Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
eine der Höhlenkreaturen gehalten.
» Wie hast du sie denn gefunden? Bist du zufällig auf sie gestoßen?«
» Ich habe gespürt, dass sie da sind«, murmelte Guederic.
Damián warf ihm einen verständnislosen Blick zu. Guederic blieb stehen und wies auf den Hügel, den sie wieder hinabgestiegen waren.
» Die vier, die wir beobachtet haben, befinden sich immer noch auf der anderen Seite des Hügels«, sagte er. » Dort hinten unter den Tannen sind zwei andere, und etwas weiter weg ein Dritter. Sobald ich nah genug dran bin, kann ich sie spüren, als würden sie eine große Fahne schwenken. Genau wie die Gwelome.«
Damián stieß einen leisen Pfiff aus. Dann ließ er den Blick über das langgezogene Tal schweifen. Er hätte nicht gedacht, dass es so viele Wiedergeburten der Götter gab, und dann auch noch auf so engem Raum. Wie viele mochten es insgesamt sein? In dieser Landschaft mit den kleinen Wäldern, Felsen und Hügeln konnten unzählige von ihnen leben, ohne dass man sie auf den ersten Blick entdeckte.
» Ich spüre auch Souanne«, sagte Guederic nach einer Weile. » Sie ist wie die anderen. Sie gehört zu ihnen.«
Die beiden Brüder sahen sich einen Augenblick lang an. Da keiner der beiden wusste, was er dem noch hinzufügen sollte, liefen sie zügig zu den anderen zurück.
Als Lorilis aufwachte, durchströmte sie eine angenehme Wärme, so als kitzelte ein Sonnenstrahl ihr Gesicht. Doch dann kehrte die Erinnerung zurück, und mit ihr der Schwindel. Sie wartete geduldig, bis das Unwohlsein verging, stützte sich dann auf die Ellbogen und sah sich um. Die meisten ihrer Gefährten waren bereits wach, und der Ort, an dem sie sich befanden, machte einen friedlichen Eindruck. Nicht weit von ihr entfernt saß Najel, und als er ihren Blick bemerkte, schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln. Sie erwiderte es unbefangen. Dann beschloss sie, sich noch einmal hinzulegen und sich auszuruhen, bis die Erben weiterziehen würden. Seit das junge Mädchen das Matriarchat verlassen hatte, war ihr dieses Verhalten zur zweiten Natur geworden: jeden Augenblick bestmöglich nutzen, sich jeder Situation aufs Neue anpassen.
Vor allem an Orten wie in diesem menschenverlassenen Tal.
Als Lorilis aus dem Gang getaumelt war, hatte sie den seltsamen Einfluss des Tals sofort gespürt. Nach der endlosen Flucht durch die unterirdischen Gänge und dem Einsatz ihrer magischen Kräfte gegen die Kreaturen, die ihr hinterherhetzten, war sie zutiefst erschöpft gewesen. So hatte ihr die plötzlich einsetzende Müdigkeit den Rest gegeben, und Lorilis hatte als eine der Ersten die Besinnung verloren. Ihr war keine Zeit mehr geblieben, die anderen vor der Gefahr zu warnen.
Zum Glück schien es allen gut zu gehen. Die Erben befanden sich zwar nicht mehr in der Nähe des Höhleneingangs, aber dafür gab es sicher eine einfache Erklärung. Nachdem auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein schien, gestattete sich Lorilis, die Kräfte des Tals zu erforschen.
Obwohl ihre Kenntnisse der Magie noch recht bescheiden waren, begriff sie auf Anhieb, dass der Ort in dieser Hinsicht einzigartig war. Die Energieströme, die jedes Lebewesen und jeden Gegenstand mit allen anderen verbanden, gehorchten hier anderen Gesetzen. Lorilis konnte sie wahrnehmen, sobald sie sich ein wenig konzentrierte. Hier im Tal verliefen die Energieströme nicht gerade, sondern krumm, als würden sie von einer höheren Macht oder einem starken Willen umgelenkt. Bisher hatte sie so etwas nur gesehen, wenn sie ihre magischen Kräfte eingesetzt hatte. Aber wer war in der Lage, so viele Strahlen auf einmal zu verbiegen und eine solch gewaltige Energiemenge zusammenzuhalten? Wer konnte diesen Zustand kurz vor der Entfesselung über einen Zeitraum von Tagen, Monden, vielleicht sogar Jahren aufrechterhalten? Niemand! Zumindest kein Sterblicher. Ebenso gut hätte man von jemandem verlangen können, dass er jahrelang einen Pfeil in der straff gespannten Sehne eines Bogens hielt.
Bald war Lorilis’ Neugier größer als ihr Bedürfnis, sich auszuruhen, und sie stand auf, um das Phänomen näher zu untersuchen. Sie konzentrierte sich noch stärker und öffnete ihre Wahrnehmung für die einzelnen Energieströme, die ihr nun als helle Linien erschienen. Dabei bemerkte sie etwas, das ihr vorher entgangen war: Alle umgelenkten Strahlen wiesen in eine Richtung!
Die junge Magierin wirbelte herum, um zu sehen, auf welches Ziel sie zuliefen. Als sie feststellte, dass alle Energieströme auf
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