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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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leichten schwäbischen Akzent und gehörte einem Luftwaffenoffizier, der auf dem unteren Treppenabsatz erschienen war. Mit jedem Schritt zwei Stufen nehmend, kam er auf sie zu. Als ihre Augen sich trafen, erkannte Clarson ihn. Er hatte bei der Präsentation des Heinkel-Jägers am heutigen Morgen in Görings Nähe gestanden.
    »Vielen Dank«, sagte der Fremde verbindlich, dem empörten Hausverwalter die Hand auf den Rücken legend. »Wir kommen von hier ab ohne Sie klar.«
    Der Mann mochte sich so schnell nicht beruhigen und begann über die Undankbarkeit der Welt zu schimpfen, doch der Anblick einer Uniform mit dem Ärmelstreifen Hermann Göring trug dazu bei, dass es dem Offizier schließlich gelang, ihn die Treppe hinunterzukomplimentieren.
    »Gestatten, Theobald Binnewies«, stellte er sich vor, als sie unter sich waren. »Major zur besonderen Verwendung im Regiment Hermann Göring .«
    Er war vielleicht Mitte vierzig, noch leidlich schlank und etwas weniger als mittelgroß. Die Uniform trug er wie ein Klubjackett, die linke Hand ruhte unmilitärisch in der Hosentasche. Sein Auftreten war auf eine Weise unangestrengt, wie man es im Deutschland dieser Tage nur selten antraf.
    »Haben Sie Verständnis für den Mann«, sagte er mit dem Anflug eines Schmunzelns, während sie die Treppe hinuntergingen. »Von den Parteigenossen gibt es zwei Sorten: Die einen schaffen es, nach oben zu kommen, die anderen bleiben unten und müssen für die oben Angekommenen die Drecksarbeit erledigen. Und die sind dann halt ein wenig launisch von Zeit zu Zeit.
    Vor dem Haus standen zwei dunkelblaue Limousinen. Clarson erkannte eine davon als den Audi 920, der ihm seit seinem Besuch in der Versuchsanstalt so anhänglich gefolgt war. Binnewies öffnete die Tür des vorderen Wagens und beugte sich zum Fahrer hinab: »Ich fahre selbst. Herr Clarson wird mich begleiten. Folgen Sie mir mit der gnädigen Frau in dem anderen Automobil.« Er drehte sich zu Clarson um und erklärte: »Ich muss mit Ihnen unter vier Augen sprechen.«
    Clarson tauschte einen Blick mit Ariane aus, die nicht glücklich aussah.
    »Sagen Sie mir jetzt nicht, dass Sie vor Ihrer Frau keine Geheimnisse haben«, kommentierte Binnewies die Szene. »In dem Fall sollten Sie schleunigst damit anfangen   – im Interesse Ihrer Frau.«
    »Eine Minute, bitte«, sagte Clarson an Binnewies gerichtet und ging mit Ariane zur Ecke des Hauses, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »Es wird böse ausgehen«, begann sie flüsternd, »wenn wir nicht so bald wie irgend möglich deutschen Boden verlassen.« Sie sprach weiter, bevor er antworten konnte. »Das große Gepäck ist heute Morgen angekommen.«
    Auf dem Hinflug hatten sie nur das Nötigste für die ersten Tage mitnehmen können. Die meisten Koffer hatten sie per Schiff verschickt, die nun endlich zwei ganze Wochen später eingetroffen waren. »Ich habe es gleich wieder zurückgehen lassen«, bekannte Ariane und schob sich in seine Arme.
    Clarson drückte sie an sich. Spätestens seit seinem Gespräch in der Pilotenbaracke hatte er das Vorhaben fallen lassen, unverzüglich nach London zurückzukehren. Dieser Plan war ihm ohnehin zuwider gewesen und Ariane war das nicht entgangen. Sie hatte sich auf einem Spaziergang im Anschluss an ein kurzes Mittagessen im Café Adlon seine Schilderung der Begegnung mit Göring schweigend angehört und auf diese Weise ein jederzeit widerrufbares Einverständnis erklärt, trotz der möglichen Gefahr bis auf Weiteres in Berlin zu bleiben.
    Nachdem sie einen Moment umschlungen verharrt hatten, befreite sich Ariane aus der Umarmung und nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände. »Vielleicht sitzt du schon in der Falle und bist nicht mehr als ein Köder, mit dem die Verschwörer aus ihren Verstecken gelockt werden sollen.«
    Clarson zuckte zustimmend mit den Achseln und schwieg. Er wusste keine Antwort.

22
    Binnewies erwartete ihn hinter dem Steuer der Limousine. Zwei Männer seiner Begleitung hatten im Wagen dahinter Platz genommen. Ein Dritter, unter dessen Mantel sich eine Pistolentasche abzeichnete, hielt Ariane die Tür zum Fond auf.
    Clarson ließ sich auf dem Beifahrersitz neben Binnewies nieder. Durch das Heckfenster konnte er beobachten, wie seine Frau widerstrebend auf die Rückbank des anderen Wagens kroch.
    »Sie sollten darauf bedacht sein, dass Ihre Gattin etwas weniger Flurschaden anrichtet«, begrüßte ihn der Major, seine Worte mit dem Hauch eines Lächelns untermalend.
    Clarson zog

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