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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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kurzen Abriss der Begegnung mit der Gestapo gegeben hatte. »Die ganze Idee klang gestern Nacht nach ein paar Gläsern vielleicht kühn und vielversprechend, doch bei Tageslicht besehen   –«
    »Hast du das Protokoll besorgt?«, unterbrach Clarson.
    »Nein«, antwortete Binnewies und stellte das Glas ab. »Ich bin nicht mehr der Überzeugung, dass es noch irgendeinen Sinn macht. Die Gelegenheit ist verpasst.«
    Clarson hatte kalkuliert, dass der Beweis für Hitlers Kriegsprogramm auf der Titelseite einer amerikanischen Tageszeitung eine letzte Chance sein mochte, die Westmächte doch noch zu einer Kurskorrektur zu bewegen. Wenn die Welt nur wüsste , war das Mantra des Plans gewesen, ausgeheckt in der vergangenen Nacht im Flüsterton und mit der Unterstützung von mehr als hinreichenden Mengen Alkohol. Auf Binnewies’ Zugang zu Görings Unterlagen bauend, hatten sie sich kurzzeitig des Besprechungsprotokolls bemächtigen wollen, woraufhin Jenners Taschenkamera zum Einsatz gekommen wäre. Mit derlei explosiver Fracht ausgestattet, hätte der Journalist die Rückreise antreten und seine Verbindungen zu einer der großen Zeitungen der Ostküste in den Dienst der Sache stellen sollen. Clarson hatte Jenner heute Morgen dabei haben wollen, damit er bezeugen könnte, dass das Dokument aus Görings persönlichem Panzerschrank stammte. Goebbels’ verletzte Eitelkeit hatte diesem Vorhaben ein vorzeitiges Ende bereitet.
    »Lass uns in sein Büro gehen«, insistierte Clarson auf seinen Stock gestützt.
    Binnewies schüttelte den Kopf. »Wir waren gestern nicht ganz bei Sinnen. Sobald dieses Protokoll im Ausland publik würde, wäre hier eine Hexenjagd auf den Verräter im Gange, von der sich jemand, der aus dem liberalen England kommt, überhaupt keine Vorstellung machen kann. Es würde keine zwei Tage dauern, bis man mir auf die Spur gekommen wäre.«
    »Werden nicht alle Teilnehmer der Besprechung eine Kopie erhalten haben? Und würde der Verräter nicht im Kreis der inzwischen verabschiedeten Teilnehmer vermutet werden?«
    »Was ist, wenn es gelingt, das Foto als eindeutig von Görings Kopie stammend zu identifizieren?«
    »Würde Göring dich nicht decken?«
    »Du weißt nicht, wie kritisch Görings Lage bereits ist. Man würde annehmen, dass er selbst hinter der Aktion gestanden hat, und entsprechende Maßnahmen ergreifen.«
    »Ich verstehe«, konzedierte Clarson. »Außerdem wäre der Effekt zweifelhaft. Die deutsche Regierung würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Protokoll als Fälschung und jüdische Propaganda zu diffamieren. Es ist besser, wenn man in Deutschland gar nichts davon mitbekommt, dass ihr Staatsgeheimnis verraten ist.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    »Ich bringe es vertraulich der britischen Regierung zur Kenntnis, ohne dass man hier davon erfährt.«
    Binnewies lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und schien zu überlegen.
    Clarson konnte nun doch einen Drink gebrauchen. Allein das beständige Dröhnen in seinem Kopf überzeugte ihn, dem Impuls zu widerstehen. »Wir haben nichts zu verlieren«, sagte er, sich zu einem Schmunzeln zwingend.
    Der Major deutete ein Nicken an, griff zu seinem Cognac und kippte ihn hinunter. Er wischte sich den Mund und grinste nun ebenfalls breit. »Wir haben nicht viel Zeit. Hermann ist auf dem Weg ins Ministerium. Er kann jede Minute eintreffen.«
    Am Ende eines Korridors mit einer Fensterfront zur Linken und den Büros des persönlichen Stabes zur Rechten trafen sie auf die üblichen hohen Flügeltüren herrschaftlicher Bauten, umrahmt von zwei Posten der Wachkompanie seines Leibregiments. Es waren die gleichen kaum zwanzigjährigen Burschen wie am Vortag, als er erstmals Görings Dienstzimmer aufgesucht hatte.
    »Guten Morgen, Herr Major«, grüßten beide unaufgeregt und nahmen kurz Haltung an, während Binnewies zwischen ihnen die Flügel der ersten Tür aufzog, anschließend das zweite Paar Türflügel aufdrückte und ganz selbstverständlich eintrat.
    Görings Zimmer lag am Ende des Trakts und hatte drei Fensterfronten, von denen man den Hof und die anderen Gebäudeteile des Ministeriums überblickte. Alles war peinlich sauber aufgeräumt, wie man es vom Büro des Ministerpräsidenten jenes Staates, der Ordnung als eine seiner ureigenen Kardinaltugenden pries, nicht anders erwartet hätte.
    Der Raum war möbliert mit einer ledernen Sitzgruppe unter einem großen Fenster zur linken Hand, während auf der rechten Seite, quer vor der

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