Die Götter 2. Das magische Zeichen
so recht daran zu glauben, dass er ihn kannte.
Nach einigen Dezillen stand Najel auf, um schlafen zu gehen. Der Arme war von dem Gespräch mit Lorilis immer noch ganz erschüttert. Als Lorilis sein trauriges Gesicht sah, bereute sie, sich ihm anvertraut zu haben. Najel war ihr in den letzten Tagen sehr lieb geworden. Er hatte keins ihrer Geheimnisse verraten und versuchte immer, sie aufzumuntern, wenn sie den Kopf hängen ließ. Außerdem hatten sie einander schon zwei Mal das Leben gerettet … Konnte es einen besseren Freund geben?
Wenig später erhob sich auch Zejabel. Sie machte ein paar Schritte auf die Treppe zu, die hinauf an Deck führte, zögerte dann aber, wünschte den anderen eine gute Nacht und verschwand in der Kajüte. Also würde Josion noch eine ganze Weile allein am Ruder stehen. Lorilis bekam Mitleid mit dem jungen Mann und beschloss, ihm Gesellschaft zu leisten. Sie warf sich ihren Mantel über und sah sich zu den vieren um, die noch in der Kombüse um den Tisch herum saßen. Die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, war förmlich greifbar. Souanne, Maara, Guederic und Damián taten, als ordneten sie Amanóns Schriften, warfen sich dabei jedoch immer wieder verstohlene Blicke zu, nur um wegzuschauen, sobald ihnen jemand in die Augen sah. Man musste keine Hellseherin sein, um zu begreifen, dass hier Romantik im Spiel war …
Lorilis schüttelte belustigt den Kopf und stieg dann entschlossen die Treppe hinauf. Erwachsene waren wirklich seltsam!
Die ganze Nacht lang wechselten sich die Erben am Steuer ab, und bald dämmerte der Morgen. Guederic kam in den Genuss, die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen. Das Schauspiel war so großartig, dass er seinen Kummer für einen Moment vergaß. Die Natur scherte sich offenbar nicht um die Sorgen der Sterblichen. Doch schon bald holte ihn die Wirklichkeit ein: In ihrem Kielwasser tauchte ein riesiges Segelschiff auf.
Es war keineswegs das erste Schiff, dem sie begegneten, aber Guederic war an diesem noch jungen Morgen besonders misstrauisch. Außerdem erinnerte ihn die Form des Schiffs an den Großsegler, den er auf der Insel Ji erspäht hatte, auch wenn er im Dunkeln nicht mehr als einen schwarzen Umriss gesehen hatte. Aber er hatte einfach ein ungutes Gefühl … Als das unbekannte Schiff immer näher kam, hielt Guederic es für ratsam, seinen Gefährten Bescheid zu geben. Vor allem seinem Bruder.
Damián kam gerade aus dem Laderaum, wo die Männer ihr Nachtlager hatten. Nach einer kurzen Begrüßung zeigte Guederic seinem Bruder das fremde Schiff. Damián beobachtete es eine Weile stumm und zuckte dann mit den Schultern.
» Es ist nicht gesagt, dass sie uns verfolgen « , meinte er. » Wir steuern die Meerenge von Manive an, das ist die einzige Zufahrtsstraße zum westlichen Teil des Mittenmeers. Sie können genauso gut nach Romin oder in die Fürstentümer wollen. «
» Ich weiß « , murmelte Guederic. » Es ist nur … Mir gefällt nicht, wie sie sich in unserem Kielwasser halten. Wenn sie uns einholen wollen, können wir ihnen nicht entkommen, selbst wenn wir alle Segel hissen. «
Damián runzelte die Stirn und dachte eine Weile nach.
» Lass uns näher an die Küste heranfahren « , schlug er vor. » Wenn das Schiff ebenfalls den Kurs wechselt, wissen wir, woran wir sind. Wenn nicht, müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. «
Guederic nickte. Gemeinsam brachten sie das Schiff auf den neuen Kurs, was bei dem schönen Wetter und der ruhigen See nicht schwierig war. Als sie das Manöver gerade abgeschlossen hatten, tauchten Zejabel und Maara an Deck auf und kamen mit fragenden Gesichtern auf sie zu.
» Was ist los? « , rief die Zü. » Warum haben wir den Kurs … «
Sie beendete den Satz nicht, als ihr Blick auf das Schiff fiel, das ihnen folgte. Damián erklärte den beiden kurz die Lage. Maara verschwand unter Deck und kehrte gleich darauf mit ihrer Lowa in der Hand und Najel im Schlepptau zurück. Wenig später stießen auch Souanne, Josion und Lorilis zu ihnen.
Nun begann ein banges Warten. Im fahlen Morgenlicht und über die weite Entfernung war nicht gut zu erkennen, in welche Richtung das fremde Schiff unterwegs war, und nach einer Weile, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, bestätigte sich der Eindruck, dass das Schiff seinen Kurs hielt. Als das große Segelschiff sie in einer Entfernung von mehreren Meilen überholte, fiel die Anspannung endgültig von den Erben ab, und alle äußerten ihre Erleichterung.
» Es tut mir
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