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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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wandte ihnen den Rücken zu und ging mit Clarson ruhigen Schrittes auf das Treppenhaus zu.
    Vom anderen Ende des Flurs kam ihnen ein Zwicker tragender Mann in der Uniform eines Heeresgenerals entgegen, der sie ernst fixierte, ehe er den Gruß des Majors routiniert erwiderte und seinen Weg zu Görings Büro fortsetzte.
    »Das war gegen unsere Abmachung«, zischte Binnewies, als sie zurück in seinem Büro waren.
    »Fotografien von fragwürdiger Qualität würden uns jetzt nicht mehr weiterhelfen«, versuchte Clarson zu erklären. »Der britische Vizebotschafter ist so sehr von der Gutmütigkeit Hitlers überzeugt, dass nur der Anblick des Originals auf seinem Schreibtisch ihn aus seinen Träumen reißen wird.«
    »Es ist zu riskant, Henry.«
    »Ich leihe mir das Protokoll doch nur aus. Göring wird gar nicht auffallen, dass es nicht mehr in seinem Tresor liegt.«
    »Tut mir leid, das kann ich nicht zulassen.«
    »Du hast keine andere Wahl«, antwortete Clarson. »Ich werde es nämlich nicht wieder herausrücken.«
    »Die ganze Nation verneigt sich in Ehrfurcht vor Ihrem Genie! Nochmals meine innigsten Glückwünsche, mein Führer!« Göring legte behutsam den Hörer auf und ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. »Stellen Sie sich das vor, Halder! Das Gespräch kam aus Prag! Der Führer ist bereits auf dem Hradschin. Er hat den Großteil der einmarschierenden Wehrmacht von seiner Wagenkolonne überholen lassen und ist gleich nach den ersten Einheiten von Heer und SS in Prag eingetroffen. Er hat mich gerade zu sich gebeten. Ich werde noch heute hinfliegen und ihm vor Ort meine Aufwartung machen.«
    »Was wird er Ihnen sagen wollen?«, fragte Halder.
    »Es ist eine Auszeichnung, eine Ehre, an diesem historischen Ereignis teilhaben zu können.«
    »Sie vermuten nicht, dass er Ihnen die Entlassungspapiere aushändigen will?«
    »Dazu hätte er gar keinen Grund«, wehrte Göring mit einer winkenden Geste ab, die seine offenbare Unsicherheit nicht zu überspielen vermochte.
    »Himmler ist längst bei ihm. Ihn hat Hitler gleich mitgenommen«, schenkte Halder nach.
    Göring erwiderte nichts.
    »Was wird aus unserem Vorhaben?«, fragte Halder noch, obwohl er die Antwort ahnte.
    »Das ist vorbei und wir verlieren kein Wort mehr darüber«, antwortete Göring lapidar. »Wir haben die Pflicht vor der Weltgeschichte, jetzt mit dem Führer zu gehen. Sie sehen doch, die Vorsehung steht auf seiner Seite. Die Westmächte sind ihm einfach nicht gewachsen. Er wird uns zur führenden Macht in der Welt machen! Jetzt heißt es, weiter mit allen Mitteln zu rüsten, Flugzeuge und Panzer zu produzieren, ehe Engländer und Franzosen aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen. Geben Sie ihm noch ein, zwei Jahre Zeit und Deutschland wird unbesiegbar sein!« Halder seufzte, seine Augen auf den Boden gerichtet. Es war vorbei, das wusste er. Es würde keinen weiteren Versuch mehr geben. Niemals wieder würde es gelingen, den Marschall für ein solches Unternehmen zu gewinnen. Göring war nicht bloß umgefallen, er war zurückgekehrt in Hitlers Schoß. Und dort fühlte er sich unzweifelhaft am wohlsten.

39
    »Seine Exzellenz hat einen Besucher«, beantwortete der Schotte hinter dem Empfangspult in ungewohnt freundlichem Ton Clarsons Bitte, zu Ashfield vorgelassen zu werden. Die Botschaft hatte ihren normalen Dienstverkehr wieder aufgenommen, ein Zeichen, dass sich die Lage zu entspannen begann.
    Noch war es nicht zu spät. Die offizielle Antwort Londons stand noch aus. Die Dinge waren noch im Fluss. Wenn das Protokoll der britischen Regierung rasch genug zur Kenntnis gelangte, mochte das Pendel noch zugunsten derjenigen ausschlagen, die entschlossen waren, sich Hitlers Aggression entgegenzustellen. Und da er nicht vorhatte, das Dokument sehr bald wieder zurückzugeben, konnte es heute noch in die Diplomatenpost nach London gehen. Ashfield würde gar nicht anders können, wenn er das Original mit eigenen Augen sah. Den Streit mit Binnewies würde er aushalten.
    »Wenn Sie solange im Büro gegenüber bei seiner Sekretärin warten möchten?« Der Diplomat wies einen der Sicherheitsbeamten an, Clarson hinauf zu begleiten. »Sie ist berühmt für Ihr vorzügliches Gebäck, das sie Gästen gerne anbietet«, rief er ihm nach, als Clarson durch die Absperrung zum Aufzug ging.
    Ein kurzer Klingelton verkündete die Ankunft der Kabine und der Sicherheitsbeamte öffnete ihm die Aufzugstür. Vor ihnen stand ein auffällig großer Mann in einem

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