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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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die Möglichkeit, Einfluss auf den Reichskanzler zu nehmen?«
    »Damit ist es vorbei. Man hat meine Position bei ihm gezielt untergraben. Der Waffengang gegen Prag ist unausweichlich. Und das Risiko, dass aufgrund des Beistandsverprechens der Westmächte daraus ein neuer Weltkrieg wird, nimmt der Führer bewusst in Kauf.«
    »Verzeihen Sie, aber ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Sagten Sie nicht soeben, dass Sie Ihre Bemühungen dahin gehen, den europäischen Frieden zu bewahren?«
    »Dazu ist es zu spät. Europa wird für einen Augenblick in den Abgrund der Selbstvernichtung schauen müssen. Es geht mir darum, sehr rasch nach Kriegsausbruch eine allgemeine Verständigung zu erzielen.«
    Clarson erhob sich nun ebenfalls und stützte seinen durchgedrückten linken Arm auf dem Stock ab. »Und wie glauben Sie, die alliierten Mächte zum Einlenken bewegen zu können?«
    »Durch eine Änderung der deutschen Politik, die die souveränen Rechte aller Völker in Europa anerkennt, verbunden mit dem Verzicht auf jegliche Ansprüche gegenüber der Tschechoslowakei«, erklärte Göring bestimmt. »Auf dieser Basis könnte ein Friede geschlossen werden, bevor es überhaupt zu ernsthaften Kampfhandlungen kommt.«
    »Was könnte Deutschland zu solch einer Kehrtwendung veranlassen?«, entgegnete Clarson mit skeptischer Miene, während er mit der freien Hand den Sitz seines Krawattenknotens überprüfte.
    »Die neue Politik würde eingeleitet werden durch einen Wechsel in der Reichsspitze. Dieser Wechsel wäre gleichzeitig der Garant der neuen außenpolitischen Orientierung.«
    Endlich ließ Göring die Katze aus dem Sack.
    »Wie würde diese neue deutsche Regierung aussehen?«, setzte Clarson nach.
    »Ich werde die Sache persönlich in die Hand nehmen und alle radikalen und kriegstreiberischen Kräfte ausschalten.«
    »Was wird mit Hitler geschehen?«
    Göring begann erneut auf- und abzugehen. Der ungewöhnliche, süße Duft seiner Hautpflege begann den gesamten Raum auszufüllen. »Sie können davon ausgehen, dass seine Person einer raschen Friedensregelung nicht im Wege stehen wird.«
    »Das klingt, an den letzten Äußerungen des Reichskanzlers gemessen, wenig wahrscheinlich. Es sei denn   …« Clarson hielt inne.
    Göring blieb vor dem Propagandaplakat stehen und antwortete, um einen stoischen Tonfall bemüht, ohne sich zu ihm umzudrehen: »Der Führer hat es in seinem Werk Mein Kampf selbst geschrieben: Wenn eine Regierung das Volk dem Untergang entgegenführt, dann ist Rebellion nicht nur Recht, sondern Pflicht.«
    Clarson blies hörbar Luft aus. Es war unglaublich. Göring hatte tatsächlich die Absicht, zum Brutus des Dritten Reiches zu werden.
    »Ich denke«, antwortete Clarson in die Stille des Raumes, »eine solche Entwicklung könnte die Regierung Seiner Majestät in der Tat dazu bewegen, eine grundsätzlich neue, positive Haltung gegenüber Deutschland einzunehmen.«
    »Premierminister Chamberlain will ja im Grunde nichts anderes als den Frieden«, verkündete Göring, seinen Marsch durch den Raum wieder aufnehmend. »Und Frankreich schaut auf London, bereit, dem englischen Beispiel zu folgen. Es ist allein die Gruppe um Churchill, die einem Ausgleich mit Deutschland im Wege steht. Der alte Kämpe wird bei Kriegsausbruch noch einflussreicher werden, vielleicht wird er sogar Premierminister. Wie auch immer, gegen ihn wird es jede britische Regierung schwer haben, ein Ende der Kampfhandlungen durchzusetzen, wenn das Schießen erst einmal angefangen hat. Darum ist es so wichtig, ihn auf unserer Seite zu wissen. Attaché Wardley hatte mir gegenüber angedeutet, dass Sie der geeignete Mann dafür seien.« Göring warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu.
    »Churchill ist der Erzgegner Nazideutschlands und   –«, erwiderte Clarson.
    »Gerade deshalb«, fiel Göring ihm mit lauter Stimme ins Wort, »ist es unerlässlich, ihm deutlich zu machen, dass ein schneller Frieden die Abkehr von allem bedeutet, was Herrn Churchill am heutigen Deutschland missfällt. Abrüstungsverhandlungen könnten sofort begonnen werden. Unter meiner Führung würde sich das Reich auch in dieser Frage äußerst flexibel zeigen.«
    »Warum diese Geheimdiplomatie im Vorhinein?«
    »Ich brauche die verbindliche Übereinkunft, dass sich die Kriegsabsicht Englands nur auf das gegenwärtige Regime bezieht. Die erste Amtshandlung der neuen Regierung wird die Beendigung des Feldzugs gegen die Tschechoslowakei sein, im Vertrauen darauf, dass dies auch das

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