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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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stimmts?«
    Er lächelte unbeholfen.
    »Wer ihn sich leisten kann…« Es hätte scherzhaft klingen sollen.
    »Harns recht.« Sie betrachtete ihn wissend. Ihr Blick wurde dunkel.
    »Sagts«, rief Urban mit launischer Ungeduld, »wo bleibt denn eigentlich der Peter? Was glaubts ihr, warum ich herkomm? Wegen dem Gustl seine lebenden Kunstwerke vielleicht?«
    »Der Peter ist schon dagewesen«, erklärte Schoos.
    »Ihr seid mir vielleicht Deppen!« brauste Urban auf. »Das erfahr ich erst jetzt? Und? Hat er nichts gesagt? Kommt er noch mal?«
    »Glaub nicht. Aber er laßt ausrichten …«, Schoos bemerkte Kajetans fragenden Blick, »… daß er wieder ein paar Kartoffeln und einen Bordeaux hätt.«
    »Einen Bordeaux? Bloß einen?«
    Schoos nickte grinsend.
    »Na ja«, wiegte Urban den Kopf, »ist auch recht. Weiß eh bald nimmer, wohin damit. Langsam wirds eng.« Er nahm wieder einen Schluck. »Hat er noch was gesagt?«
    »Du solltest deinen Keller endlich ausräumen, hat er gemeint.«
    »Wann?«
    »Sagt er dir noch. In zwei Wochen, vielleicht schon eher.«
    Urban überlegte. »In zwei Wochen erst? Na, von mir aus.«
    Zufrieden griff er nach seinem Glas und trank. »Gehns, Herr … jetzt hab ich Ihren Namen schon wieder nimmer parat …«
    »Kajetan.«
    »Herr Kajetan - Sie haben ja gar nichts mehr zum Trinken.«
    Kajetan hob abwehrend die Hand.
    »Gehns weiter! Sie sind mir ja billig gekommen.«
    »Ich bin saumüd«, bekannte Kajetan und erhob sich. Mia sah auf. Urban nickte ihm abwesend zu. Plötzlich schien ihm ein Gedanke gekommen zu sein.
    »Wartens… hockens Ihnen noch mal her«, befahl er. Kajetan gehorchte erstaunt. Urban senkte seine Stimme.
    »Gehns, sagens mir doch den Vornamen, da redt sichs leichter! Ich war der Fritz. - Paul? - Also, Paul, vielleicht könnt ich dich doch brauchen. Hast Zeit die Tag?«
    »Glaub schon«, antwortete Kajetan zögernd. Urban sah sich mit einer leichten Kopfbewegung um und beugte sich näher. »Grad ist mir eingefallen: Ich könnt durchaus jemanden brauchen, der nicht ganz aufs Hirn gefallen ist…«
    Er wurde abgelenkt. »Was willst denn du?« fuhr er die ärmlich gekleidete Alte an, die an den Tisch gekommen war. »Wer hat dich denn überhaupt reingelassen?«
    »Eine milde Gab für die Armen, bittschön, die Herrschaften.« Eine brüchige Stimme drang unter dem Schatten eines tief über die Stirn gezogenen Kopftuches hervor. Zwischen Urbans Augenbrauen bildete sich eine Falte.
    »Gib ihr was«, sagte Mia schnell.
    »Des ist nicht die Volksküchen da herinn!« brummte Urban ärgerlich. »Fritzi…!«
    »Na gut. Weils Glück bringt.« Er griff unter sein Revers, zog seinen Geldbeutel und drückte ihr gönnerhaft eine Münze in die Hand. »Da, Mutterl.« Er schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf, »fetzt wird ich auch noch zum Kommunisten. Mir bleibt ja gar nichts erspart. Hoffentlich hats keiner gesehen.«
    »Vergelts Gott«, flüsterte die Alte und bückte sich unterwürfig. Für einen Moment hatte Urban den Eindruck, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben.
    Er winkte. »Kandl! Brings in die Küch und laß ihr eine Suppen geben. Aber dann soll sie sich schleichen. Und sorg dafür, daß besser aufpaßt wird.«
     
     
    .
    Der Variete-Besitzer schien es sich anders überlegt zu haben. Zwei Wochen waren bereits vergangen, ohne daß er von sich hören hatte lassen.
    Kajetan fühlte sich krank. Eine eigenartige Lähmung hatte ihn erfaßt. Erstaunt hatte er festgestellt, daß ihn die wiederholten Ablehnungen nicht mehr berührten. Er hatte jedoch den Eindruck, als wären diese von Mal zu Mal mit wachsender Unhöflichkeit ausgesprochen worden, fast, als hätte er sich in der betreffenden Firma schon des öfteren vorgestellt. Er gewöhnte sich daran, sich am frühen Morgen in die Schlange der Arbeitssuchenden vor der Städtischen Vermittlung einzureihen und sich, wenn hin und wieder ein offener Lastwagen anhielt und Hilfsarbeiter für den Markt gebraucht wurden, für ein paar Pfennige zu verdingen. Was er dabei verdiente, würde jedoch nicht mehr für die Miete reichen. In zwei Wochen würde ihn Brettschneider vor die Tür setzen; er würde sich im Asyl anmelden oder im Freien übernachten.
    Noch einmal wollte er den Versuch machen, eine Anstellung zu erhalten. In der »Münchner Zeitung« hatte er die Annonce einer neuen Detektei entdeckt, deren Büro sich in der Nähe des Zentralbahnhofs befand. Doch kaum hatte er dort sein Anliegen vorgebracht, war er vor die Tür

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