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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Kombüse auf und ab gelaufen war, beschloss er, die Gelegenheit zu nutzen und ein wenig zu trainieren. Er hatte seine Übungen während der Jahre in Lorelia sträflich vernachlässigt. Wäre er nicht so eingerostet gewesen, hätte er die Oberkante der Felswand auf der Insel Ji vielleicht rechtzeitig erreicht oder im Palast der Grauen Legion den Hieb auf seinen Kopf abwehren können. Jedenfalls nutzte er seine Zeit am sinnvollsten, wenn er sich auf die kommenden Kämpfe vorbereitete. Allerdings ahnte er, dass sich seine Mutter bald einmischen würde.
    Wie erwartet tauchte Zejabel wenige Dezillen später an Deck auf. Josion hatte sich ans Heck zurückgezogen. Er tat, als würde er sie nicht bemerken, und wärmte sich weiter mit seinem Zarratt auf. Die Waffe war wie geschaffen dafür: Mit der Kette konnte er verschiedenste Übungen absolvieren. Anschließend machte er eine Reihe Klimmzüge an einem Quermast und kräftigte seine Bein- und Bauchmuskeln. Mit den Gedanken war er jedoch woanders, nämlich bei seiner Mutter, die ihn mittlerweile unverhohlen beobachtete. Ihre Anwesenheit ging ihm gehörig gegen den Strich, und so steckte er all seine überschüssige Kraft und die aufkommende Wut in die Übungen. Um Zejabel zu ärgern, nahm er abermals den Zarratt zur Hand und ließ ihn durch die Luft wirbeln. Er wusste genau, wie sehr sie das hasste. Ihrer Meinung nach durfte man eine Klinge nur dazu verwenden, einen Feind niederzustrecken – zu sonst nichts. Überflüssige Kunststückchen hingegen waren ihr zuwider. Derlei Geschicklichkeitsübungen waren höchstens eines Gauklers würdig, nicht aber ihres Sohnes, der im Jal gezeugt worden war.
    Seine Gefährten hingegen waren begeistert. Bald waren alle um Josion versammelt und applaudierten seinen Kunststücken, während Zejabel mit ausdrucksloser Miene abseits stand. Der Applaus stachelte Josion dazu an, sich selbst zu übertreffen. Er manipulierte den Zarratt, als wäre er ein Teil seines Körpers. Er warf den Dolch in die Luft und holte ihn mit einem kräftigen Ruck wieder ein, nur um ihn sofort wieder in eine andere Richtung fliegen zu lassen. Gleichzeitig warf er die wuchtige Keule in die Höhe. Beide Enden der Kette sausten in einem tödlichen Tanz um ihn herum. Endlich entspannte er sich etwas. Schon lange hatte er nicht mehr so viel Spaß gehabt. Am Ende seiner improvisierten Vorstellung konnte er es sich nicht verkneifen, sich wie ein Zirkusartist vor den anderen zu verbeugen.
    Die Erben lobten ihn überschwänglich und kehrten dann zu ihren jeweiligen Beschäftigungen zurück. Nur Zejabel hatte noch kein Wort gesagt. Als sie auf ihn zukam, bereitete er sich innerlich auf eine Standpauke vor – und darauf, seine Mutter eiskalt abblitzen zu lassen.
    » Du hast Fortschritte gemacht « , sagte sie jedoch wider Erwarten. » Ich bin stolz auf dich. «
    Das kam so überraschend, dass es Josion die Sprache verschlug. Nicht einmal ein Wort des Danks kam ihm über die Lippen. Er nickte nur stumm, mit dem Anflug eines Lächelns.
    » Aber mir ist eine Kleinigkeit aufgefallen « , fuhr sie fort. » Du neigst dazu, dein Gewicht zu sehr auf das linke Bein zu verlagern. Dein Gegner könnte das ausnutzen und dich umstoßen. «
    Die Kritik stieß ihm bitter auf, aber nicht genug, als dass er einen Streit vom Zaun gebrochen hätte. Außerdem hatte seine Mutter Recht. Er kannte diese Schwäche in seiner Haltung und vergaß allzu oft, sie zu korrigieren.
    » Ich würde später gern mit dir trainieren « , fuhr Zejabel fort. » So wie früher … «
    Es kostete sie offensichtlich große Überwindung, ihn darum zu bitten. Jeder hätte sich von dem flehenden Blick der einstigen Kahati erweichen lassen, nicht aber ihr eigener Sohn.
    » Wie früher? « , wiederholte er scharf. » Darauf kann ich gut verzichten. Du weißt, warum. «
    » Bitte, Josion. Das alles ist so viele Jahre her. Du hast mir so gefehlt. Bitte verzeih mir. Ich … ich habe doch nur noch dich! «
    Sie war den Tränen nah. Souanne, die unweit auf einer Bank saß, war so taktvoll, aufzustehen und fortzugehen. Josion kam sich plötzlich lächerlich vor, und das machte ihn noch wütender.
    » Und was ist mit mir? Ich habe niemanden mehr! Vater ist tot, und du hast mir jede Möglichkeit genommen, eines Tages glücklich zu werden! «
    » Josion, bitte. Ich bereue, was ich dir angetan habe, das weißt du. Ich hätte dir nicht von dem Dämon und vom Jal erzählen dürfen. Das ist mir irgendwann klargeworden! Erinnerst du dich

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