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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Gebäude im Handstreich zu nehmen.«
    »Ist es wahr, dass Göring die Festnahme Himmlers persönlich durchführen will?«, schmunzelte von Dannegger. »Ich würde gerne Mäuschen spielen, wenn sich die beiden gegenüberstehen, nachdem sie sich nun solange wie zwei bengalische Tiger belauert haben.«
    »Sollte es zu ernsthaftem Widerstand einzelner SS- oder gar Wehrmachtseinheiten kommen, womit ich nicht rechne«, erläuterte Halder, »so steht der Rest von Hoepners Panzerdivision im Norden Berlins zum Eingreifen bereit. General von Witzleben sollte sicherstellen können, dass sich der übrige Berliner Wehrkreis neutral verhält. Darüber hinaus wird Polizeipräsident Graf von Helldorf sämtliche Bahnhöfe und Flugplätze für den Moment schließen lassen, um auszuschließen, dass wir mit irgendwelchen unliebsamen Überraschungen konfrontiert werden. Sobald unsere Position in der Hauptstadt gesichert ist, wird es Aufgabe des Heeres sein, die Entwaffnung von SA und SS im gesamten Reichsgebiet durchzuführen. Die Wehrmacht wird wieder alleinige Waffenträgerin der Nation werden.« Erneut starrte der Stabschef aus dem Fenster. »Das Wesentliche ist ein schneller Waffenstillstand«, räsonierte er nach einer kleinen Pause. »Wir nehmen dem Volk seinen geliebten Führer, doch wir bringen ihm Frieden und ein Ende von Gestapo und Bevormundung.«
    Nausitz zupfte an den Fransen der Regimentsstandarte. »Wir dürfen unter keinen Umständen in eine Situation geraten, in der wir im Kampf gegen Engländer und Franzosen stehen und uns selbst der einzigen Figur, die alles zusammenhält, beraubt haben.«
    »Die Westmächte werden einlenken«, sagte Halder bestimmt. »Göring stellt das durch seine Vorabsprachen sicher. Er hat die richtigen Verbindungen und den entsprechenden Status, um Zusagen von den Briten zu erhalten. Im Übrigen glaube ich, dass die Westmächte jede Möglichkeit, eine Wiederholung des Weltkrieges zu vermeiden, dankbar ergreifen werden.«
    »Wenn ich daran denke«, stöhnte Nausitz, »welches Wagnis es bedeutet, den vielleicht erfolgreichsten Staatsmann der deutschen Geschichte zu verhaften   …«
    Erneut war von Dannegger zur Stelle. »Um den Untergang Deutschlands zu verhindern, ist es nötig, jedwedes Risiko einzugehen. Es ist unsere Pflicht vor Gott und dem Vaterland!«
    General Halder war froh, seinen alten Schützling von der Kriegsakademie an seiner Seite zu wissen. Oberstleutnant Klaus Ritter von Dannegger, Offizier in der sechsten Generation, hatte sich der Verschwörung mit dem gleichen Übereifer verschrieben, wie andere der Person Hitlers. Halder hatte diese preußische Unbedingtheit nie ganz nachvollziehen können. Doch von Danneggers inbrünstige Überzeugung, dass sie das Richtige taten, hatte sich als ein hilfreiches Antidot gegen die Zauderer unter den Mitverschwörern erwiesen.
    »Wie weit sind Görings Sondierungen gediehen?«, erkundigte sich Nausitz.
    »Ich erwarte in Bälde Nachricht über den Vollzug der Vereinbarung mit den Engländern«, antwortete der General mit mehr Zuversicht in der Stimme, als er innerlich verspürte.
    Nausitz atmete tief durch. »Es wird also wirklich ernst. Mit dem SD auf unseren Fersen ist es wohl auch höchste Zeit, dass es losgeht.« Er strich über die Kante seines Tisches und schaute sinnierend in die Leere. »Wenn spätere Generationen zurückblicken, werden sie sagen, wir haben das Richtige getan?«
    Von Dannegger winkte irritiert ab. »Wir hätten es schon viel früher machen sollen!«
    Halder legte dem Offizier schweigend eine Hand auf die Schulter. Von Danneggers Eifer war wohltuend. Er übertünchte Zweifel, die auch Halder plagten. Eine Revolution war ein Sprung ins Dunkle. Und er machte sich keine Illusionen. Was sie planten, war nichts weniger als eine Revolution. Sie würden Kräfte freisetzen, die kaum beherrschbar bleiben würden.

21
    »Sie haben Glück. Ministerialbürokraten haben Vorrang. Nach dieser Wohnung würde sich so mancher die Finger lecken.«
    Der Hausverwalter schloss die Wohnungstür ab und überreichte Clarson den Schlüsselbund. Er war in den Fünfzigern, schlecht rasiert, trug eine einfache Filzkappe der alten kaiserlichen Armee, dazu das Jackett eines schlichten Anzuges aus grobem Garn und ein Parteiabzeichen auf der schwarzen Krawatte.
    Goebbels hatte nicht gelogen, Steglitz war ein beschauliches Viertel. Auch die Wohnung, die sich über die beiden oberen der vier Stockwerke des Hauses erstreckte, bot mehr Stil, als er erwartet

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