Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
Eis, indem sie es zerbrach, bis sie den ersten Dorn erreichte. Mit einem Finger wischte sie den Schnee weg.
Das Unterteil war so dick wie ihr Daumen und schien ein kleines Stück weit in den Boden zu reichen. Das Eis war vollkommen glatt und so durchsichtig, dass sie an seiner Basis etwas Zusammengerolltes sehen konnte. Sie tippte es leicht an.
Das Eis leuchtete rot auf, als ein dünnes Tentakel sich auseinanderrollte und bis ans äußerste Ende des Dorns hochschoss.
»Sieht aus, als hätte das Kaninchen zwei davon berührt«, meinte Schlitz. »Ich schätze, was immer da drin ist, ist giftig. Ihre Beute verendet auf ihrer kleinen Falle, und sie haben auf Wochen genug Nahrung.«
Bei der Erwähnung von Nahrung knurrte Vekas Magen wieder. »Und wie kommen wir an ihnen vorbei?«
»Wenn es nach mir ginge, würde ich einen Haufen Goblins dort rauswerfen. Die Dornen würden sie hübsch an Ort und Stelle halten, und ich bräuchte nur noch über den Goblinpfad zu spazieren.«
Was sie brauchte, war die Fähigkeit zu fliegen, so wie die Kobolde. Wenn doch nur ihr Levitationsspruch funktionieren würde! Sie nahm ihr Zauberbuch hervor und schlug den Spruch auf. Wo das abblätternde Leder das Kupfer nicht mehr überzog, fühlte der Einband sich kalt an in ihren Händen. Aufgrund des immer dunkler werdenden Himmels war es sowieso fast unmöglich, die Seite zu lesen, auch wenn sie sie nicht versehentlich verbrannt hätte, aber das spielte keine Rolle: Schon lange kannte sie jedes Wort darauf auswendig.
Ja, sie kannte den Spruch. Und auch wenn er vorher noch nie funktioniert hatte – jetzt würde er es! Sie hatte den Fuß auf den Weg des Helden gesetzt; die Zeit war gekommen, da ihre Kräfte erblühen und ihr die Mittel verleihen würden, ihre Reise zu vollenden. Sie sah zu Schlitz hinüber. Sollte sie ihn warnen oder ihn einfach vom Boden aufpflücken und hinter sich herziehen, wenn sie losflog? Sie entschied sich für Letzteres und lächelte, als sie sich seine verängstigten Schreie vorstellte.
Ihre Finger krümmten sich durch den Bindezauber, und mit geschlossenen Augen beendete sie den Spruch, wirkte Ranken von Magie um sich selbst und ihren Gefährten und ließ sie beide vom Boden abheben.
Nichts geschah. Sie konnte nicht einmal den Bindezauber vollenden. Schlitz räusperte sich. »Nur weiter so, fuchtle wie eine Irre mit den Händen in der Gegend herum! Vielleicht kriegen die kleinen Eiswesen ja Angst und laufen weg!«
Veka blinzelte die Tränen zurück. Heldinnen weinten nicht. Nicht einmal, wenn ihre Magie sie im Stich ließ. Sie knallte das Buch zu.
Das Buch … sie starrte es lange an. Vielleicht lag die Antwort, die sie brauchte, ja trotz allem in ihrem Zauberbuch.
»Du siehst wie eine Schwachsinnige aus«, kommentierte Schlitz.
Das war Veka egal. Sie setzte das dicke Ende ihres Stabes vor sich auf den Boden und machte noch einen Schritt. Die Hälfte der Strecke über die Lichtung hatte sie bereits hinter sich gebracht.
Streifen schwarzen Tuchs hielten die kupfernen Deckel ihres Buches an ihren Füßen fest. Der zerfledderte Saum ihres Umhangs flatterte hinter ihr, als sie einen weiteren Schritt machte. Rote Lichter blitzten unter ihren Füßen auf. Das Hochgefühl über ihren Erfolg linderte den Schmerz darüber, den Einband von ihrem Zauberbuch gerissen zu haben. Der größte Teil der Bindung hatte sich dabei verabschiedet, und die Seiten lösten sich bereits voneinander. Sie hatte noch einen Extrastreifen aus ihrem Gewand gerissen und damit die Blätter fürs Erste zusammengebunden. Ursprünglich hatte sie gehofft, den Einband reparieren zu können, aber ein Blick auf das steife, zerfetzte Leder sagte ihr, dass es vermutlich zwecklos war.
»Es ist nicht von Bedeutung«, flüsterte sie und machte noch einen Schritt. Die Kobolde würden neue Bücher, bessere Sprüche haben.
Das Eis gab unter ihr nach, und sie klammerte sich an ihren Stab, um nicht zu stürzen. Dabei schlug sie sich mit dessen Ende ans Kinn, aber es gelang ihr, die Balance zu bewahren. Sie hatte die Klippe erreicht, und der Flecken Boden hier machte einen natürlichen Eindruck. Der Geruch nach sterbenden Blumen war an dieser Stelle am stärksten. Möglicherweise vertrieb dieser Geruch auch die Eiswürmer, vielleicht hatte Straum aber auch etwas mit der Erde angestellt, um seinen Garten zu schützen. Es spielte keine Rolle – sie war in Sicherheit.
Sie zog die Kupferplatten von ihren Füßen und schleuderte sie durch die Luft Schlitz
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