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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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gar keine Alternative gab. Die Offiziere mussten jetzt ihrer Verantwortung ins Auge sehen. Es war der einzige Weg.
    Franz Halder nahm seinen Zwicker ab und rieb sich die Nase. Mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand fasste er den Steg der Sehhilfe, zog ein graues Taschentuch hervor und begann, die Gläser ausgiebig zu reinigen. Nausitz beobachtete seinen alten Vorgesetzten aus Weltkriegstagen eine Weile. Schließlich verlor er die Geduld. »Wie können Sie so ruhig bleiben, wo wir dabei sind, Ehre und Leben zu riskieren?«
    Halder lächelte milde. Er setzte den Zwicker wieder auf, rückte ihn mit großer Detailverliebtheit zurecht, schritt ans Fenster und schaute auf den Kasernenhof. Unten schrie ein Feldwebel exerzierenden Soldaten kurze Kommandos zu. »Wir werden es mit den vorhandenen Kräften wagen müssen.« Er räusperte sich. »Mit jeder Erweiterung unseres Kreises wächst die Gefahr des Verrats. Außerdem ist schlichtweg keine Zeit mehr. Hitler kann jeden Augenblick einen Krieg vom Zaun brechen.«
    »Gibt es denn keine Möglichkeit, ihm doch noch sein größenwahnsinniges Abenteuer auszureden?«, fragte Nausitz eindringlich, obgleich er die Antwort kennen musste.
    »Sein Entschluss steht fest«, schüttelte Halder den Kopf. »Er spricht gerade mit dem Slowakenführer Tiso. Er wird ihn solange bearbeiten, bis der sich bereit erklärt, die Unabhängigkeit vom tschechoslowakischen Bundesstaat auszurufen und um deutschen Schutz zu bitten. Damit will Hitler dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzen und sich eine passende Scheinrechtfertigung für den Angriff auf die Rest-Tschechei besorgen. Nicht, dass es darauf noch ankommt.«
    »Er kann doch nicht am Generalstab und damit an Ihnen vorbei einen Krieg erklären wollen?«
    »Sie wissen doch, wie er ist«, Halder zuckte mit den Schultern. »Der Aufmarsch an der tschechischen Grenze ist abgeschlossen, alles weitere liegt jetzt in seinen Händen. Und im Westen sind wir so schwach, dass die französische Armee praktisch ungehindert bis ins Ruhrgebiet spazieren könnte.«
    »Der Führer wird recht behalten mit seiner Ansicht. Der Franzose wird sich rein defensiv verhalten und nicht aus den Bunkerbollwerken der Maginotlinie herauswagen«, stellte Nausitz fest.
    »Das ist doch uninteressant«, ereiferte sich von Dannegger. »Was zählt, ist, dass wir eine nicht wiederkehrende Gelegenheit haben, Hitler und das ganze Verbrecherpack von Goebbels bis Himmler loszuwerden.«
    Nausitz ignorierte ihn und blieb Halder zugewandt: »Wann wird der Angriffsbefehl kommen?«
    »Schwer zu sagen. Das Oberkommando hat sich fünf Tage Vorlaufzeit ausbedungen. Er hat das rundweg abgelehnt und darauf bestanden, dass wir innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach seinem Signal losschlagen.«
    »Das ist eine fahrlässig knappe Frist.«
    »Es stellt zweifellos hohe Anforderungen an die Truppe. Doch die Angriffsstellungen sind fertig ausgehoben, auch scharfe Munition wurde bereits ausgegeben. Es wird nicht alles gemäß dem Handbuch der Preußischen Kriegsakademie ablaufen, aber Hitler wird seinen Willen bekommen. Darum müssen wir ebenfalls von einem auf den anderen Tag bereit sein. Andererseits möchte ich fast mein Offizierspatent darauf verwetten, dass es der Samstag sein wird.«
    »Warum ausgerechnet dann?«
    »Hitler hat Überraschungen für das Ausland immer auf diesen Wochentag gelegt.« Halder hob den Zeigefinger und berührte seine Nasenspitze. »Die Wiedereinführung der Wehrpflicht, der Einmarsch ins Rheinland, die Besetzung Österreichs   – alles Samstage. Wahrscheinlich wähnt er die Politiker der Demokratien dann im Wochenende und weniger geneigt, Widerstand zu leisten. Abergläubisch, wie er ist, wird er nur ungern von seinem Muster abweichen wollen.«
    »Die Antwort des Westens wird auch an einem Wochenende nicht auf sich warten lassen«, entgegnete Nausitz wegwerfend.
    »Auch ich erwarte die Kriegserklärungen Englands und Frankreichs nur wenige Stunden nach dem Beginn unserer Operationen gegen die Tschechoslowakei.«
    »Und genau diesen Augenblick müssen wir ausnutzen«, von Dannegger schlug mit den Fingerknöcheln auf den Tisch des Kommandeurs, »wenn der Schock in der Bevölkerung über den neuen Weltkrieg am größten ist.«
    Halder nickte. »Auf Ihre Männer ist hundertprozentig Verlass?«, fragte er an Nausitz gerichtet.
    Der Regimentskommandeur nahm Haltung an. »Ich lege meine Hand für jeden Einzelnen von ihnen ins Feuer.«
    »Das Regierungsviertel muss komplett

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