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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Traube von ungefähr vierzig Menschen anzutreffen, die Hälfte von ihnen in Uniformen der unterschiedlichsten Couleur. Gehofft hatte er auf eine vertraulichere Begegnung mit Göring, der sein einziger verbliebener Kandidat für die Rolle des unbekannten Beschützers war.
    Niemand schien von seiner Ankunft Notiz zu nehmen. Alle Augen waren auf das silberfarbene Fluggefährt gerichtet, das in der Mitte des Raumes unter einem von der Decke hängenden Hakenkreuzbanner stand. Auch Clarson traute kaum seinen Augen.
    Sein Absturz während einer Routineübung in Mittelengland hatte zwar seine Laufbahn jäh beendet, nicht jedoch seine Leidenschaft für die Fliegerei. Er war damals zur Air Force gegangen in der Überzeugung, dass die Luft das entscheidende Schlachtfeld der Zukunft darstellen würde. Doch die Entwicklung der kleinen Fliegertruppe war aufgrund des Mangels an Investitionen in das technisch Mögliche weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. Die Reichsluftwaffe hingegen schien all das umzusetzen, wovon sie als junge Piloten nach dem Krieg nur hatten träumen können.
    Der einsitzige Jäger faszinierte in seiner Fremdartigkeit. Die kleinen Tragflächen trugen keine Rotoren und am Bug fand sich dort, wo man einen Propeller vermutet hätte, ein Loch. Der Rumpf glich einer leicht nach außen gewölbten Röhre, die am Heck in einer kleineren Öffnung endete. Abgesehen von der schmalen Pilotenkabine, schien der gesamte Korpus aus dem neuartigen Strahltriebwerk zu bestehen. Das technische Prinzip war jedem, der sich für die Zukunft der Luftfahrt interessierte, bekannt. Doch hatte es bis dato niemand fertiggebracht, das theoretische Konzept in die Praxis umzusetzen. Die Air Force hatte ein entsprechendes Ansinnen des englischen Erfinders des Strahlantriebs als unmöglich abgelehnt. Die Deutschen hatten sich allem Anschein nach über sämtliche Hindernisse hinweggesetzt und tatsächlich den ersten sogenannten Düsenjäger gebaut.
    In eine mit Orden übersäte, taubenblaue Uniform gepackt, ließ Göring seine gewaltige Stimme ertönen. Einem stolzen Zirkusdirektor gleich, marschierte er vor der Maschine auf und ab und erläuterte der erstaunten Zuhörerschaft das neueste Wunderwerk des Deutschen Reiches. »Das Turbinen-Luftstrahltriebwerk macht unsere He 178 schneller als jedes rotorgetriebene Flugzeug, das man sich überhaupt denken kann«, exklamierte er. Das Echo der blechernen Wände verstärkte den Klang seiner Worte noch, ein vermutlich willkommener Nebeneffekt der gewählten Örtlichkeit.
    Zur Erstvorführung für das Ausland waren Vertreter aus den verschiedensten Ländern eingetroffen. Neben den deutschen Offizieren waren die Italiener, Ungarn und Rumänen leicht an ihren Uniformen auszumachen, die Übrigen trugen Zivil. Der Luftwaffenchef ergriff eine Flasche Champagner, die an einer Schnur von einem drei Meter hohen improvisierten Holzgalgen hing, schleuderte sie gegen das verstärkte Seitenteil des Fliegers und taufte ihn mit pathetischer Miene auf den Namen seiner einjährigen Tochter Edda. Gleich darauf verschwand er, huldvoll in die Runde grüßend, von einem italienischen Offizier begleitet durch eine Hintertür. Die geladenen Diplomaten und Militärs schauten sich ratlos an, verwundert über das abrupte und vorzeitige Ende der Veranstaltung. Ordonnanzen begannen sogleich, die Gäste an einem unberührten Champagner-Buffet vorbei zurück zu den Wagen zu geleiten. Clarson rückte, den Borsalinohut in der Hand, unzufrieden seine Krawatte zurecht. Die Hoffnung auf eine Aussprache mit Göring hatte sich als Illusion erwiesen.
    »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen«, äußerte Peter Ellis, der plötzlich wie aus dem Nichts neben ihm erschienen war, in einem geradezu inquisitorischen Tonfall, als müsse Clarson sich für seine Anwesenheit rechtfertigen. Der Air Attaché hatte sich noch rechtzeitig ein Glas Champagner gesichert und leerte es in einem Zug.
    »Görings Waffenkammer erscheint mir um einiges eindrucksvoller, als ich sie mir vorgestellt hatte«, überging Clarson die Bemerkung. »Inklusive dem seltsamen Beton-Ei dort draußen.«
    Aus der sich zum Ausgang bewegenden Gruppe löste sich ein Mann in einem dunklen Zweireiher und gesellte sich zu ihnen.
    »Mister Clarson«, sagte Ellis, nun einen freundlichen Ton anschlagend, »darf ich Ihnen Claude Guillemont von der hiesigen Vertretung der Französischen Republik vorstellen? Monsieur Guillemont   – Henry Clarson, der Ehegatte von

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