Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
sie trotz der Entfernung auf Anhieb. Überwältigt von ihren Gefühlen stieß Lorilis einen erstickten Schluchzer aus. In diesem Moment war es ihr gleich, dass sie das Chaos verstärkt hatte, das die Welt zu zerstören drohte. Und es störte sie auch nicht, dass sie diesen Ort vielleicht nie wieder würde verlassen können. Sie hatte ihre Mutter, ihren Vater und alle anderen Mitglieder ihrer Familie wiedergefunden. Mit Tränen in den Augen rannte sie ihnen entgegen. Sie konnte es kaum erwarten, ihnen in die Arme zu fallen.
    Doch plötzlich erzitterte die Erde, und sie wurde zu Boden geschleudert. Niemals hätte Lorilis gedacht, dass so etwas möglich war. Während sie die Hände ins Gras krallte und ihr Körper von den heftigen Stößen durchgerüttelt wurde, weigerte sich Lorilis immer noch, das Phänomen anzuerkennen. Es konnte einfach nicht sein. Ein Erdbeben? Nicht hier!
    Doch als die Erde praktisch vor ihren Füßen aufriss, sprang sie hastig auf und stolperte zurück. Ein lautes Krachen, das klang, als ginge um sie herum die Welt unter, hallte von den Berghängen wider, während die Erde unter Lorilis’ Füßen zitterte, als gebäre sie unter Schmerzen ein abscheuliches Monster. Etwas in den Tiefen des Dara zerbarst, und ein langer Riss lief von einer Seite des Tals zur anderen. Lorilis stieß einen herzzerreißenden Schrei aus. Da hatte sie eben erst ihre Eltern wiedergefunden, und schon war sie wieder von ihnen abgeschnitten. Doch es kam noch schlimmer.
    Unter lautem Kreischen schob sich ein spitzer Fels aus dem gemarterten Gestein. Die Erben wurden Zeugen, wie das Karu ins Dara vordrang, wie die Unterwelt in die Gärten einbrach. Schwarzes, übel riechendes Gwel quoll aus dem Riss hervor und türmte sich zu immer neuen Höhen auf. Die Verwüstungen, die das Erdbeben anrichtete, waren verheerend. Der Riss wurde immer breiter, und bald war die ethekische Pforte, die in der Nähe des Abgrunds stand, in Gefahr. Ihr Sockel begann zu schwanken, einzelne Steine lösten sich aus dem Bogen.
    Lorilis flehte die alten Götter an, das Bauwerk zu verschonen. Auch wenn ihre Eltern die Pforte offenbar nicht hatten benutzen können, war das Mädchen davon überzeugt, dass sie der einzige Weg war, der aus dem Jal hinausführte. Dann kam die Landschaft endlich etwas zur Ruhe, und die Sorge um die ethekische Pforte rückte in den Hintergrund.
    Oben auf dem schwarzen Felsen, der sich aus den Tiefen der Erde geschoben hatte, entdeckte das Mädchen eine Gestalt, die sie in dem ganzen Trubel völlig vergessen hatte.
    Saat war ebenfalls ins Jal übergewechselt.
    » Verflucht seid ihr! Verflucht seid ihr alle!«, schrie der Hexer, während Blitze aus seinen Händen schossen.
    Souanne duckte sich reflexartig, obwohl die Schriftzeichen, die Lorilis auf ihren grauen Umhang gemalt hatte, die Energie abwehrten und sie auf andere Ziele umlenkten. So rasten die Blitze mehrmals zwischen den Erben hin und her, bevor sie einen Baum oder einen Stein trafen und zum Bersten brachten. In der Nähe brachen mehrere Brände aus, was das allgemeine Chaos noch verschlimmerte. Das hinderte Saat jedoch nicht daran, seinem Zorn weiterhin freien Lauf zu lassen. Rasend vor Wut ließ er ein fürchterliches Gewitter über seine Feinde hereinbrechen.
    » Verflucht seid ihr!«, wiederholte er. » Ihr habt mich an diesen verdammten Ort gebracht! Schon wieder!«
    Seine Stimme überschlug sich, und er schleuderte Feuerkugeln und grelle Blitze in alle Richtungen, als wollte er das Jal eigenhändig vernichten. Das war zwar unmöglich, aber wenn er so weitermachte, würde er nichts als verbranntes Ödland hinterlassen.
    Souanne nahm all ihren Mut zusammen, richtete sich inmitten der wild umherzuckenden Blitze auf und hielt nach den Eltern und Großeltern ihrer Gefährten auf der anderen Seite des Risses Ausschau. Dem Anschein nach waren sie unverletzt. Offenbar hatten auch sie die Schutzwirkung der ethekischen Schriftzeichen entdeckt. Die älteren Erben konnten dem Spektakel nur hilflos zusehen, denn sie waren durch den Riss, der das Tal durchschnitt, von ihren Kindern getrennt. Souanne schoss ein beängstigender Gedanke durch den Kopf: Die jüngere Generation musste dem Hexer allein gegenübertreten und seiner Raserei ein Ende setzen– oder es zumindest versuchen.
    Die Legionärin konnte gut verstehen, warum Saat endgültig dem Wahnsinn verfallen war. Als er sich aus heiterem Himmel zum dritten Mal in den stinkenden Gängen des Karu wiederfand, hatte er das

Weitere Kostenlose Bücher