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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Großbritannien könnte doch durchaus auch nach dem Regimewechsel kurzfristig und vor allem einfacher in die Wege geleitet werden.«
    Binnewies schüttelte den Kopf und ließ einen Augenblick verstreichen, bevor er antwortete. »Ohne ein positives Signal aus London ist den meisten Beteiligten das Wagnis unseres Unternehmens zu groß.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es bedeutet, es würde in einem solchen Fall gar nicht erst zu dem Versuch eines Regierungswechsels kommen.«
    Clarson schloss einen Augenblick die Augen, um das Gehörte zu verarbeiten. Binnewies schaute ihn nachdenklich an und ergänzte: »Sie sind im Begriff Weltgeschichte zu machen, mein Guter. Also vermasseln Sie es nicht!«

23
    »Und   … sind Sie ein Spion?«
    Der angetrunkene SS-Mann aus Goebbels’ Begleitkommando ließ nicht locker.
    »Ich möchte Ihnen nur so viel verraten«, gab Willy Birgel lächelnd zurück, »dass ich einen Adligen am österreichischen Hof spiele, der am Vorabend des Weltkrieges in Verdacht gerät, ein ausländischer Agent zu sein. Alles Weitere sollten Sie selbst herausfinden. Es sind ja nur noch zwei Tage bis zur Premiere.«
    Der UFA-Film Hotel Sacher mit Publikumsliebling Willy Birgel in der Hauptrolle würde am fünfzehnten März in die Kinos kommen. Die laufende Werbekampagne auf Litfasssäulen und im Reichsrundfunk stellte sicher, dass auch die neueste Produktion unter Goebbels’ Oberaufsicht zum Kassenschlager werden würde.
    Der Minister hatte den Film als Präsident der Reichskulturkammer erst vor wenigen Tagen auf einer internen Vorpremiere einer abschließenden Prüfung unterzogen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er einen fertigen Film zur Überarbeitung zurück an die Produktion verwiesen hätte. So kurz vor dem Kinostart und mit fertig geplanter Premierenfeier wäre dies für die zuständigen Herren einem beruflichen Desaster gleichgekommen. Doch der Minister hatte sich hoch zufrieden gezeigt und das gesamte Ensemble zu einem Umtrunk einladen lassen und dazu jeden, der auch nur im Entferntesten an der Produktion beteiligt gewesen war.
    Die Gesellschaftsräume seiner Stadtvilla in der Hermann-Göring-Straße waren entsprechend bis zum Bersten gefüllt mit Herren in schwarzen Abendanzügen, begleitet von Damen in bunten Frühlingsfarben. Mithilfe süßen Moselweins, der in unbegrenzten Mengen zur Verfügung stand, hatten sich die Gäste in eine ausgelassene Stimmung getrunken. Filetsteakmedaillons, garniert mit kleinen Ananasstückchen, wurden von vier Kellnern auf schwarzen Tabletts durch die Menschenmenge balanciert und machten die Versorgungskrise des Reiches für den Moment vergessen. Im hinteren der drei Salons begleitete ein Pianist eine ungarische Chansonnette mit Liedern im Polka-Rhythmus und einige der Gäste ließen sich trotz des allgemeinen Gedränges nicht vom Tanzen abhalten. Ansonsten stand man mit dem Glas in der Hand in kleinen Grüppchen herum und ergötzte sich am neuesten Berliner Klatsch.
    Der Hausherr war kurzfristig zu einer Besprechung in die Reichskanzlei abkommandiert worden, so dass Magda sich in der Rolle der alleinigen Gastgeberin gefallen konnte. Niemals länger als ein, zwei Minuten bei einer der Gästegruppen verweilend, stolzierte sie in einem goldlaminierten weißen Kleid mit tiefem Rückenausschnitt und Schleppe umher, zurecht darauf vertrauend, dass man ihr stets rücksichtsvoll Platz einräumen werde.
    Das Fest, von dem laute, lachende Stimmen aus sämtlichen Winkeln an Clarsons Ohren drangen, hatte erwartungsgemäß nach weniger als einer Viertelstunde begonnen, ihn zu langweilen. Doch als Abschluss dieses ereignisreichen Tages hatte er nichts gegen etwas Langeweile bei einem guten Drink einzuwenden.
    Sie waren am späten Nachmittag ins Adlon zurückgekehrt und Ariane hatte es in ihrer Freude über den baldigen Heimflug nicht lassen können, ihrer Schwester am Telefon von der Absicht zu erzählen, Deutschland bald wieder den Rücken zu kehren.
    Magda hatte sich entsetzt gezeigt über die Aussicht, die eben erst mit ihr vereinte Schwester wieder zu verlieren. Sofort hatte sie begonnen, sich in ihren Bemühungen um sie noch zu überbieten. Die Einladung zu diesem Fest am gleichen Abend, das Ariane als Schauspielerin laut Magda besonders genießen werde, war nicht der einzige Versuch geblieben, ihnen den Verbleib in Berlin schmackhaft zu machen.
    Um ihnen noch etwas mehr vom Glanz des Lebens im inneren Kreis der Nazielite zu vermitteln, hatte sie das

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