Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
das Saat in die Welt gebracht hatte, deutlicher zutage getreten als in diesem Moment. Der Hexer ließ Kräfte aufeinanderprallen, die jahrtausendelang getrennt gewesen waren und sich in einem gewissen Gleichgewicht befunden hatten. Das Gewitter, in dessen Mitte Saat stand, war Ausdruck des letzten Kampfs zwischen den beiden Hälften des Jal. Jedoch konnte keine der beiden Seiten dieses Kräftemessen gewinnen. Dara und Karu würden sich gegenseitig zerstören und den Rest des Universums mit sich in den Abgrund reißen. Das Ende der Welt näherte sich mit rasender Geschwindigkeit.
Während Souanne auf den schwarzen Stachel zurannte, begann sich der Boden unter ihren Füßen zu verschieben und aufzulösen. Ganze Teile brachen auseinander, verschwanden in den Tiefen der Erde oder schoben sich in die Höhe. Manchmal erstarrten sie in einer Position, die allen Naturgesetzen widersprach. An mehreren Stellen riss der Boden auf, und unzählige schwarze Stacheln drangen aus dem Karu in die einst so idyllischen Gärten des Dara vor. Es war, als wäre das Jal selbst dem Wahnsinn verfallen. Immer wieder mussten die Erben über Erdspalten springen oder einem durch die Luft fliegenden Felsbrocken ausweichen, indem sie sich bäuchlings zu Boden warfen. Und das alles, ohne den Hexer aus den Augen zu verlieren, der blind vor Jähzorn und Raserei Blitze schleuderte.
Als Saat bemerkte, dass seine Feinde auf ihn zurannten, zögerte Zejabel nicht länger. Sie blieb abrupt stehen und schoss einen Pfeil ab, der sich dem Hexer mitten in die Brust bohrte. Saat stand immer noch da und grinste überheblich, als ihn ein zweiter Pfeil traf und hintenüberkippen ließ. Er fiel rückwärts von der Spitze des Felsens und verschwand aus dem Blickfeld der Erben. Keiner von ihnen glaubte an einen derart leichten Sieg, aber zumindest konnten sie jetzt weiterlaufen, ohne jeden Moment von einem Gesteinsbrocken erschlagen zu werden. Die apokalyptische Landschaft zu durchqueren war schon schwierig genug. Vielleicht hätten sie es gar nicht bis zum Stachel geschafft, wenn sie weiter den Attacken des Hexers hätten ausweichen müssen.
Als sie, angeführt von Guederic, den Fuß des steil in die Höhe ragenden Felsens erreichten und um ihn herumliefen, stießen sie tatsächlich auf Saat. Der Sturz hatte seinen ohnehin schon abstoßenden Körper noch mehr entstellt: Der Hexer hatte sich das Genick und das linke Knie gebrochen. Trotzdem stand er noch aufrecht da und sah ihnen erwartungsvoll entgegen. Sein Kopf war zur Seite gekippt und ruhte in einem unnatürlichen Winkel auf der Schulter, aber das hinderte ihn nicht daran, drohend mit den Augen zu rollen und die Erben reihum siegessicher anzugrinsen.
Guederic– oder Sombre– wollte ein für alle Mal dafür sorgen, dass Saat kein Unheil mehr anrichten konnte. Er stürzte sich auf den Hexer, der ihn mit offenen Armen empfing, selbst dann noch, als Guederic ihm das Rapier bis zum Anschlag in den Bauch rammte. Saat spürte offenkundig keinen Schmerz. Er klopfte seinem einstigen Verbündeten sogar noch freundschaftlich auf den Rücken. Dann stieß er ihn mit verblüffender Kraft von sich, einer Kraft, die er geradewegs aus den Seelen der Dämonen schöpfte, die er sich im Laufe seiner langen Existenz einverleibt hatte.
» Ihr Dummköpfe«, ächzte er.
Saat packte den Griff des Rapiers, dessen Klinge seinen Unterleib komplett durchbohrt hatte, und zog die Waffe heraus. Dickes schwarzes Blut quoll aus der Wunde, und Souanne wurde von Übelkeit ergriffen. Jede Faser ihres Körpers begehrte gegen dieses Ungeheuer auf, das sich trotz furchtbarer Verletzungen immer noch bewegte und sprach. Offenbar galten die Naturgesetze, die die Welt im Gleichgewicht hielten, für ihn nicht.
» Habt ihr es immer noch nicht begriffen?«, rief Saat. » Ihr könnt mich nicht besiegen. Ich bin längst tot! Zerstört diesen Körper, wenn es euch Spaß macht. Ich werde mir einfach einen neuen erschaffen, immer und immer wieder. Ich bin der letzte Gott, der euch noch geblieben ist!«
Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, machte er einen Schritt nach vorn und stieß Guederic seinerseits das Rapier in den Bauch. Der junge Mann sank mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie. Damián eilte an seine Seite, während Josion, Maara und Zejabel sich auf den Hexer stürzten. Doch Saat fuchtelte so wild mit der Waffe herum, dass sie zurückweichen mussten.
» Ihr habt es eilig? Keine Angst, ihr seid auch noch dran. Aber zuerst will ich
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