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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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sagte Binnewies, Clarsons Worte ignorierend.
    »Wohin?«
    »Ums Eck in die Prinz-Albrecht-Straße. Himmlers Dienstsitz ist im Moment vermutlich der einzige Ort in Berlin, wo der SD nicht einfach hereinspazieren und Leute abführen kann.« Der Major schnallte sich sein Koppel um und wies einladend zur Tür. »Wir spielen jetzt in Hitlers Mannschaft, ob es dir gefällt oder nicht.«

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    Die grünen Bänke im Sitzungssaal des britischen Unterhauses waren bis zum Bersten gefüllt. Viele der Abgeordneten hatten nur einen Stehplatz gefunden. Die alte Chamber of Commons im Palast von Westminster war längst zu klein geworden, um allen Mitgliedern des Parlaments Platz zu bieten. Ein Umbau der Räumlichkeiten indes wäre einem Sakrileg gleichgekommen und war nie ernsthaft erwogen worden.
    Der Premierminister stand an seinem kleinen hölzernen Stehpult. Seine schmale Statur ließ ihn größer wirken, als er tatsächlich war. Von unterhalb eines breiten, halb ergrauten Schnurrbarts, der die bewegungslose Oberlippe komplett überdeckte, drang seine näselnde, fast weinerliche Stimme durch den Saal. »Die Besetzung Böhmens durch deutsche Streitkräfte begann heute Morgen um sechs Uhr. Die tschechische Regierung hat die Bevölkerung angewiesen, keinen Widerstand zu leisten. Seit der slowakische Landtag die Unabhängigkeit der Slowakei erklärte, hat die Lage sich verändert. Mit einer solchen Erklärung machte sich der Staat, dessen Grenzen zu garantieren wir uns anerboten hatten, durch innere Spaltung selbst ein Ende, und die Regierung Seiner Majestät kann sich demgemäß nicht als durch diese Verpflichtung gebunden betrachten.» Er reckte den dünnen Hals, als enge sein hoher, steifer Kragen ihn ungebührlich ein, blickte zu den Bänken der Opposition hinüber und erklärte laut und bestimmt: »Ich verurteile strikt jegliche Vorwürfe eines Vertrauensbruchs seitens des Reichskanzlers. Wir werden an unserer Politik des Appeasements festhalten.«

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    »Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie die Absicht haben, wie ein schleimiger Wurm unter Hitlers warme Decke zu kriechen. Auf unsere Begleitung werden Sie allerdings verzichten müssen.« Ariane hatte ihre Handtasche ergriffen und stolzierte zur Tür.
    Binnewies reagierte sofort. Er riss seine Waffe aus der Pistolentasche und hielt sie Clarson an die Schläfe. »Ich verabscheue unnötiges Blutvergießen, gnä’ Frau. Drum seien Sie bitte so freundlich und stellen sich mit erhobenen Händen an der Wand auf! Henry, das Gleiche gilt für dich.«
    »Bist du komplett wahnsinnig geworden?«, herrschte Clarson ihn an und war versucht, die Waffe beiseite zu schlagen, so wie es Manke mit seinem Stock getan hatte. Doch Binnewies erschien kühl und ungerührt und es bestand für Clarson keinerlei Zweifel, dass der Major im Eventualfall unbehelligt von irgendwelchen Skrupeln bleiben würde.
    Binnewies drückte den Lauf gegen Clarsons Kopf und schob ihn so in Richtung Wand. »Offen gestanden war es nicht meine Absicht, dich als Anstandsbegleitung mitzunehmen. Du bist ein trefflicher Beweis für die Verstrickung des Auslandes. Die Gelegenheit, einen wesentlichen Beitrag zur Festsetzung der Verräter zu leisten, kann ich mir wirklich nicht durch die Finger gehen lassen. Tut mir aufrichtig leid.« Binnewies zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Durchsuchen, beide!«, befahl er Manke.
    »Ein wenig spät, um den Dienstherren noch einmal zu wechseln, glaubst du nicht?«, raunte Clarson mit dem Gesicht zur Wand.
    »Ich liefere ihm Hermanns Kopf auf einem Silbertablett, dazu den seines Vizes, der ihm schon lange zu groß und eigenmächtig geworden ist   – der Reichsführer wird darüber mehr als erfreut sein. Was meine Rolle angeht, so habe ich stets in guter deutscher Nibelungentreue die Anordnungen meines Vorgesetzten befolgt. Solche Mitarbeiter wird der Reichsführer zu schätzen wissen.«
    »Der Stiefelknecht Heinrich Himmlers werden, um das eigene armselige Leben zu retten!«, fauchte Ariane. »Geht es noch erbärmlicher?«
    »Himmler hat mir nichts getan«, gab Binnewies kühl zurück. »Es ist Göring, der uns gerade den SD auf den Hals hetzt.«
    Manke hatte die PPK gefunden und an sich genommen und tastete Clarson weiter ab. »Was ist das?«, fragte er barsch, als er bei den Unterschenkeln angelangt war.
    Clarson bückte sich langsam, zog das Protokoll unter den wachsamen Augen des Leutnants hervor, ließ es auf den Schreibtisch fallen und warf seinem Trinkkumpan von vergangener Nacht

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