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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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geschehen? - Bletz?!«
    Feichtl lief zurück, packte den panisch um sich schlagenden Wimmer und riß ihn aus dem Zimmer, den Lampenträgern entgegen.
    Während die Mannschaft des zweiten Trakts bereits damit begonnen hatte, die Feuerspritze aus dem Kellerdepot zu zerren, und fieberhaft versuchte, ihr Ende am Löschhydranten zu befestigen, taumelte einer der Beamten in blinder Panik zur Pforte. Sein Gesicht war rauchgeschwärzt. Röhrend rang er nach Atem.
    »Die Stadtfeuerwehr!« schrie er auf den entsetzten Pförtner ein. »… Alles brennt… Ich muß die Stadtfeuerwehr holen… Schnell!«
    Zitternd öffnete der Beamte das Tor. Noch immer heulte die Sirene. Von fern waren bereits die Feuerglocken der Ödstädter Pfarrkirche zu hören.
     
     
    In der Abenddämmerung hatte der Buick die Stadtgrenze Münchens bereits hinter sich gelassen. Je weiter sie sich von ihr entfernten, desto schwächer wurde der Regen. Selten begegnete ihnen auf der nach Osten führenden Chaussee ein Wagen. Es war dunkel geworden. Die Nacht war sternenklar. Neben Kandl, der den Wagen steuerte, saß Schoos und zog an seiner Orient.
    »Schoos, wennst mir mit deiner Zigaretten ein Loch in den Sitz brennst, schmier ich dir eine«, drohte Urban launig. Er hatte mit Kajetan auf dem Rücksitz Platz genommen.
    Der Beifahrer brummte eine unverständliche Antwort und wechselte einen Blick mit dem Fahrer.
    »Schauts«, sagte Urban und wies nach draußen, »je weiter wir hinausfahren, desto weniger Wolken hats. Ich sollt mir doch ein Häusl da heraußen zulegen.«
    »Und ein Bauer werden, was, Fritz?« sagte Schoos spöttisch.
    »Lach nicht«, antwortete Urban, »manchmal überleg ichs mir sogar…« Kandl streifte ihn mit einem ungläubigen Blick. »Schau auf die Straß, Äff!«
    »So redet bloß einer, der das Bauernleben nicht kennt«, sagte Kandl nüchtern.
    »Magst recht haben«, gab Urban zu. »Aber manchmal träumt man halt. Was war das Leben, wenn man nichts mehr zum Träumen hätt? Ich weiß schon, daß dem Urban keiner zutraut, daß er auch eine schöne Seel haben kann.«
    Die beiden Männer auf den Vordersitzen lachten leise. Kandl wechselte den Gang. Sie hatten das Hügelland erreicht. Urban neigte sich zu Kajetan, ohne ihn anzusehen.
    »Also, Paul, hast du es noch im Kopf, was ich dir gesagt hab? Wir halten im Wald oberhalb des Klosters. Du gehst zur Pforte, verlangst den Pater Wolfgang und sagst dem… was?«
    »Habs mir gemerkt, Fritz.«
    »Du sagst was, Paul?« wiederholte Urban ungerührt. »Ich hol den Schlüssel…«
    »Nein! Du sagst, Paul: >Gelobt sei Jesus Christus. Die Maus sind im Dachstuhl.< Er wird dir antworten: >Dann holst dir die Katz.< Drauf sagst du: >Die fangt nimmer.< Hast mich verstanden?«
    Kajetan versuchte, sich seine Verärgerung über Urbans belehrenden Ton nicht anmerken zu lassen. »Hab ich. Aber wozu brauchts denn den ganzen Zinnober? Du hast doch gesagt, es tat um eine ganz normale geschäftliche Transaktion gehen.«
    »Eine heutzutag völlig normale hab ich gesagt, Paul.«
    »Und zu was brauchts dann das Indianerspielen?«
    »Der kann vielleicht fragen.« Kandl schüttelte seinen dünnen Schopf.
    »Du paß auf die Straß auf! - Wozu wohl, Paul?« fragte Urban geduldig. »Denk nach.«
    »Wohl, weil keiner wissen soll, daß der Bierkeller vom Kloster dein Lager ist?«
    »Erraten. Vom Versailler Vertrag hast schon mal was gehört? Und davon, daß es Handelsbeschränkungen für eine ganze Reih von reichsdeutschen Erzeugnissen gibt?«
    Er würde ja gelegentlich Zeitung lesen, erwiderte Kajetan.
    »Und du meinst tatsächlich, daß sich da irgendwer dran hält?« bemerkte Urban herablassend. »Aber wirklich nicht! Das wird genausowenig eingehalten wie fast alles, was in dem Vertrag steht. Weder von den unseren, noch von den Franzosen, den Österreichern und den Engländern. Aber trotzdem darf keiner draufkommen, wenn mans tut. Kapierst endlich?« Kajetan nickte zögernd.
    »So? Dann bist gescheiter als ich. Ich kapiers nämlich nicht. Aber es ist mir auch wurscht.«
    Schoos beugte sich zur Seite und grinste boshaft. »Paß auf, Paul. Das mag er gar nicht, wenn einer gescheiter ist als er.«
    »Schauts auf die Straß, ihr da vorne! Wir haben nicht mehr lang hin!«
    »War ein Gspaß, Fritz.«
    »Wissen wir schon, daß du ein Komiker bist, Schoos.«
    Urban lehnte sich zurück. Er sah aus dem Fenster und befingerte sein Bärtchen. Kajetan sah ihn aus den Augenwinkeln an.
    »Und, ah, was ist es eigentlich, was heut

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