Die Götter 2. Das magische Zeichen

den Wald vor und begannen, nach den Pferden zu suchen. Nach einer Weile hatten sie alle bis auf drei eingefangen, und während sich Najel und Souanne auf die Suche nach den Tieren machten, berichteten die anderen Zejabel von den Ereignissen der vergangenen Tage. Die einstige Kahati hüllte sich in Schweigen, bis die Gefährten mit ihrer Erzählung fertig waren, und selbst dann brütete sie noch einige Dezillen vor sich hin, bevor sie etwas sagte.
    » Das Zeichen, das die Männer auf der Stirn tragen, ist auch mir unbekannt. Sollten sie tatsächlich einer religiösen Sekte angehören, kann es diese noch nicht lange geben. «
    » Es handelt sich um ein ethekisches Schriftzeichen « , erklärte Damián. » Das Alphabet der Etheker wird seit Jahrtausenden nicht mehr benutzt. Das kann kein Zufall sein. Leider war mein Vater vermutlich der Einzige auf der Welt, der diese Sprache lesen und übersetzen konnte … «
    » Wahrscheinlich hat das Zeichen sowieso nichts zu bedeuten « , brummte Guederic. » Die Kerle sind doch völlig durchgedreht! Ihr Anführer hat es vermutlich auf irgendeinem schimmeligen Manuskript entdeckt und beschlossen, seine Männer damit zu bemalen, weil es so schön rätselhaft aussieht. «
    Der Gedanke war zwar tröstend, aber Maara wollte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben.
    » Ich glaube nicht, dass die Kerle wahnsinnig sind. Sie kämpfen nicht wie religiöse Fanatiker, die bereit sind, für ihren Glauben in den Tod zu gehen. Im Gegenteil, sie scheinen sehr darauf bedacht, am Leben zu bleiben. «
    » Vielleicht lässt ihre Opferbereitschaft ganz einfach zu wünschen übrig « , scherzte Guederic.
    » Ich glaube eher, dass es sich um bezahlte Söldner handelt. Die Kerle sind keine Gläubigen « , beharrte Maara. » Wir haben zweimal gegen sie gekämpft. Keiner von ihnen hat auch nur ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, keiner den Namen eines Unsterblichen ausgesprochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einem Dämon dienen. «
    Sie verstummte, als Najel und Souanne mit den letzten drei Pferden zurückkehrten.
    » Aber die Männer müssen mit einer höheren Macht in Verbindung stehen « , widersprach Zejabel. » Wie hätten sie euch sonst so leicht finden können? Einige von euch trugen keine Gwelome am Körper – nur deshalb konnte Sombre euch aufspüren. «
    » Aber warum kommt der Dämon dann nicht selbst, um uns zu massakrieren? Das ist doch völlig unlogisch. Ich glaube, dass mein Vater für nichts und wieder nichts gestorben ist. Die Männer, die hinter uns her sind, sind gewöhnliche Sterbliche, und sie haben es auf Amanón, seine Familie oder die Graue Legion abgesehen, nicht aber auf die B’ree. Wir hätten von Anfang an in Wallos bleiben sollen! Die Vorfälle haben nichts mit den alten Geschichten vom Jal zu tun. «
    Eisiges Schweigen trat ein. Maara begriff, dass sie wieder einmal vorangeprescht war, ohne nachzudenken.
    » Du willst also deinen eigenen Weg gehen? « , fragte Damián besorgt. » Das wäre viel zu gefähr… «
    » Ich will wissen, was meinem Vater zugestoßen ist « , fiel ihm die Kriegerin ins Wort. » Ich will alle Küsten absuchen, an der er gestrandet sein könnte, ich will herausfinden, warum der Kutter gesunken ist, und ich will seinen Mord rächen, falls ich einen Schuldigen finde! «
    Ihre Gefährten nickten beifällig. Erst jetzt ging Maara die Tragweite ihrer Worte auf. Sie waren einfach so aus ihr herausgesprudelt wie Lava aus einem brodelnden Vulkan. Große Erleichterung erfüllte sie. Endlich hatte sie einen Weg, dem sie folgen konnte.
    » Unterschätzt die Macht unserer Feinde nicht « , warnte Zejabel. » Diesmal hat Sombre euch vielleicht nur Handlanger auf den Hals gehetzt, aber das ändert nichts an der Tatsache: Der Dämon ist zurückgekehrt. Dein eigener Vater war fest davon überzeugt. Denk nur an die beiden Hexer, die euch in Benelia und hier auf der Burg angegriffen haben … Dabei dürfte es eigentlich keine Magie mehr geben. Das macht ja wohl deutlich, welche Gefahr uns droht. «
    Unwillkürlich warfen Maara und die anderen Lorilis einen raschen Blick zu. Das Mädchen schien im Boden versinken zu wollen.
    » Dann ist es also beschlossene Sache? « , fragte Josion. » Wir reiten nach Berce? Das ist unser nächstes Ziel? «
    » Nein, unser Ziel ist die Insel Ji « , widersprach seine Mutter. » Wir müssen Sombres Grab öffnen. Das ist der einzige Weg, Gewissheit zu bekommen. «
    » Aber dort erwarten uns bestimmt die Komplizen der