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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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seinem Nacken lief. Er suchte den Halt seines Stocks, um nicht vornüber zu kippen.
    »Macht das einen sehr offiziellen Eindruck auf Sie?«, versetzte Struttner.
    Wieder ging er um Clarson herum und riss ihm mit einem säbelnden Tritt von hinten die Beine weg. Clarsons versteiftes Bein machte es ihm unmöglich, sich effektiv mit den Knien abzufangen und er landete bäuchlings auf dem schneebedeckten Asphalt. Keuchend stützte er sich mit den Armen ab, abschätzend, wo ihn die nächste Attacke treffen würde. Der Schmerz im Unterleib verursachte ihm Übelkeit. Aus den Augenwinkeln konnte er die Ehrenwachen erspähen, die ungerührt wie Bronzestatuen auf ihren Plätzen verharrten.
    »Sie haben nicht die geringste Vorstellung davon, gegen wen Sie angetreten sind«, zischte Struttner.
    Die Royal Air Force pflegte ihre Piloten zu instruieren, allen eventuellen Misshandlungen in Gefangenschaft mit stoischem Schweigen zu begegnen. Dies erachtete man als das angemessene Verhalten für einen Offizier Seiner Majestät und war darüber hinaus vorgeblich am ehesten geeignet, etwaige Peiniger dazu zu bewegen, von ihren Untaten abzulassen. Clarson hatte seine Zweifel, ob sich dieser Effekt bei einem Nazigeheimpolizisten einstellen würde.
    »Das macht es gerade interessant«, erwiderte er stöhnend.
    Statt einer Antwort trat ihm der Obersturmführer mit der eisenummantelten Spitze seines Stiefels gegen die rechte Schläfe. Clarsons Kopf schleuderte unter reißendem Schmerz zur Seite. Ehe er sich versah, ließ Struttner sich fallen und rammte Clarson sein Knie zwischen die Schulterblätter. Mit routiniertem Handgriff öffnete der SD-Offizier die Pistolentasche und zog seine Dienstwaffe hervor. »Sie verraten mir jetzt besser, was Samstagnacht in der Bar vor sich gegangen ist, Engländer«, sagte er, lud durch und setzte den Lauf in Clarsons Genick auf. »Oder wir beenden es gleich hier und jetzt.«
    Struttner drückte die Mündung des Laufes mit grober Gewalt in die Einbuchtung unterhalb des Schädelknochens. Clarson wand seinen Kopf, um sich Linderung zu verschaffen, doch das veranlasste den Obersturmführer bloß, die Waffe noch fester aufzusetzen. Die beiden anderen SD-Männer sahen sich beunruhigt an.
    Im selben Augenblick vernahm Clarson ein aufheulendes Motorengeräusch. Ein Wagen hielt, vom Wilhelmplatz kommend, mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. Der Fahrer setzte vor der Gruppe auf der Straßenmitte zu einer Vollbremsung an, doch die Räder gerieten auf dem Schnee ins Rutschen und die Geschwindigkeit des Wagens verringerte sich nicht.
    Seine Begleiter wichen erschrocken zur Seite und auch Struttner richtete sich auf, bereit zu einem Ausweichsprung. Wenige Meter vor ihnen fassten die Reifen endlich Halt und der Wagen kam gerade noch rechtzeitig halb quer zur Fahrbahn vor dem liegenden Clarson zum Stehen. Die Türen sprangen auf und vier uniformierte Männer sprangen heraus. Einer von ihnen war Binnewies.
    »Ah, Görings Mann fürs Grobe!«, rief Struttner abfällig, als er ihn erkannte.
    Der Major ignorierte den Kommentar. »Geleiten Sie Herrn Clarson ins Auto«, sagte er an seine Männer gerichtet.
    Zwei von ihnen traten neben Clarson, der sich mithilfe seines Stocks auf dem rutschigen Grund langsam aufrichtete, bis der Schmerz im Unterleib ihm Einhalt gebot und ihn, noch halb gebückt, verharren ließ. Er klopfte sich den Schnee vom Mantel, nahm seinen Hut von jemandem entgegen und setzte ihn, mit beiden Händen nachkorrigierend, auf den dröhnenden Kopf. Sein Blick traf Struttner. Als er auszuatmen versuchte, wollte die Luft seine Lungen nicht verlassen. Stattdessen stieg nun endlich Wut in ihm auf und ließ seinen inneren Gleichmut den Rückzug antreten.
    Clarson wandte sich ab und war im Begriff, sich mit den Männern des Luftwaffenregiments auf die offene Wagentür zuzubewegen, als einer von Struttners Begleitern seine Waffe zog und sich ihnen in den Weg stellte. Sein Kollege tat es ihm nach. Binnewies’ Männer hielten inne. Beide Gruppen standen sich bewegungslos gegenüber.
    »Wir nehmen Herrn Clarson mit«, sagte Binnewies bestimmt. »Wenn Sie das verhindern wollen, müssen Sie uns alle erschießen.«
    Einer der SD-Männer lud durch, doch Struttner gebot ihm mit einer Handbewegung Einhalt. Er fixierte Binnewies und zog die Stirn in Falten. »Dieses Spiel wird immer interessanter.«
    An den Männern in den SS-Mänteln vorbei, ging Binnewies, Clarson und seine Männer in Schlepptau, langsam auf den Audi

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