Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
zu, dann drehte sie sich wieder zur Klippe um. Wenn sie sich streckte, kam sie gerade so an den alten Strick, der von der Klippe herabhing. Ein schneller Ruck daran, und er zerriss; Schmutz rieselte auf ihr Gesicht, als er herunterfiel. Sie spuckte aus und feuerte das Stück Seil zur Seite. Ein Oger hätte wahrscheinlich den unteren Rand der Höhlenöffnung erreichen können, aber für sie war das völlig ausgeschlossen. Oder für Schlitz, was das betraf.
Schlitz hüpfte von dem Dornenfeld herunter und kam herüber, um die Schlingpflanzen zu testen, die über den Höhleneingang herabhingen. Eine riss in seiner Hand ab; er warf sie weg. »Knie dich hin!«
Veka hob ihren Stab. »Was?«
»Es sei denn, du hast eine bessere Methode, um da raufzukommen?«
Oh. Veka sah nach oben, dann zu Schlitz. »Du solltest dich hinknien. Ich werde hochklettern und …«
»Mir das Rückgrat brechen«, ergänzte Schlitz lapidar. Er warf die Deckel ihres Zauberbuchs auf den Boden. »Ich bin größer, stärker und leichter. Wenn es dir ernst damit ist, dort hochzugehen, dann ist das die einzige Art und Weise, auf die es passieren wird.«
Hätte er gelacht, hätte er auch nur gelächelt, Veka hätte ihm ins Gesicht geschlagen. Aber dieses eine Mal schien er sich nicht über sie lustig zu machen.
Er studierte den Höhleneingang aufmerksam.
»Und du glaubst wirklich, dass wir da drin etwas finden werden, was uns hilft?«
»Hast du vielleicht eine bessere Idee?«, giftete Veka ihn an. Sie sammelte ihre zerbeulten Buchdeckel ein. Der Ledereinband des einen war nahezu völlig abgerissen und hing nur noch an einer Ecke fest, sodass das zerbeulte und angelaufene Kupfer den Blicken preisgegeben war; der Zustand des anderen war nicht wesentlich besser. Sie stopfte beide zusammen mit dem Zauberbuch in ihre Tasche und ließ sich auf ein Knie nieder.
Schlitz lehnte seinen Speer gegen die Felswand und setzte einen Fuß auf ihren ausgestreckten Oberschenkel. Er stützte sich mit den Händen am Stein ab, stieg mit dem anderen Fuß auf ihre Schulter und sprang. Veka fiel flach in Schnee und Schlamm, aber Schlitz war es gelungen, sich am Rand der Höhle festzuklammern. Er zog sich hoch und flüsterte: »Gib mir meinen Speer!«
Veka wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht und ergriff seinen Speer. »Das hast du mit Absicht gemacht!«, zischte sie.
»Na klar. Und jetzt gib mir meinen Speer!«
Nur die Tatsache, dass sie seiner Hilfe bedurfte, um in die Höhle zu gelangen, hielt sie davon ab, ihn zu werfen. Sie reichte ihm erst ihren Stab, dann seine Waffe, und er legte beide Hände um das Ende unter der Speerspitze.
Veka packte das andere Ende. Ihre Füße scharrten auf der Suche nach Halt gegen den Fels. Sie hörte Schlitz ächzen, und der Speer gab ein wenig nach. Wenigstens würde die Spitze, sollte ihm der Speer durch die Finger gleiten, wahrscheinlich ein ordentliches Stück Fleisch aus seinen Händen reißen.
Die Schlingpflanzen kitzelten sie an den Handgelenken, während sie sich mühsam hocharbeitete und ihre Stiefel in jede Ritze und jede Unebenheit grub, die sie finden konnte. Schmutz brannte ihr in den Augen, und ihre Hände begannen schon zu verkrampfen, aber sie sagte nichts. Eine Heldin beklagte sich nicht über solche Dinge, auch wenn ihre Muskeln brannten und sie so hungrig war, dass sie sogar Hobgoblinküche nicht verschmäht hätte.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit ertasteten ihre Finger den Rand der Höhle. Schlitz hielt sie am anderen Handgelenk fest und stützte sie ab. Sie versuchte, einen Fuß auf den Sims zu schwingen, aber sie konnte sich nicht hoch genug strecken. Sie versuchte es erneut.
Beim dritten Versuch schnaubte Schlitz angewidert und langte nach unten, um mit seiner freien Hand ihr Fußgelenk zu packen. Halb kletterte sie, halb rollte sie ihren Körper in die Höhle, wo sie nach Luft schnappend liegen blieb.
»Das war jämmerlich, selbst für eine Goblin«, kommentierte Schlitz.
Schmodder auf die Hobgoblinküche! Was Veka jetzt wirklich wollte, waren ein paar von Golakas extrascharfen Hobgoblinrippchen mit jeder Menge Soße.
Sie ignorierte Schlitz’ spöttisches Grinsen, schnappte sich ihren Stab und ging in den Tunnel. Das düstere Licht von draußen wich bald völliger Schwärze. Normalerweise beunruhigte sie Dunkelheit nicht; sie hatte ihr ganzes Leben in den Goblingängen zugebracht und sich komfortabel anhand von Gehör-, Geruchs— und Tastsinn orientiert. Doch als sie dem leichten Wind lauschte, der
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