Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
meine Rechnung mit dem Verräter begleichen.«
» Er ist der Bezwinger«, rief Souanne ihm in Erinnerung. » Du kannst ihn nicht töten. Irgendetwas wird dich immer daran hindern.«
Saat wandte der jungen Frau seinen abgeknickten Kopf zu. Mit einem Mal durchströmte sie eine unglaubliche Ruhe. Das Blut, das aus Guederics Bauchwunde rann, erinnerte sie an all das vergossene Blut der Erben, der Sterblichen, der unschuldigen Kinder des Dara. In ihrem Geist öffnete sich eine weitere Tür.
» Und wer sollte mich daran hindern?«, zischte der Hexer. » Du vielleicht? Die weise Jungfrau? Dass ich nicht lache! Was willst du mit deinen Büchern und lächerlichen Tugenden gegen mich ausrichten? Du bist als Nächste an der Reihe!«
Souanne hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und legte Guederic ihr Schwert vor die Füße. Es war die Waffe, die Zejabel ihr einen Mond zuvor anvertraut hatte, die Waffe, die Saat höchstpersönlich aus Gwel geschmiedet hatte und die den älteren Erben schon einmal das Leben gerettet hatte. Das Schwert hatte die Vernichtung des Jal überdauert, und nun waren seine Kräfte wieder erwacht.
›Du musst es tun‹, sagte sie in Gedanken zu Guederic.
Der junge Mann zögerte keinen Augenblick. Er biss die Zähne zusammen und ließ sich von Damián und Maara auf die Füße helfen. Während er eine Hand auf die Bauchwunde presste, packte er mit der anderen das Schwert.
Der Hexer wirkte alles andere als beeindruckt: Nachlässig schlug er mit seinem Rapier gegen die Klinge. Als Guederic den Schlag parierte, runzelte Saat unwillig die Stirn. Nun begann das eigentliche Duell, ein brutaler Schlagabtausch, bei dem beide Seiten die Kraft der unzähligen Seelen nutzten, die sie sich einverleibt hatten.
Eine oder zwei Dezillen lang waren die Erben unschlüssig, ob sie Guederic zu Hilfe kommen sollten. Niemand wusste, ob sie ihn nicht in Gefahr brachten, wenn sie sich in den Kampf einmischten. Er war der Einzige, der Saat besiegen konnte. Alles musste hier enden, im Jal, und zwar so, wie es begonnen hatte: mit einer Begegnung zwischen Sombre und Saat.
Gleich darauf siegte der Hass des einen über die Arroganz und Selbstüberschätzung des anderen. Saat verließ sich allzu sehr auf seine Unsterblichkeit und wurde zudem von dem abgeknickten Kopf und dem gebrochenen Bein behindert. Irgendwann beging er einen Fehler, und Guederic nutzte seine Unachtsamkeit sofort aus: Er stieß dem Hexer dessen eigenes Schwert ins Herz, so wie Léti es sechsundvierzig Jahre zuvor getan hatte. Und genau wie damals glaubte Saat offenbar, dass dies nicht ausreichen würde, um ihn zu besiegen.
» Er ist der Bezwinger«, wiederholte Souanne, » während du nur ein gewöhnlicher Sterblicher bist. Deine einzige Macht besteht darin, dass du dich weigerst, in den Tod zu gehen.«
Der Hexer warf ihr einen herablassenden Blick zu, doch die Worte ließen ihn offenbar aufhorchen. Die junge Frau empfand keine Verachtung mehr, sondern nur noch Mitleid mit dieser Kreatur, deren Körper nicht einmal aus Fleisch und Blut bestand.
» Ich bin Eurydis, die Führende«, verkündete sie. » Ich helfe Menschen und Unsterblichen, den Weg zur Weisheit zu gehen– oder den Weg ins Vergessen. Deine Seele mag sich noch an diese Welt klammern und sich weigern loszulassen. Aber wisse, dass ich dich dazu zwingen kann.«
Sie trat einen Schritt auf den Hexer zu und strich ihm kurz über das Gesicht.
Saat riss ein letztes Mal entsetzt die Augen auf und sackte dann leblos in sich zusammen.
Die Erde bebte heftiger denn je, als Dara und Karu in ihren Grundfesten erschüttert wurden. Im ersten Moment glaubte Najel, es handele sich um einen letzten Angriff des Hexers, einen verzweifelten Versuch, seine Feinde mit sich in den Tod zu reißen. Doch als er einen Blick auf die Leiche des Hexers warf, begriff er, dass das unmöglich war. Saat war ein für alle Mal tot, so unglaublich das war! Trotzdem brach unter ihnen der Boden weg, tobte um sie herum das Gewitter immer heftiger und flogen mehr und mehr Gesteinsbrocken durch die Luft.
Die Erben rührten sich nicht vom Fleck. Sie starrten immer noch abwechselnd auf die jämmerliche Gestalt, die in einer Lache aus schwarzem Blut vor ihnen lag, und auf Souanne und Guederic, die den Hexer bezwungen hatten. Sie betrachteten die beiden nun mit neuer Ehrfurcht. Wenn Damián die anderen nicht in die Wirklichkeit zurückgeholt hätte, wäre es vielleicht zu spät
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