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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Goebbels’ Schwägerin.«
    »Sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte der Franzose, kurz seinen Hut lüftend. Dann ergänzte er feixend: »Ich nehme an, Monsieur Goebbels kann etwas männliche Unterstützung in der Familie gebrauchen.«
    Der jüngst ausgestandene Ehezwist gab also immer noch Anlass für offene Häme.
    »Ich denke der Propagandaminister empfindet den britischen Teil seiner Verwandtschaft eher als Belastung«, antwortete Clarson. »Wir hinken beide, doch das ist auch schon alles, was wir gemeinsam haben«, fügte er hinzu, um dem Franzosen anzudeuten, dass etwaige Hemmungen, offen zu sprechen, unbegründet waren.
    Guillemont benötigte keine Ermunterung. Er strich mit Daumen und Zeigefinger über seinen dünnen schwarzen Schnurrbart und raunte mit französischem Akzent: »Da zeigen sie uns etwas, das aussieht wie ein Ding aus der Zukunft. Und versuchen uns zu erschrecken mit Geschichten von dem, was es alles können soll.« Er gab sich redlich Mühe, verächtlich zu klingen, dennoch verriet sein Tonfall Besorgnis.
    »Es ist verblüffend, wie offen die Deutschen ihre neuesten Waffen präsentieren«, pflichtete Clarson bei.
    »Derlei Vorführungen sind nicht ungewöhnlich«, erläuterte Ellis. »Göring wirkt dabei stets wie ein kleiner Junge, der mit seinem neuesten Spielzeug prahlen will. Aber lassen wir uns nicht täuschen, in Wahrheit ist es gezielte Einschüchterung. Und darin ist der dicke Luftwaffenboss ein Meister.«
    »Das Ganze könnte den gegenteiligen Effekt haben und uns zu größeren Rüstungsanstrengungen animieren«, entgegnete Clarson.
    »Göring will im Moment nur Eines«, antwortete Ellis nachdenklich, »nämlich den drohenden Krieg verhindern. Nur steht er damit ziemlich alleine da in diesem Land. Die ganze Schau von eben erscheint mir nahezu wie ein verzweifelter Akt der Abschreckung.«
    »Hat er überhaupt noch Einfluss?«, warf Guillemont ein. »Der oberste Flieger des Reiches hat doch, nach allem was wir wissen, zur Zeit Flughöhe Null bei seinem Herr und Gebieter. Wir dachten schon, er wäre gänzlich abgemeldet.« Guillemont schaute sich kurz um. »Besonders als es Anfang des Monats hieß, er habe sich zur Kur begeben und niemand sagen konnte, wann er zurückkehren würde.«
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte Ellis. »Vielleicht haben wir ja hier so etwas wie ein Comeback des zweiten Mannes im Reich erlebt. Die Veranstaltung hat der Welt jedenfalls gezeigt, dass er wieder da ist. Und vielleicht bedeutet das ja eine Chance für den Frieden.«
    »Nichts würde ich mir sehnlicher wünschen«, entfuhr es Guillemont. »Wir müssen alles Menschenmögliche tun, um einen neuerlichen Krieg zu vermeiden. Dieses Mal würde alles noch viel fürchterlicher werden, wie man an dieser neuen Über-Waffe unschwer erkennen konnte.«
    »Es handelt sich doch ganz augenscheinlich bloß um einen Prototypen«, versuchte Clarson zu beruhigen. »Die Maschine mag ja enorme Spitzengeschwindigkeiten erreichen. Doch wie sieht es mit ihrer Wendigkeit aus? Und wie lange hält sich der Vogel in der Luft? Solange Göring ihn uns nicht fliegend zeigt, wissen wir eigentlich gar nichts.«
    Guillemont schnaubte unbeeindruckt. »Was Sie hier sehen, ist nur eine von einer ganzen Reihe von Forschungsstätten. Sehen Sie den harmlos aussehenden Mann dort drüben?« Er zeigte auf einen freundlich dreinblickenden Zivilisten inmitten einer Gruppe von Wehrmachtsoffizieren, der noch keine dreißig sein konnte. »Wernher von Braun, junger Bursche, doch schon Direktor der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Die geben sich dort weit weniger aufgeschlossen. Niemand weiß, woran sie arbeiten. Warum ist er hier? Wieso interessiert er sich für den Strahlantrieb? Das bereitet mir ungleich mehr Kopfzerbrechen.«
    »Jedenfalls funktioniert die Einschüchterungstaktik der Deutschen, wie man an Ihrer Reaktion unschwer erkennen kann«, provozierte Ellis schmunzelnd.
    »Sie missverstehen mich vollkommen!«, gab Guillemont indigniert zurück. »Wir stehen selbstverständlich an der Seite Britanniens. Sobald London zu den Waffen greift, werden wir im selben Moment das Gleiche tun. Aber die Nazis sind Meister darin, sich technischen Fortschritt zunutze zu machen. Er ist die eigentliche Quelle ihrer Macht.«
    Sie hatten das Gelände fast vollständig überquert, als sich Ellis, von einem der Luftwaffengeneräle diskret herbei gewinkt, mit einem kurzen Handschlag entschuldigte. Auch der Franzose verabschiedete sich mit Hinweis

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