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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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auf die Limousine seiner Botschaft vor dem Eingangstor. Sein Angebot, ihn zurück in die Innenstadt mitzunehmen, schlug Clarson aus.
    Stattdessen blieb er auf dem Hof der Forschungsanstalt zurück. Er war keinen Schritt weitergekommen an diesem Vormittag. Was ihm blieb, war ins Adlon zurückzukehren, wo Ariane auf baldige Ausreise drängen würde, was wiederum bedeutete, sich ohne sichere Aussicht auf den gewünschten Ausgang der Goebbels ’ schen Inquisition stellen zu müssen. Unterdessen wartete eine Verschwörergruppe zur Beseitigung Hitlers vergebens auf Unterstützung aus dem Königreich.
    Er passte einen unbeobachteten Moment ab, drehte sich um und flanierte zurück ins Zentrum des Geländes.

17
    Clarson lenkte seine Schritte in eine kleine Gasse zwischen zwei Bürogebäuden. Er wollte dem Wellblechhangar ausweichen, vor dem noch einige Teilnehmer von Görings Schauspiel rauchend plauderten. Am Ende des schmalen Fußwegs wandte er sich nach links und sah sein Ziel in kaum fünfzig Metern Entfernung vor sich. Als er näher trat, nahm er ein dumpf vibrierendes Geräusch ähnlich dem Klang einer Propellerturbine wahr, das aus dem Inneren des Objektes drang.
    Der fensterlose Betonturm hatte ihn von Beginn an neugierig gemacht. Er war entschlossen, die runde Fassade solange nach einem Schild, einer Aufschrift oder einem schlichten Kabel abzusuchen, bis er vom Gelände gewiesen würde. Irgendein Detail würde schon Aufschluss über den Zweck der Anlage geben. Der Monolith war groß genug, um jede erdenkliche Waffe oder sonstiges Ungemach zu verbergen und die Versuchsanstalt der Luftwaffe sicher kein Ort, an dem an Harmlosigkeiten geforscht wurde.
    Doch der Turm schien sein Geheimnis nicht preisgeben zu wollen. Die Oberfläche aus einfachem rauem Beton vibrierte leicht unter den Vorgängen im Innern, ansonsten fand sich nicht der kleinste Hinweis. Er war im Begriff aufzugeben, als Turbinengeräusch und Vibration plötzlich schwächer wurden und schließlich ganz verstummten. Die Metalltür am oberen Ende der Außentreppe öffnete sich, ein Mann in einem grauen Straßenanzug trat heraus und kam die Stufen hinunter. Als er Clarson bemerkte, zog er die Augenbrauen zusammen.
    »Was tun Sie hier?«, fuhr er Clarson an und schob sich mit der flachen linken Hand das zur Seite gekämmte Haar aus der Stirn. Die Geste und die ganze äußere Erscheinung des Mannes erinnerten Clarson an eine andere Bekanntschaft, die er kürzlich gemacht hatte. Mit seiner übel gelaunten Mimik, der markanten Nase und den rundlichen Wangen, dazu den grazilen Händen hätte sein Gegenüber als ein Bruder des Reichskanzlers durchgehen können.
    »Ich hatte das Vergnügen an der Präsentation des Strahltriebjets teilzunehmen   – auf persönliche Einladung von Oberbefehlshaber Göring«, erklärte Clarson.
    »Sind Sie einer der britischen Attachés?«, fragte der Unbekannte, als er den englischen Akzent vernahm.
    »Henry Clarson aus London«, streckte er seine Hand zum Gruß aus, »ein Bekannter des Generalfeldmarschalls.«
    Die Miene seines Gegenübers hellte sich etwas auf. »Hans Lessing, leitender Ingenieur der Firma Heinkel.«
    »Dann habe ich vorhin also eines der Produkte Ihres Unternehmens bewundert.«
    »Ja, ja, der He 178-Jäger ist eines der Prestigeprojekte unseres Hauses«, antwortete Lessing wegwerfend, als sei der hochmoderne Flieger bloß kalter Kaffee.
    »Mein Kompliment, das war sehr beeindruckend. Ich nehme an, Sie waren selbst an seiner Entwicklung beteiligt?«
    »Ich bin für alles zuständig, was mit technischem Fortschritt in der Luftfahrt zusammenhängt«, gab der Ingenieur mit unverhohlenem Stolz zurück. Er tätschelte den monströsen Betonbau wie ein lieb gewonnenes Haustier. »Wie ich sehe, hat auch diese Anlage Ihr Interesse geweckt.«
    »In der Tat, wenngleich ich zugeben muss, keine rechte Vorstellung zu haben, um was es sich dabei handeln mag.«
    »Der Trudelturm ist einmalig in der Welt«, ging Lessing in offenes Prahlen über und begann seine Worte mit erläuternden Gesten für den Laien zu untermalen. »Wir simulieren hier mit Hilfe eines vertikal von unten nach oben verlaufenden Luftstroms natürliche Flugbedingungen, um den gefährlichen Zustand des Trudelns zu analysieren.«
    Clarson wusste nur zu gut, wovon der Ingenieur sprach. Vergeblich hatte er immer wieder versucht, die Erinnerung an jene traumatischen Sekunden aus seinem Gedächtnis zu streichen. Seine Maschine war damals mit schnell wachsender

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