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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Schwierigkeiten machen, Ersatz zu besorgen.« Er zwinkerte mit einem Auge und fügte hinzu: »Vielleicht kann man sich ja später noch in Tempelhof zu einem letzten Abschiedsgruß treffen.«
    »Kleine Änderung im Plan«, antwortete Clarson nach kurzem Nachdenken. »Ich glaube, ich muss hier schon eine gute Reise wünschen.«
    »Jetzt ist es genug mit dem Palaver!« Der Gestapo-Mann packte Jenner grob am Oberarm und begann ihn fortzuzerren. Sein jüngerer Kollege trat heran, um mitzutun.
    »Wir sehen uns am Flughafen!«, rief Jenner noch, bevor er sich widerstrebend und mit angewiderter Miene in den Wagen der Gestapo schieben ließ.
    Clarson schaute ihm nach, bis die Limousine außer Sicht war. Ihr gemeinsam ausgeheckter Plan war geplatzt wie eine Seifenblase, noch bevor sie das Ministerium erreicht hatten. Doch seine neue Idee gefiel ihm ohnehin besser.
    »Sie können hier nicht herumstehen«, waren die unfreundlichen Worte eines Wachmanns, der sich vor ihm aufzubauen begann.
    »Ist nicht meine Absicht«, erwiderte Clarson. »Ich möchte umgehend zu Major Binnewies vom Regiment Hermann Göring gebracht werden. Ich werde erwartet.«

37
    Oberstleutnant Klaus von Dannegger blickte aus dem Seitenfenster des Wagens hinüber zu dem Gebäude auf der anderen Straßenseite. Die klassizistische Fassade signalisierte althergebrachte preußische Ehrwürdigkeit und wirkte wie eine wohlerwogene Täuschung. Gleich in den ersten Wochen der Naziherrschaft hatte sich der SD in das alte Gästehaus der Republik eingenistet und dem Namen Prinz-Albrecht-Palais einen geheimnisumwitterten, bedrohlichen Klang gegeben.
    Am Telefon hatte Heydrich den höflichen Dienstleister gegeben, der seiner Auftragspflicht nachkam. Gemäß Führerbefehl waren die Stäbe der Waffen-SS nach dem Debakel von vorletzter Nacht künftig unter Hinzuziehung der Expertise der Kriegsakademie auszubilden. Mit kollegialem Unterton hatte sich der SD-Chef offen abfällig über absurden Rassekult und stumpfsinnigen Drill als Ersatz für profunde militärische Ausbildung ausgelassen. Natürlich würde er gewusst haben, dass jeglicher Versuch, von Dannegger einzulullen, von vornherein zum Scheitern verurteilt blieb. Es war schlichtweg Teil des Spiels.
    Himmler würde Heydrich mit der Ausführung des Befehls betraut haben, um sicherzustellen, dass die Kontrolle über die Ausbildung seiner militärischen Elitetruppe nicht Richtung Wehrmacht abdriftete. Der Gruppenführer war bekanntermaßen niemand, der sich ihm zugesprochene Kompetenzen von Dritten aus der knochigen Hand winden ließ. Vielleicht hatte Heydrich auch selbst eilfertig seine Dienste anerboten; wie üblich schnell bei der Hand, wenn es galt, heikle oder schwierige Aufgaben zu erledigen, sich unentbehrlich zu machen, seine Machtposition auszubauen. Doch von Dannegger hatte das sichere Gefühl, dass dies nicht die ganze Geschichte war. Heydrich hatte etwas vor und er würde herausbekommen was.
    »Warten Sie hier«, sagte er zu seinem Chauffeur von der Fahrbereitschaft des Heereskommandos, bevor er ausstieg und sich bedächtig zur Pforte am Haupteingang begab.
    »Ich komme auf Einladung von Gruppenführer Heydrich«, ließ er den Posten wissen.
    Ein kleiner, gedrungener Unterscharführer erwartete ihn bereits, grüßte   – ungewöhnlich für einen Nichtmilitär   – mit der Hand an der Mütze und geleitete ihn ins Innere des Gebäudes.
    Sein Kollege an der Pforte wartete ab, bis sie um die Ecke verschwunden waren, trat dann aus der Tür und ging über die Straße auf den wartenden Chauffeur zu. »Der Oberstleutnant lässt ausrichten, dass seine Besprechung wohl doch länger dauern wird. Wir lassen Sie rufen.«
    Bald hatten sie die breiten, vornehmen Flure des alten Palais durchquert und schritten durch triste Bürokorridore, die sich in nichts von irgendeinem x-beliebigen Verwaltungsamt unterschieden. Von Dannegger wunderte sich, wozu er in einen Hinterhaustrakt geführt wurde, den zweifellos bloß subalterne Chargen bevölkerten. Die Miene seines Begleiters ließ keine Deutung zu. Schließlich öffnete der Unterscharführer mit unterwürfig einladender Geste eine der vielen Türen.
    Der Raum war fensterlos, von einer einzelnen von der Decke hängenden Glühbirne schwach ausgeleuchtet und abgesehen von einem Holztisch und zwei einfachen Stühlen kahl und leer   – ein typischer Vernehmungsraum. Noch halb in der Tür stehend fuhr von Dannegger herum. »Wo ist der Gruppenführer?«
    Sein Gegenüber

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