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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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ein paar Jahre warten, bis es nicht mehr auffallen tat. Und der Marti, der hat dem Doktor immer vertraut. Aufgeschaut hat er zu ihm wie zu einem Vater.«
    »Trotzdem«, sagte Kajetan. »So dumm kann keiner sein.«
    »Hast du einen Dunst, wie der alte Urban die Leut hat einseifen können! Der hat sie ausgeschmiert nach Strich und Faden, hat ihnen Grund um Grund abgeschwindelt, bis er einer der reichsten Leut in der Gegend gewesen ist. Und trotzdem haben sie ihn immer gewählt. Ich kann mir außerdem vorstellen, was er ihm noch gesagt hat: Nämlich, daß sich der Marti überlegen soll, daß er, der Doktor, ruiniert war, wenn alles aufkam, und dann gar nicht anders könnt, als ihn auszustellen.«
    Kajetan ballte die Fäuste und legte sie an seine Schläfen.
    »Und der Marti«, fuhr sie fort, »der hat sich schließlich überlegt: Ich hab eh eine Holl und wird sie bis zu meinem End haben. Dabei gehen meine Frau und das Kind auch zugrund. Wenn ich aber zusag, dann habe ich zwar ein paar Jahr eine noch schlimmere Holl, aber wenigstens nachher ein Leben. Und er ist zum Gendarm gegangen und hat es zugegeben.«
    »Ein paar Jahr? Wie kommt er auf >ein paar Jahr< für Mord?«
    »Das hat ihm der Doktor so weisgemacht. Natürlich könnt der Marti den besten Advokaten haben, hat er gesagt. Dem sei es ein leichtes, die Sach als Notwehr hinzudrehen. Aber es ist halt ganz anders ausgegangen.«
    Kajetan schüttelte den Kopf. »Er ist über zwanzig Jahr im Zuchthaus gesessen. Dieser Narr!«
    »Dann ist die Gerichtsverhandlung gewesen. Ich hab zugeschaut - es muß rauskommen, daß er es nicht getan hat, hab ich mir gedacht, es muß! Der Rechtsanwalt hat es zuerst nicht dumm angepackt. Aber da war dann so ein neuer Staatsanwalt, jung, und eine Stimme wie eine Hacke. Er hat den Marti ausgefragt. Und der Marti hat auf einmal Angst gekriegt, hat zu stottern angefangen, hat sich widersprochen und ist am End dagestanden wie der unehrlichste Mensch auf der ganzen Welt. >Wie ist das eigentlich bei Ihnen auf dem Lande<, fragt der Staatsanwalt, >hat man denn da immer ein Messer dabei, damit man es anderen bei der nächsten Gelegenheit in den Bauch stoßen kann?< Er hätt bisher gedacht, das war bloß bei den Negern so üblich. Er sei aber keiner, hat der Marti drauf gesagt. >Sie tragen also nicht andauernd ein Messer mit sich, um es anderen bei nächster Gelegenheit in den Bauch zu stoßen?< >Nein!< weint der blöde Marti, interessant, sagt der Staatsanwalt drauf, >sehr interessant<. So hätt er sich schon immer eine Notwehr vorgestellt: Da läuft einer erst nach Hause, holt ein Messer und geht dann wieder zu seinem Widersacher zurück. Und so ist es dahingegangen. Der Marti hat sich immer tiefer verwickelt, bis das Ganze als der hinterhältigste Mord dagestanden ist, den je ein Mensch begangen hat. Zum Schluß hat der Richter noch eine Ansprach losgelassen, wo es bloß noch um das Aushacken, Ausbrennen und Ausrotten von diesen verfaulten Trieben im Volkskörper gegangen ist. Da ist der Marti umgefallen und hinausgetragen worden. Der Urban ist ihm gleich nach. Der Advokat ist ins Schwitzen gekommen; grad, daß er noch erreichen hat können, daß der Marti lebenslänglich gekriegt hat.«
    Kajetan stützte seinen Kopf in seine Hände und stöhnte auf. »Aber… warum hat er da immer noch nichts gesagt? Jeder tat doch da schreien: Ich bin es nicht gewesen! Ich bin hereingelegt worden!«
    »Ach! Es ist doch schon zu spät gewesen. Der Marti ist schon viel zu tief drin in der Fallen gesessen. Wie er aufgewacht ist, hat der Doktor ihm gesagt, daß der Marti sich überlegen muß, daß er schon jetzt eine hohe Strafe kriegen tat, nämlich wegen seiner falscher Aussage. Und wenn er jetzt alles abstreiten würde, dann war auch alles umsonst gewesen, dann gäbs erst recht keine Belohnung mehr, weil auch dann er, der Doktor, ruiniert war. Außerdem hätt das nur an diesem einen, dem neuen Staatsanwalt gelegen, er war ja selber überrascht gewesen, denn mit demjenigen, der ursprünglich für diese Verhandlung vorgesehen gewesen sei, hätt er bereits alles beredet. Bei einer neuen Verhandlung, hat er ihm Hoffnungen gemacht, kam bestimmt ein ganz anderes Urteil heraus. Das sei immer so. Der Marti war ganz zerschlagen. Er hat nicht mehr gewußt, was er tun soll. Und noch einmal hat er dem Doktor geglaubt. Woher soll er auch wissen, was auf dem Gericht der Brauch ist? Der grundgute Lapp hat doch nie in seinem Leben mit so was zu tun gehabt!«
    »Aber eine zweite

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