Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
am Höhleneingang hinter ihnen vorbeipfiff, ertappte sie sich bei dem Wunsch, Laternenlicht riskieren zu können.
Sie hielt sich an der linken Seite des Tunnels und folgte mit einer Hand dem rauen Stein. Ihren Stab hatte sie vor sich ausgestreckt. Als das Geräusch des Windes schwächer wurde, begann sich sogar ihr Atem laut anzuhören.
Ihr Herz hämmerte. Die Reise durch die Dunkelheit … war es möglich, dass sie ›Den Abstieg‹ so schnell erreicht hatte? Gemäß Josca machte die Heldin zuerst ›Die Prüfungen‹ durch, eine Reihe von Tests, in denen sie ihren Wert beweisen und die Stärke erlangen würde, die sie brauchte, um zu triumphieren. ›Der Abstieg‹ war das fünfte Kapitel, in dem die Heldin die Finsternis erforschte und sich auf die finale Konfrontation vorbereitete.
Sie stieß mit dem Zeh gegen etwas Hartes, fiel hin und landete auf etwas, das sich wie ein Felsbrocken aus Metall anfühlte. Ihr Stab landete polternd neben ihr auf dem Boden.
»Was war das?«, fragte Schlitz. Er hörte sich ängstlich an.
Vekas Hände erkundeten glattes, kaltes Metall, bis dieses trockenem Fleisch wich. »Eine Leiche. Ein Oger, der Größe nach zu urteilen.« Sie runzelte die Stirn. Die Haut fühlte sich … knusprig an und war fast so kalt wie die Rüstung. Der Oger war schon eine Zeit lang tot. So lange, dass man ihn nicht mehr gefahrlos essen konnte, dachte sie mit Bedauern.
Die Rüstung hatte ein paar Beulen und Dellen, war aber ansonsten unversehrt. Auch in dem offen liegenden Fleisch des Ogers konnte sie keine Löcher oder Wunden finden.
»Wie ist er gestorben?«, wollte Schlitz wissen.
Veka zischte vor Schmerzen auf, als sie sich die Finger an dem Schwert schnitt, das die Hand des Ogers immer noch umklammert hielt. »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme. »Vielleicht hat er sich selbst umgebracht, damit er sich deine blöden Fragen nicht anhören muss.«
Sie ertastete ein zweites Schwert in der anderen Hand des Toten. An seinem Gürtel und seinem Oberschenkel waren mehrere Messer festgeschnallt. »Er hat genug Waffen bei sich, um gegen die halbe Bevölkerung dieses Berges zu kämpfen«, fügte sie hinzu.
»Vermutlich hat er sie aus Straums Hort mitgehen lassen.«
Der Drache Straum war, abgesehen von anderen Exzentrizitäten, auch so etwas wie ein Sammler gewesen und hatte Trophäen von den verschiedenen Helden aufgehoben, die sich im Laufe der Jahre vergebens bemüht hatten, ihn vom Leben in den Tod zu befördern. Regale voller Waffen in allen denkbaren Ausführungen hatten die Wände seines Hortes gesäumt, zusammen mit den Rüstungen, den Laternen, dem Geschmeide, ja sogar den Nachttöpfen der Männer und Frauen, die ihm zum Opfer gefallen waren.
Die meisten dieser Wertgegenstände waren schon bald nach Straums Tod verschwunden. Eine über Jahrhunderte gewachsene Waffensammlung wurde in wenigen Tagen geplündert, als Oger, Goblins und Hobgoblins in die Kaverne strömten. Dieser neue Zufluss von Waffen in den Berg führte zu einer kurzen Eskalation der Konflikte und verminderte die Goblinpopulation um zirka ein Viertel. Wie viele Hobgoblins gestorben waren, wusste Veka nicht genau. Auf jeden Fall nicht genug.
Häufig kamen bei diesen Auseinandersetzungen die Plünderer selbst ums Leben, weil sie zu spät begriffen, dass ein Schwert, das jahrhundertelang in einem Regal herumgelegen hatte, dazu neigte, im ungelegensten Moment zu zerbrechen.
Sie konnte hören, wie Schlitz sich auf der anderen Seite der Leiche niederkauerte. »Fühlt sich an, als wäre er verbrannt worden.«
Bevor Veka Vermutungen anstellen konnte, was den Oger getötet haben mochte, wurde ihr klar, dass sie, gerade eben so, die Bewegungen von Schlitz’ Silhouette erkennen konnte. In der Ferne füllte eine schwache grüne Aura den Tunnel. Sie schubste Schlitz mit ihrem Stab an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und zeigte auf das Licht.
»Wir müssen näher ran«, sagte er.
Veka beobachtete die Erscheinung noch ein wenig länger, bevor sie entgegnete: »Nein. Das da kommt auf uns zu.« Jetzt konnte sie auch das Schwirren von Flügeln hören, die etwas langsamer schlugen als die des Kobolds, den sie im Wald gesehen hatten. »Ich höre nur einen. Wenn wir schnell genug sind, müssten wir ihn umbringen können, bevor er seine Magie einsetzen kann.« Und falls nicht, würde der Kobold sich hoffentlich zuerst Schlitz widmen. Dann hätte sie Zeit, ihn von hinten zu erwischen, und vielleicht bekäme sie
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