Die Götter 2. Das magische Zeichen
nicht « , sagte Damián. » Außer den Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch war das Zimmer penibel aufgeräumt. Vermutlich haben sie die Schriften jeden Morgen wieder zurück in den Schrank geräumt, um keinen Verdacht zu erregen. Ich bin mir allerdings sicher, dass sie Abschriften davon angefertigt haben. Sie hatten das nötige Schreibwerkzeug dabei, und auf dem Schreibtisch meines Vaters lagen halb beschriebene Seiten. «
» Sombre hat also immer einen Vorsprung vor uns « , murmelte Zejabel. » Selbst wenn uns diese Schriften Aufschluss darüber geben, wie wir ihn bekämpfen können, hat er mittlerweile bestimmt schon dafür gesorgt, uns diesen Weg zu verbauen. «
» Nicht unbedingt « , widersprach Damián.
Er steckte die Hand in die Tasche und zog einen Stapel Seiten hervor, die mit feinen, regelmäßigen Buchstaben bedeckt waren. Souanne erkannte sofort die Schrift des Kommandanten der Grauen Legion.
» Mein Vater hätte seine Aufzeichnungen nie für jeden offen zugänglich herumliegen lassen « , erklärte Damián. » Dafür war er viel zu vorsichtig. Schaut selbst, alles ist verschlüsselt. «
Er reichte ein paar Blätter herum. Mit zitternder Hand griff Souanne nach einem Manuskriptbogen. Sie hatte das Gefühl, eine verbotene Schrift zu betrachten. Damián hatte Recht: Der Text war unlesbar. Er bestand zwar aus lorelischen Buchstaben, war aber vollkommen unleserlich – als wäre er in einer fremden Sprache verfasst.
» Und, hast du den Schlüssel für diese Geheimschrift? « , fragte Zejabel.
Aus Damiáns Miene sprach tiefe Verzweiflung. Maara unterdrückte einen Fluch, und Josion schüttelte entmutigt den Kopf.
» Wir hatten gehofft, du würdest ihn vielleicht kennen « , sagte Damián.
Als sie eine gute Dezime durch die Nacht gesegelt waren und die Küste der Oberen Königreiche weit genug hinter ihnen lag, stiegen die Erben hinab in die Kombüse. Josion bot an, an Deck zu bleiben und das Steuer zu übernehmen, weil seine Kopfwunde immer noch wehtat und die kühle Luft den Schmerz linderte. Die anderen setzten sich unten um den Tisch herum und sahen sich die Dokumente an, die sie aus dem Hauptquartier der Grauen Legion entwendet hatten. Lorilis war besonders eifrig bei der Sache. Die rätselhaften Schriften weckten ihre Neugier, und sie durchstöberte die Schreibhefte, Manuskriptseiten und losen Notizblätter aufmerksam. Doch leider fand niemand den Schlüssel zum Entziffern der Schrift. Angesichts von Amanóns Sorgfalt und Voraussicht erstaunte sie das jedoch nicht.
» Das bringt doch alles nichts! « , schimpfte Maara. » Welche Chance haben wir, diese Aufzeichnungen zu entschlüsseln, wenn nicht einmal Zejabel weiß, was darin steht? Ich finde es seltsam, dass euer Vater seinen engsten Freunden kein Vertrauen schenkte! «
» Beruhige dich! « , wiegelte Guederic ab. » Vielleicht stehen in den Aufzeichnungen ja nur Sachen, die Zejabel ohnehin weiß. Vielleicht hat Vater einfach aufgeschrieben, was vor dem Verschwinden des Jal passiert war … «
» Nein, dazu hatte er sein Reisetagebuch « , widersprach Damián. » Später interessierte er sich vor allem für die Etheker. Das war kein Geheimnis. Aber mich wundert schon, warum er seine Arbeit unlesbar gemacht hat, und das mit so viel Aufwand. Andererseits ist das ein sicherer Beweis dafür, dass wichtige Dinge drinstehen … «
» Nur haben wir leider keinen blassen Schimmer, was wir damit anfangen sollen « , wetterte Maara. » Und wenn seine Erkenntnisse wirklich so wichtig sind, warum hat er dann den anderen nichts davon erzählt? Nicht mal seiner eigenen Frau? «
» Wir wissen nicht, ob Eryne eingeweiht war « , entgegnete Guederic. » Entschuldige meine Offenheit, Zejabel, aber soweit ich weiß, bist du nicht mehr in Lorelia gewesen, seit Josion die Burg verlassen hatte, richtig? Vielleicht hast du ein paar wichtige Zusammenkünfte unserer Eltern verpasst? «
» Wenn dem so wäre, hätte Nolan ihr davon erzählt « , gab Damián zu bedenken. » Guederic, wir können nicht davon ausgehen, dass unser Vater den anderen von seinen Entdeckungen berichtet hat. Du weißt, wie verschwiegen er sein konnte … «
Widerwillig nickte Guederic. Währenddessen hielt Zejabel den Blick gesenkt. Fühlte sie sich von ihren einstigen Gefährten hintergangen? Dieser Gedanke machte Lorilis traurig. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre eigenen Eltern ihren engsten Freunden etwas so Wichtiges verheimlichen würden.
Doch plötzlich brach die
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