Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
Vom Netzwerk:
sah jedoch keinen Anlass, Lessings Patriotismusphrase unwidersprochen zu lassen. »Also helfen Sie dem Regime, das Ihre Familie verfolgt, sich ganz Europa zu unterwerfen.«
    Lessings Mundwinkel zuckten kurz und seine Züge spannten sich sichtbar an. »Ich muss irgendwie leben und meine offiziell von mir geschiedene Frau unterstützen. Sie erhält in der Schweiz keine Arbeitserlaubnis. Ohne meine Anstellung bei Heinkel wäre sie auf Almosen angewiesen. Außerdem bin ich Göring für seine Hilfe in der ganzen Angelegenheit zu Dank verpflichtet.«
    Eine Gruppe von jungen Offizieren schlenderte an ihnen vorbei über den Hof und sie unterbrachen ihr Gespräch.
    Clarson schaute sich um. Vom anderen Ende des Hofes marschierten zwei Männer in Luftwaffenuniform in ihre Richtung.
    Lessing zuckte mit den Schultern, als glaubte er, eine weitere Erklärung schuldig zu sein: »Überleben, bis die Zeiten sich ändern.«
    Die Soldaten beschleunigten ihre Schritte und steuerten erkennbar auf sie zu. Auch Lessing hatte sie bemerkt und sprach nun mit leiser Stimme: »Übrigens, Göring hat hier eine reine Schau abgezogen. In Wahrheit hat die Luftwaffe gar kein Interesse an der He 178 und stellt keine Gelder für ihre Fortentwicklung bereit.«
    »Die geringe Reichweite?«
    Lessing lächelte vielsagend, dann waren die beiden Soldaten herangetreten und postierten sich rechts und links von Clarson. Am unteren Ärmel ihrer Uniform war ein Streifen aufgenäht, der den Schriftzug Hermann Göring trug.
    »Herr Heinrich Clarson?«, fragte der Ältere, dessen Schulterstücke ihn als Oberfeldwebel auswiesen.
    »Henry ist der Name.«
    »Wenn Sie uns bitte begleiten wollen?«
    Der andere Soldat, ein Gefreiter, fasste ihn am linken Arm.
    » Wollen ?«, wiederholte Clarson und deutete mit dem Kopf auf die Hand, die ihn gepackt hatte.
    Die Wache löste den Griff nicht.
    »Herr Clarson, bitte folgen Sie uns.«
    Clarson nickte dem unbehaglich dreinschauenden Lessing zu und lüftete zum Abschied kurz seinen Hut, bevor er sich den beiden Uniformierten zuwandte. »Meine Herren, ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
    Die einfache Baracke, zu der er geführt wurde, befand sich etwas abseits der anderen Gebäude im Schatten von Buschwerk und einigen Fichten. Die Eingangstür öffnete sich zu einem kleinen Saal, in dem es nach Zigarettenasche stank und der augenscheinlich als Aufenthaltsraum für die Piloten diente. Während der Gefreite sich am Ausgang postierte, kontrollierte der Oberfeldwebel das Nebenzimmer hinter einer Seitentür. Nachdem er sich versicherte hatte, dass sich dort niemand aufhielt, verließ er mit seinem Kameraden das kleine Gebäude, ohne einen Blick oder ein Wort an Clarson zu richten.
    Der Raum war kahl und mit einfachen Tischen, Stühlen und Holzbänken ausgestattet. Neben Porträtfotos von Hermann Göring und Manfred von Richthofen, dem Roten Baron und Fliegerhelden des Weltkriegs, zierte ein großes Propagandaplakat die Wand, auf dem drei junge Piloten eine Hakenkreuzflagge vor einer Messerschmidt in den Wind hielten. Der rote Schriftzug darunter lautete: Niemals mehr wehrlos   – niemals mehr ehrlos .
    Eine halbe Ewigkeit lang schien nichts zu geschehen. Clarson vertrieb sich die Zeit, indem er den Silberknauf seines Spazierstocks inspizierte und mit dem Daumen die dunklen, angelaufenen Stellen auf der Unterseite polierte. Er war zuversichtlich, dass seine Vermutung korrekt war. Tatsächlich öffnete sich schließlich die Eingangstür und die Silhouette jenes Mannes erschien, dem zu begegnen er gehofft hatte.

18
    Stampfenden Schrittes kam Göring auf ihn zu, während die Wache die Tür von außen schloss. Die Absätze seiner Uniformstiefel hallten vom Holz des Fußbodens wie Trommelschläge wider und unterhalb seines Doppelkinns tanzte sein Pour-le-mérite-Orden im Rhythmus dazu.
    »Mein lieber Clarson, wie gut Sie wiederzusehen.«
    Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe begrüßte ihn wie einen alten Bekannten mit einem ausladenden Handschlag. In seinem Pfannkuchengesicht zeigte sich dabei das freundliche Lächeln eines Vertrauten. Einladend wies er auf einen der vielen Stühle und ließ sich selbst auf einer kleinen Holzbank gegenüber nieder, die er fast zur Gänze ausfüllte. Tief atmend schlug er die Beine übereinander und legte seinen rechten Arm auf die Rückenlehne, einem selbstzufriedenen Gutsherrn gleich. Der Duft von süßlichem Körperöl zog Clarson unangenehm in die Nase.
    Es war leicht zu erkennen, warum Göring vielen

Weitere Kostenlose Bücher