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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Zeitgenossen sympathisch vorkam. Er hob sich angenehm ab von dem düster-verbohrten Führungstypus des Regimes, wirkte bei aller unverkennbaren Brutalität seines Charakters wie ein großes Kind, dabei zugänglich und halbwegs gebildet.
    Früh hatte er sich an die Seite Hitlers gestellt und anfangs mit der jungen SA Krawalle und Straßenaufmärsche organisiert. Doch bald schon hatte er, der selbst auf einem Schloss aufgewachsen war, sich bloß noch in den Palästen des Adels und Großbürgertums bewegt, emsig bemüht, die Nazipartei in den führenden Kreisen der Gesellschaft salonfähig zu machen.
    Von Beginn an hatte er sich als der zweite Mann hinter Adolf Hitler gesehen und darauf gesetzt, eines Tages seine Nachfolge anzutreten. Das war zunächst nicht mehr als ein Anspruch gewesen. Auf das Vertrauensverhältnis zu seinem Führer setzend, hatte er geduldig seine Position ausgebaut und dabei dessen absolute Autorität in allen Fragen stets anerkannt. Dies nicht zu getan zu haben, war ein Fehler, den die eigentlichen zweiten Männer der Nazibewegung, Gregor Strasser und Ernst Röhm, mit dem Leben bezahlt hatten.
    »Sie galten schon als verschwunden«, begann er. »Doch offensichtlich scheint Ihnen unser Forschungsinstitut hier zu gefallen.«
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, mich einzuladen«, erwiderte Clarson. »Auch wenn ich eben beinahe das Gefühl hatte, verhaftet zu werden.«
    »Die Umstände tun mir leid«, gab Göring abwinkend zurück. »Ich hoffe, man hat die Form nicht verletzt und ist Ihnen in angemessener Weise gegenübergetreten. Ich wollte jedoch sicherstellen, dass wir heute noch Gelegenheit haben zu sprechen.«
    Es bedurfte einer Willensanstrengung, seinem bohrenden Blick standzuhalten.
    »Imponierendes Projekt, Ihr Strahltriebflieger«, überbrückte Clarson eine kleine Pause, entschlossen, nicht den ersten Schritt zu machen. Göring würde ihn kaum hergebracht haben, um einen Schwatz über die Zukunft der Luftfahrt zu halten. Doch das Bild von Wardleys blutüberströmter Leiche mahnte Clarson, behutsam vorzugehen.
    »Ja, das dachte ich mir, dass der Ihnen den Atem verschlägt.« Görings grinsende Mundwinkel kämpften gegen seine fleischigen Wangen an. »Einmal Flieger, immer Flieger. Die Fliegerei lässt einen Mann nicht wieder los. Meine Absicht ist, die gesamte Jagdwaffe mit Typen dieser Art auszustatten. Deutschland wird dann über eine Luftmacht verfügen, die alles bisher Dagewesene zu wertlosen Klapperkisten degradiert.«
    »Ihre Nachbarn in Europa werden das mit Beunruhigung verfolgen«, entgegnete Clarson, die Hände vor sich auf den Stock stützend.
    »Herr Clarson, ich bin ein Mann des Friedens«, gab Göring fast beleidigt zurück. »Allen voran Sie sollten das wissen.« Mit einer umständlichen Bewegung kramte er ein besticktes Taschentuch aus dem Innern der Uniformjacke hervor und wischte sich die Stirn. »Es freut mich jedenfalls, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Ich war, offen gesagt, nicht ganz unbeteiligt daran, dass Sie dazu überhaupt in der Lage waren.«
    Clarson hob die Augenbrauen. Göring schaute ihn mit musterndem Blick an und fuhr fort.
    »Schlimme Sache dieser Vorfall von Samstagnacht. Mein Beileid übrigens. Ich nehme an, Sie waren mit dem Handelsattaché befreundet?«
    »Verstehe ich Sie richtig? Habe ich meine plötzliche Freilassung Ihrer Intervention zu verdanken?«
    »Glücklicherweise ist der Berliner Polizeipräsident ein alter Freund und Kampfgenosse von mir. Auch wenn ich nicht mehr direkt für die Polizei des Landes verantwortlich bin, hatte ich so doch die Möglichkeit, auf unbürokratische Weise dem üblen Spuk ein Ende zu bereiten.«
    »Herr Ministerpräsident«, antwortete Clarson. Zivilpersonen sprachen Göring im Allgemeinen mit seinem Titel als Regierungschef des Landes Preußen an. Von den unzähligen Ämtern, die er angehäuft hatte, vermittelte dieses das größte Ausmaß an Autorität. Militärs pflegten seinen Rang als Generalfeldmarschall in der Anrede zu verwenden. »Ich bin Ihnen sehr verbunden, doch ich habe mit diesem brutalen Verbrechen nicht das Geringste zu tun.«
    »Natürlich sind Sie unschuldig, das steht doch ganz außer Frage. Das Problem ist nur, dass die Gestapo es nicht so sehen wird. Aber das haben wir ja einstweilen verhindert, dass Sie in deren Hände geraten.«
    Einstweilen ? Göring übermittelte eine zwiespältige Botschaft.
    »Sie sind ein Ehrenmann«, fuhr der Marschall in jovialem Ton fort, »das habe ich gleich

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