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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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erkannt. Und als ehemalige Kampfpiloten verbindet uns sowieso der Ehrenkodex der Lüfte.«
    Clarson drehte den Stock zwischen seinen Fingern. Es sprachen immer die am lautesten von Ehre, die davon am wenigsten im Leib hatten. Die Methoden der Luftwaffe im Spanischen Bürgerkrieg jedenfalls hatten mit der oft beschworenen Ritterlichkeit des Luftkampfes nicht viel gemein gehabt.
    »Ich hätte es, offen gesagt, vorgezogen, wenn man offiziell jedweden Tatverdacht hätte fallen lassen, statt mich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion unter Vorbehalt auf freien Fuß zu setzen.«
    »Ich verstehe. Doch das war bei der gegebenen Indizienlage leider nicht machbar. Jedenfalls wäre eine komplett unmögliche Situation entstanden, wenn ein Verwandter von Reichsminister Goebbels und Angehöriger der Londoner Gesellschaft hier bei uns unter falschem Tatverdacht einsäße. Das musste ich schon aus politischen Gründen verhindern.« Die Hände auf die Oberschenkel abgestützt, beugte sich Göring so weit zu ihm vor, dass Clarson fürchtete, der übergewichtige Feldmarschall werde von der Bank rutschen und vor seine Füße stürzen. »Außerdem ist es besser«, hauchte er mit leiser Stimme, »wenn der Inhalt Ihrer Unterhaltung mit Attaché Wardley nicht SD und Gestapo zur Kenntnis gelangt.«
    »Wir haben über Jazzmusik gesprochen.«
    »Das wird kaum das einzige Thema gewesen sein.«
    »Wir sind beide ausgesprochene Liebhaber des Swing.«
    Göring schnaufte tief, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Hören Sie, Wardley hat mir vertraut und ich ihm. Das war die Basis all unserer Unterredungen. Als Beauftragter für den Vierjahresplan habe ich die Oberhoheit über das deutsche Wirtschaftsleben und hatte schon von daher vielerlei Berührungspunkte mit dem Handelsattaché. Wesentlich war mir aber die Friedenssicherung. Attaché Wardley und ich haben im Dienste des Friedens eng zusammengearbeitet. Wir hatten vereinbart, dass er Sie ins Vertrauen ziehen würde. Meine Hoffnung ist nun, dass er noch die Gelegenheit dazu hatte.«
    Wardley, der selbsternannte Geheimhaltungsspezialist, hatte tatsächlich Göring seinen Namen genannt und ihn vermutlich auch gleich als möglichen Kurier nach England angepriesen.
    Clarson spürte, wie Göring sich unter wachsender Anspannung bemühte, das Mienenspiel seines Gastes zu deuten. Es reizte ihn, den Marschall noch etwas länger im Ungewissen zu lassen. Doch Versteckspiel konnte dem Fortgang des Gesprächs bloß schaden. Göring war   – das hatte er an seinem ersten Abend in Schwanenwerder zu spüren bekommen   – ein Mann, der es vorzog, frei von der Leber weg zu sprechen. Es gab keinen Grund, ihn unnötig zu verprellen.
    »Der Attaché war in der Tat an mich herangetreten mit der Bitte, ihn bei seinen vertraulichen Friedensbemühungen zu unterstützen.«
    »Es freut mich, dass wir für die gleiche Sache einstehen«, sagte Göring erleichtert. »Europa braucht jetzt beherzte Männer wie Sie.«
    »Muss ich annehmen, dass es Wardleys Engagement in dieser Angelegenheit war, das ihn zum Opfer eines blutigen Verbrechens werden ließ?«
    »Es wird mit extrem hohem Einsatz gespielt, mein lieber Clarson. Es geht um Leben und Tod   – für alle Beteiligten. Bei Wardley kam hinzu, dass er als ausländischer Diplomat Immunität vor Strafverfolgung genoss, so dass jedes offizielle Einschreiten unerwünschte internationale Komplikationen mit sich gebracht hätte. Ihn auf diese Weise aus dem Weg zu räumen, war für meine Feinde die einzige Möglichkeit, meine Pläne zu durchkreuzen.«
    »Sie kennen die Hintermänner der Tat?«
    Mit angespanntem Gesichtsausdruck beugte sich Göring wieder Clarson zu. »In Deutschlands Führung tobt ein Kampf zwischen zwei Lagern. Gegen mich stehen Kräfte, die mithilfe eines Krieges die Radikalisierung des Regimes betreiben wollen. Ich dagegen stehe für eine Politik der Normalisierung der Verhältnisse im Innern wie in der Außenpolitik.« Der Marschall nahm in der Tat kein Blatt vor den Mund.
    »Bedeutet das nicht, dass Sie selbst ebenfalls in Gefahr sind?«
    Göring winkte verächtlich ab. »Niemand weiß, was ich wirklich vorhabe. Man erwartet im Gegenteil allenthalben, dass der Führer mich bei nächster Gelegenheit aus meinen Ämtern werfen wird.« Seine Miene verzog sich zu einem selbstbewussten Schmunzeln. »Ich kann es kaum erwarten, das Gesicht bestimmter Herren zu sehen, wenn ich meinen Plan zur Ausführung bringe.«

19
    Göring wähnte sich in Sicherheit,

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