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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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ihr verrückt geworden!?« schrie er empört. Auch der zweite Beamte erhob sich. Er faßte seinen Kollegen am Ärmel, zog ihn zur Seite und stellte sich vor Kajetan. »Was hör ich da?«
    Kajetan schüttelte fassungslos den Kopf. Er schnappte nach Luft.
    »Die Freilassung muß unverzüglich angeordnet werden…«, stammelte er, »…wenn nach einer vorläufigen Festnahme die Per… Pers… Persönlichlichkeit des Festgenommenen festgestellt…«
    »Geh weiter!« höhnte der Gendarm und trat zu. Kajetan fiel auf den Rücken. Noch immer begriff er nichts.
    »Strafvollzugsgesetz!« schrie er verzweifelt. »Paragraph hundertsiebenundzwanzig!«
    Ein Hagel von Tritten und Faustschlägen prasselte auf ihn herab.
    »Wenn einer so ein Gescheiter ist, dann…«, sagte der Ältere keuchend, ohne seine Schläge zu unterbrechen, »… weiß er gewiß auch, was Widerstand ist und Beleidigung…«
    Kajetan wehrte sich nicht mehr. Tränen liefen über sein Gesicht. Er schniefte. Zitternd verschmierte er Rotz und Blut in seinem Bart.
    Die beiden Gendarmen richteten sich erschöpft auf.
    »Des war jetzt eine Lehrstund, gell, Baraber?« sagte der jüngere Beamte. »Aber nicht die, die du dir vorgestellt hast«, ergänzte der andere. Kajetan nickte fassungslos. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er begann zu würgen.
    »Bring ihn wieder hinter, Max«, befahl der Ältere, »sonst stinkts wieder so da herinn.«
    Der Gendarm nickte, packte Kajetan am Ärmel, zog ihn hoch und führte ihn zur Zelle zurück. Kropf-Kare erhob sich entsetzt. Der Beamte schloß das Gitter.
    »Was hast denn denen gesagt, du Depp?« fragte Kare mitleidig, nachdem er Kajetan zur Pritsche geführt hatte.
    »Nichts…«, weinte Kajetan. Kropf-Kare schüttelte den Kopf. »Was - nichts?«
    »… Ich hab bloß gesagt, daß nach… Paragraph hundertsiebenundzwanzig Strafvollzugsgesetz… die Freilassung anzuordnen ist, wenn…«
    Kropf-Kare setzte sich mit einem Ruck gerade.
    »Jetzert…«, sagte er leise.
    »… Wenn keine Gefahr im Verzug ist und kein Haftbefehl ausgestellt werden kann…« Kare starrte ihn mit halbgeöffnetem Mund an. »Jetzert…«, wiederholte er.
    Kajetan schniefte. Er zog ein Taschentuch aus seinem Mantel und führte es an sein Gesicht.
    »Jetzert erkenn ich dich endlich…«, flüsterte Kare, »du bist…«
    Kajetan versuchte vergeblich, sich aufzustützen. Er sank zurück und nickte unmerklich. »… Der Gendarm aus Landshut, ja«, bestätigte er schließlich, »und du warst der Schnellere, Kropf…«, er hustete und sah zur Zellendecke, »… und deswegen… weil ich dich nicht angekettet gehabt hab… hats den allerersten Anschiß gegeben…« Er versuchte zu lächeln.
    Kropf-Kare blieb ernst. Seine Augen wanderten über Kajetans Gesicht, sahen das Blut, das im Bart über der Lippe gestockt war, den hellroten Bluterguß über der rechten Wange, den zerrissenen Kragen, hinter dem die dick hervorgetretene Halsschlagader pulste.
    »Und jetzert«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme, »hängst mich hin. Damits dich auslassen.«
    Kajetan öffnete die Augen und drehte sich zu ihm.
    »Genau«, nickte er ärgerlich, »Depp, du.«
    »Ich täts wahrscheints auch«, sagte Kare kraftlos.
    »Spinn nicht.« Kajetan mußte wieder husten. »… Hör zu, Kare«, sagte er, »du hast vorhin recht gehabt, wie du mich einen Deppen… geheißen hast. Aber einmal darf jeder ein Depp sein - ists nicht so?« Kare antwortete nicht.
    ».. .Vielleicht auch noch ein zweites oder drittes Mal…« Kajetan dachte nach, »oder gar ein viertes Mal. Aber irgendwann - irgendwann muß Schluß damit sein.«
    »Was heißt das…?«
    »Frag nicht so saudumm«, fuhr ihn Kajetan ärgerlich an, »von mir kriegens auf jeden Fall kein Wort heraus! Was dir jetzt noch geschehen könnt, ist, daß die da draußen deine alte Sache ausgraben. Aber das tun sie nicht.«
    »Warum meinst?«
    »Ganz einfach. Weil das keine Polizisten sind, da draußen.«
    »Und du weißt, was ein richtiger Gendarm ist?«
    »fetzt weiß ich grad noch, wer keiner ist. Wie ich überhaupt langsam draufkomm, daß alles ist, wies ist, und nicht, wie es sein sollte.«
    »Ah naa. Ein Philosoph ist er auch noch«, sagte Kropf-Kare bitter. Schritte hatten sich genähert. Ruckartig hob Kare den Kopf.
    Zwei Beamte traten vor das Gitter. Der Beamte schloß die Gittertür auf und winkte. »Schmied Karl!«
    Kare erhob sich langsam. Seine Augen waren weit geöffnet. »Sagt Ihm der Name >Dorfner< was? Dorfner Karl, gebürtig von

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