Die Götter 2. Das magische Zeichen
leid, euch umsonst in Aufregung versetzt zu haben « , sagte Guederic. » Aber im Zweifelsfall … «
» Du hast alles richtig gemacht « , beruhigte ihn Zejabel.
Die Zü übernahm das Steuer und brachte die Wasserratte wieder auf den richtigen Kurs. Ihre Gefährten schauten dem Segler nach, der sich nach Westen entfernte, jeder in seine Gedanken versunken.
» Einen kleinen Zweifel habe ich immer noch « , gab Najel zu. » Was, wenn es doch das Schiff unserer Feinde war? «
Niemand machte sich über seine Bemerkung lustig. Im Gegenteil, sofort war das Misstrauen wieder da.
» Dann sind wir ihnen wohl durch die Lappen gegangen! « , rief Maara großspurig.
» Aber wenn sie es waren, haben sie jetzt einen Vorsprung « , murmelte Damián nachdenklich. » Womöglich erreichen sie Usuls Insel vor uns. «
» Was? « , brauste die Kriegerin auf. » Wir machen doch nicht den weiten Weg, nur damit sie uns den brabbelnden Alten, der sich für Usul hält, vor der Nase wegschnappen! «
» Ausgeschlossen ist das nicht « , antwortete Damián bekümmert.
» Ich glaube nicht, dass es unsere Feinde waren! Sonst hätten sie unser Schiff gerammt, statt in großem Abstand an uns vorbeizufahren! «
» Vielleicht haben sie uns nicht erkannt « , sagte Damián. » Aber sie könnten zu demselben Schluss gekommen sein wie wir. Vielleicht sind sie ins Schöne Land unterwegs, um zu verhindern, dass wir Usul befragen. Das werden wir sehen, wenn wir Usuls Insel erreichen. Wenn wir das Schiff auch im Schönen Land kreuzen, müssen wir auf der Hut sein. «
» Das fehlte uns gerade noch! « , stöhnte die Kriegerin.
Drohend schüttelte sie die Faust in Richtung des fremden Schiffs und ging dann wieder hinunter in die Kombüse, um weiter zu frühstücken. Die anderen taten es ihr gleich, und bald standen nur noch die beiden Kercyan-Brüder an Deck. Sie starrten dem Großsegler hinterher, der nun weit vor ihnen fuhr.
» Glaubst du, dass die Gwelome tatsächlich wirken?, fragte Guederic unvermittelt. » Ich habe das Gefühl, dass man uns überall erwartet, wo wir hinkommen. Als könnten unsere Feinde Gedanken lesen! «
» Das habe ich mich auch schon gefragt « , gestand Damián.
Er schob eine Hand in die Tasche und zog den Stein heraus, den ihre Eltern aus dem Jal mitgebracht hatten. Das Gwelom schimmerte in einer zarten Farbe zwischen Rosa und Gold und war wunderschön anzusehen.
» Die Gwelome sollen Sterbliche für Dämonen unsichtbar machen « , sagte sein Bruder. » Bis zum Verschwinden des Jal hat das auch gut funktioniert. Aber ich habe das Gefühl, dass sie diese Eigenschaft seitdem verloren haben. «
» Wie kommst du darauf? «
» Lorilis, Josion und Najel wurden von den Blitzen der Hexer getroffen, obwohl die Steine aus dem Dara sie eigentlich vor der schwarzen Magie hätten bewahren müssen. Aber die Regeln scheinen sich geändert zu haben. Vielleicht verfügen die Gwelome mittlerweile über neue Eigenschaften, aber sie schützen uns nicht mehr. Wir sind verwundbar, ganz gleich, ob wir sie am Körper tragen oder nicht. «
Er spielte noch einen Moment mit dem kostbaren Stein, bevor er ihn wieder in der Tasche verschwinden ließ. Auch wenn die Gwelome ihre Wirkung verloren hatten, wollte er offenbar auf Nummer sicher gehen. Oder er trug den Stein nur im Andenken an seine Vorfahren. Damián verabschiedete sich mit einem kleinen Lächeln von seinem Bruder und verschwand unter Deck.
Sobald Guederic allein war, zog er seinen eigenen Stein aus der Hemdtasche. Das Gwelom sah bei weitem nicht so kostbar aus wie Damiáns, das in zarten Farben geschillert hatte. Im Gegenteil: Nach einer halben Dekade glich Guederics Gwelom einem Stück Kohle mit einem glühenden Kern. Es strahlte eine seltsame Wärme aus und verbreitete einen unangenehmen Geruch. Und Guederic glaubte nicht, dass er sich das nur einbildete.
Für einen Moment hielt er den Stein in der geschlossenen Hand über das Wasser. Doch dann überlegte er es sich anders und steckte ihn wieder in die Tasche. Vor ein paar Tagen hatte er schon einmal ein Gwelom fortgeworfen, und diese Verzweiflungstat hatte ihm kein Glück gebracht.
Guederic hoffte nur, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Die Erben rechneten damit, drei oder vier Tage ins Schöne Land zu brauchen, vielleicht auch weniger, wenn das Wetter schön blieb und der Wind günstig stand. So hatten sie zum ersten Mal seit Beginn ihres Abenteuers etwas freie Zeit. Nachdem Josion eine Weile rastlos in der
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