flüsterte sie. Zu ihrer eigenen Überraschung merkte sie, dass sie es ehrlich meinte.
Schon stürzten die anderen Wachen zum Angriff herbei, allen voran die Schlange. Veka ließ Schlitz losrennen, so schnell sie konnte, und lenkte ihn von ihr selbst und den Kobolden weg. Kein Hobgoblin konnte sich so schnell bewegen, doch das konnten die Kobolde wahrscheinlich nicht wissen. Gewiss, seine Bewegungen waren steif und unbeholfen, aber das traf auf die meisten Hobgoblins zu. Und dass seine Füße nicht bei jedem Schritt den Boden berührten … na ja, hoffentlich wären die Kobolde zu eifrig damit beschäftigt, ihn zu erwischen, um solche Einzelheiten zu bemerken.
Veka verließ ihre Deckung hinter dem Baum und fing an, auf die Höhle zuzurennen. Schlitz’ Bewegungen wurden noch linkischer. Sie konnte nicht ihn kontrollieren und gleichzeitig darauf achten, wo sie hinlief. Vielleicht wäre es geschickter gewesen zu versuchen, seinen Verstand zu übernehmen, aber das war ein komplizierterer Spruch. Echsenfische zu beherrschen war nicht schwer gewesen; Snixle hatte ihr jedoch erzählt, dass intelligente Lebewesen sich viel heftiger wehrten. Widerwillig räumte sie ein, dass Schlitz vermutlich als intelligent gelten gelassen werden musste.
Sie schaute gerade rechtzeitig hinter sich, um Schlitz mitten durch die Krone einer Kiefer laufen zu sehen. Er stolperte und rutschte auf dem Eis aus. Veka versuchte, ihn wieder auf die Beine zu zerren, aber bevor es ihr gelang, verschwand er einfach außer Sicht. Er musste in eine Spalte gefallen sein.
Auch gut. Sie hatte die Höhle ohnehin fast erreicht. Das Eis in der Nähe des Eingangs war glatt und rutschig, wahrscheinlich von diesem überdimensionierten Feuerreptil geschmolzen. Für die kleinen Würmer und ihre Eisdornenfallen konnte sie keine Anzeichen erkennen. In gewisser Weise hatte ihr die Flammenschlange einen Gefallen erwiesen – sie hatte die kleineren Räuber vertrieben.
Ein paar schnelle Schritte mehr brachten sie in die Dunkelheit des Tunnels und damit in relative Sicherheit. Dankbar nahm sie zur Kenntnis, dass das Eis so hoch war, dass sie nicht in die Öffnung klettern musste.
Sie war an den Wachen vorbei. Ihren hilflosen Gefährten als Köder zu benutzen, war nicht die heldenhafteste Vorgehensweise, aber es hatte funktioniert.
Der Tunnel hatte sich verändert seit ihrem letzten Besuch. Die Luft war voller orangefarbener Insekten, die hierhin und dorthin schwirrten und sich von den Strömungen der Magie tragen ließen. Eins versuchte, sie in den Arm zu stechen, und endete als
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