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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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seinen Hut ab und fuhr sich durchs Haar. »Ariane hat das Wesen eines Engels«, gab er, mit den Fingern über den Hut auf seinem Schoß streichend, zur Antwort. »Eine gewisse emotionale Kompromisslosigkeit geht nun mal damit einher.«
    Binnewies zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie es sagen.«
    Er ließ den Motor an und fuhr los. Der Himmel hatte sich zugezogen und vereinzelte Schneeflocken fielen auf die Windschutzscheibe. Der Winter schien ein letztes Rückzugsgefecht führen zu wollen.
    » Jüdische Rasse !«, schüttelte Binnewies den Kopf. »Was für ein Hokuspokus! Dass die Leute dieses Gerede ernst nehmen.«
    »Wenn ich es richtig verstehe, gehört Antisemitismus in Deutschland zur Staatsdoktrin«, wunderte sich Clarson. »Ihr Kommentar klingt vor diesem Hintergrund recht verwunderlich.«
    »Ich bitte Sie, die ganze Rassenlehre entbehrt doch jeder vernünftigen Grundlage. Abgesehen von ein paar verkorksten Judenhassern glaubt nicht wirklich jemand daran. Aber es ist natürlich praktisch, einen Blitzableiter zu haben, ein Hassobjekt für die Unzufriedenen.«
    Major Binnewies schien dem Wahnwitz des Nationalsozialismus mit Zynismus zu begegnen.
    » Zur besonderen Verwendung «, wechselte Clarson das Thema, »das bedeutet persönliche Spezialaufträge Görings, nicht wahr?«
    »Richtig. Das Regiment Hermann Göring ist eine Infanterieeinheit, die der Luftwaffe unterstellt ist. Wir sind sozusagen Hermanns kleine Privatarmee.«
    »Sie duzen sich?«
    »Nein«, lachte Binnewies, »das mag er nicht, auch wenn ich inzwischen einer seiner engsten Mitarbeiter bin und wir uns schon seit dem Weltkrieg kennen. Wir waren beide junge Leutnants im gleichen Bataillon, bevor Hermann zu den Fliegern ging. Doch die Offiziere seines Regiments sprechen alle von ihm nur als Hermann.«
    An einer Grünfläche zwischen zwei Häuserzeilen mit Villen aus der Kaiserzeit brachte Binnewies den Wagen zum Stehen, drehte den Motor ab und räusperte sich. »Der Generalfeldmarschall war sehr zufrieden mit Ihrem Gespräch heute Vormittag.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Er möchte, dass Sie alsbald nach England reisen.«
    Clarson nickte kurz.
    »Ein Fahrer wird Sie morgen Abend um Mitternacht am Adlon abholen, um Sie nach Carinhall zu bringen, Hermanns Residenz in der Schorfheide, nördlich von Berlin. Dort werden Sie von ihm persönlich genaue Instruktionen erhalten. Sie können dann gleich anschließend in den Morgenstunden des fünfzehnten abfliegen.«
    »Ich verfüge seit meinem unfreiwilligen Aufenthalt auf einer Berliner Polizeistation über keinen gültigen Pass mehr.«
    »Machen Sie sich um die Rahmenbedingungen Ihrer Reise keine Gedanken. Während wir hier sprechen, wird bereits alles Notwendige in die Wege geleitet. Sie werden übermorgen früh mit vollständigen Papieren ausgestattet direkt von Görings Privatflugplatz abfliegen. Um Ärger mit der britischen Luftüberwachung zu vermeiden, wird für Sie eine zivile Tante Ju bereitstehen, die den Engländern als privater Charterflug der Lufthansa gemeldet wird. Da zivile und militärische Luftfahrt beide Hermann unterstehen, wird es keine Schwierigkeiten machen, dies rechtzeitig zu organisieren.«
    Sie schwiegen eine Weile und beobachteten zwei Jungen auf dem Rasen des kleinen Parks, die sich einen aus Stoffresten zusammengenähten Ball zuspielten. Der dichter werdende Schneefall schien die kleinen Fußballer nicht zu stören.
    »Ich muss darauf bestehen, dass meine Frau mich begleiten kann«, eröffnete Clarson dem Major, ohne ihn dabei anzusehen.
    »Das ist völlig undenkbar«, wies Binnewies das Ansinnen sofort zurück, als handele es sich um eine geradezu groteske Idee.
    »Es ist meine Bedingung.«
    »Sie können keine Bedingungen stellen.«
    »Gut«, murmelte Clarson, öffnete die Wagentür und begann auszusteigen.
    »Warten Sie!«, rief Binnewies, während Clarson sein Bein aus dem Wagen zog. »Ich werde mit Hermann sprechen. Aber ich kann nichts versprechen.«
    »Ich fliege mit meiner Frau oder gar nicht«, antwortete Clarson zum Wageninneren heruntergebeugt. »Es entzieht sich auch völlig meinem Verständnis, warum dies unüberwindbare Schwierigkeiten machen sollte.«
    In Binnewies ’ Gesicht konnte Clarson ablesen, wie der Major mit sich rang, ehe er antwortete, ohne ihm dabei direkt in die Augen zu sehen. »Ich glaube, dass man es vorziehen würde, wenn Sie etwas für Sie Wertvolles in Deutschland zurückließen.«
    Clarson starrte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen

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