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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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wechselt die Seiten«, antwortete Binnewies, nach Fassung ringend. »Als ob ich es nicht geahnt hätte! Sein Spiel ist verloren, jetzt will er die Bauern vom Brett wischen, bevor jemand zu genau hinschaut.«
    »Ich habe immer bloß Befehle ausgeführt!«, zeterte Manke erschrocken, unbewusst einen kleinen Schritt zurückweichend.
    »Darum geht es nicht, Leutnant. Hermanns Sorge vor einem Krieg, der zu früh kommt, war unberechtigt, der geplante Umsturz hat sich in Luft aufgelöst. Nun geht er daran, seine Mitwisser aus dem Weg zu räumen. Sie stecken mit drin.«
    Manke begann nach Luft zu schnappen. Unruhig taxierte er Clarson für eine Sekunde, dann blickte er hilfesuchend zur Tür, als sei er versucht zu türmen. Seine Schläfen waren rot angelaufen und an der Seite seines Halses traten, halb vom Uniformkragen verdeckt, großflächige gerötete Stellen hervor.
    »Bleiben Sie ruhig, Mann, und tun Sie, was ich Ihnen sage!«, wechselte Binnewies, der sich selbst wieder gefangen hatte, in den Kommandoton.
    »Du bist Görings Vertrauter«, warf Clarson verwirrt ein, dem die plötzlichen Wendungen ein Schwindelgefühl bereiteten. »Warum lässt er dich fallen?«
    »Hermann ist da eiskalt. Als er Heydrich einweihte, wusste ich, dass ich gefährdet bin. Ich stehe bei unserem Vorzeigearier nicht eben in hohem Ansehen und seine Rachsucht ist legendär. Er vergisst nicht, wenn man ihm einmal auf die Füße getreten ist.«
    Clarsons Schädel brummte noch immer, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wenn er sich bloß erinnern könnte, wo er das Gesicht des Leutnants schon einmal gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund war er überzeugt, dass dies der Schlüssel zu allem war. Die Nachricht von Görings Absprache mit Heydrich hatte alle seine Annahmen auf den Kopf gestellt. Doch das war es nicht alleine. Das Räderwerk unter seiner Schädeldecke hatte sich vorher schon in Bewegung gesetzt. In der Hektik der Flucht hatte er jedoch nicht die Ruhe gefunden, seinen Gedanken nachzugehen, und nun lag die Nachricht von Heydrichs Beteiligung wie ein Nebelschleier über allem.
    Struttners eigenartiges Telefongespräch mit dem SD-Chef war der erste Stein des Anstoßes gewesen. Er war stets davon ausgegangen, dass der SD von ominösen, konspirativen Treffen Görings mit Wardley Wind bekommen und sich entschlossen hatte, dessen Geheimdiplomatie zu torpedieren. Doch für Struttner war nicht die Tatsache, dass gegen den Führer konspiriert wurde, die sensationelle Neuigkeit gewesen, sondern dass Göring dahinterstand. Damit stellte sich die Frage neu, warum Wardley ermordet worden war. Sein Tod passte nicht ins Bild. Nach einer Absprache zwischen Heydrich und Göring hätte es für eine solche Tat kein Motiv mehr gegeben und vorher?   – Wenn der SD so wenig gewusst hatte, dass ihm die Beteiligung Görings verborgen geblieben war, warum hätte er sich dann selbst des einzigen Informationskanals berauben sollen? Ashfields Beteuerung, dass es nicht der SD war, der Wardley auf dem Gewissen hatte, machte so betrachtet Sinn.
    Clarson schaute Manke an und hatte plötzlich den Tiger Rag im Ohr. Jetzt erinnerte er sich. Als er am Samstagabend in den Jazzklub gekommen war, hatte er Manke mit gesenktem Kopf und geröteten Stellen am Hals an der Bar hocken gesehen. Und mit einem Mal begriff er. Der Anruf des Polizeipräsidenten, der zu seiner Freilassung geführt hatte, war merkwürdig frühzeitig gekommen. Wie hatte Göring so schnell von Wardleys Ermordung und seiner eigenen Verhaftung erfahren? Er musste einen Informanten am Tatort gehabt haben und dafür kam nur eine einzige Person infrage: der Mörder.
    »Seit wann genau kooperiert Göring mit Heydrich?«
    Binnewies antwortete nicht. Er räumte die restlichen Akten zurück in den Wandtresor und hängte das Gemälde, das den Alten Fritz bei der Inspektion seiner Langen Kerls zeigte, wieder an seinen Platz darüber.
    »Warum hat Adrian Wardley sterben müssen?«, setzte Clarson nach, Binnewies’ Gesicht nach einer Reaktion absuchend.
    »Um den Handelsattaché tut es mir leid«, murmelte der Major, setzte sich an den Schreibtisch und nahm den Telefonhörer in die Hand.
    Clarson fühlte kalte Wut in sich hochsteigen und wartete kurz ab, bis sie ganz von ihm Besitz ergriffen hatte. Dann hob er seinen Stock, hielt ihn gegen Mankes Brustkorb und starrte in dessen fleckiges Gesicht. »Sie waren es! Sie haben Wardley mitten in der Bar wie ein Schwein abgestochen!«

43
    Manke schlug den Stock

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