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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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gegenüberliegenden Ecke und eingerahmt von den beiden enormen Gemälden, der massive Schreibtisch stand. Darauf befanden sich zwei Telefone aus Bakelit und eine schwarze Leselampe, dazwischen ein altmodisches Tintenfass, eine Löschwiege, drei Füllfederhalter in goldenen Halterungen, ein geschlossenes Lederetui und das obligatorische Standporträt Hitlers. Jemand hatte außerdem eine große Glasvase mit frischen Blumen hingestellt.
    Binnewies machte sich unverzüglich an die Arbeit. Er öffnete die hölzerne Schranktür des Schreibtischs und begann, am Rad des Kombinationsschlosses zu hantieren.
    Clarson hielt die Luft an. Das ganze Vorhaben hatte seine Durchführbarkeit dem Umstand zu verdanken, dass Binnewies von Göring unlängst die Ziffernfolge des Tresors anvertraut worden war, damit er Unterlagen daraus zu einer Besprechung im Preußenhaus bringen konnte. Clarson rechnete fast damit, dass man die Kombination in der Zwischenzeit wieder geändert hatte.
    Wenige Sekunden später zog Binnewies am Hebel der Panzertür und schmunzelte triumphierend, als sie sich langsam und geschmeidig öffnete.
    »Kein Grund allzu sehr beeindruckt zu sein«, sagte er halb flüsternd. »Der wahre Giftschrank steht in Carinhall. Wenn ich mir dort Zugang verschaffen könnte, wäre ich vermutlich in der Lage, die halbe Naziführung zu erpressen. Hier bewahrt er nur ein paar dienstliche Papiere auf, die er dem Einblick seiner Angestellten entzogen wissen will.« Binnewies zog einen Handbreit hohen Stapel Akten heraus, legte ihn auf den Schreibtisch und begann mit der Suche. »Das Protokoll ist nicht da«, raunte er kaum zwei Minuten später.
    »Bist du sicher?«, fragte Clarson und durchwühlte selbst nochmals sämtliche Akten. Er überprüfte den Panzerschrank, der jedoch bloß noch eine kleine Stahlkassette für Wertgegenstände enthielt.
    »Fehlanzeige«, resümierte Binnewies in einem Ton, in dem Enttäuschung und Erleichterung gleichermaßen mitschwangen.
    »Verflucht!«, entfuhr es Clarson, während er mit dem Stock gegen seinen Unterschenkel schlug. »Ob Göring es beiseite geschafft hat?«
    »Wüsste nicht, was ihn dazu hätte veranlassen sollen«, antwortete Binnewies und verstaute die Akten wieder im Tresor.
    Clarson schaute sich suchend um.
    »Es ist das Büro des Oberbefehlshabers«, kommentierte Binnewies unwirsch. »Da bleibt nichts liegen. Akten werden ihm zur Einsicht vorgelegt und wieder weggenommen.«
    »Kennt sonst jemand die Kombination?«
    Binnewies zog die Mundwinkel herunter und schüttelte den Kopf. »Vielleicht sein persönlicher Referent. Aber das glaube ich nicht. Dass ich sie kenne, ist auch bloß einem Zufall zu verdanken.«
    »Achtung!«, drang der laute Ruf einer Wache auf dem Gang durch die Türen.
    »Hermann kommt! Raus hier!«, schreckte Binnewies auf. Er zeigte auf eine Tür einige Meter links von den großen Flügeltüren zum Korridor. »Das Zimmer des Referenten. Lass mich reden.«
    Binnewies klopfte leise an und öffnete die Tür einen Spalt weit. Clarson erkannte, wie sich rechts von ihnen die Flügeltüren zu öffnen begannen, schob Binnewies beherzt in den Nebenraum und schloss die Tür hinter sich.
    Das Zimmer war leer. Die Tür zum Flur stand halb offen. Der Referent war hinausgetreten, wo Göring mit gewohnt voller Stimme auf ihn einsprach.
    »Sekretärinnen«, hauchte Binnewies mit Blick auf eine geschlossene Tür an der gegenüberliegenden Wand. Görings Stimme verstummte hinter den sich schließenden Flügeltüren. Der Referent hatte ihn in sein Büro begleitet. Er verfügte über ein großräumiges Dienstzimmer mit einem langen Schreibtisch, auf dem sich eine Unzahl von Akten in verschiedenen Ablagen stapelte. An der Wand hingen die Porträts von Hitler und Göring ebenbürtig nebeneinander.
    Binnewies winkte ihn an der Tür zum Flur stehend herbei, als Clarson eine Mappe mit Messingbeschlägen in einem Ablagekorb erkannte. Hastig öffnete er sie. Das Protokoll lag noch am gleichen Platz wie am Vortag, als Göring die Unterschriftenmappe vor seinen Augen zugeschlagen hatte. Jemand musste sie weggeräumt haben, ohne zu ahnen, welch brisantes Papier zwischen ihren Seiten klemmte.
    Er ergriff das Dokument, zog das linke Hosenbein hoch und wickelte es rasch um das Schienbein unter seinen Strumpf. Er war noch dabei, sein Hosenbein wieder herunterzuziehen, als Binnewies ihn mit entsetztem Blick am Ärmel packte und auf den Korridor zerrte. Dort grüßte er die Wachen kurz und nachlässig,

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