Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
die Pforte in der Mitte des Tals zustrebten, bekam sie eine Gänsehaut. Sämtliche Energieströme des Tals trafen unter dem Steinbogen zusammen und verschwanden im Nichts. Oder verliefen sie auf der anderen Seite der Pforte weiter? Wechselten sie vielleicht gar in eine andere Welt hinüber?
    Die Entdeckung warf jedenfalls mehr Fragen auf, als sie beantwortete. Aber zumindest wusste sie jetzt, was den Schwindel auslöste, der die Erben bei ihrer Ankunft in dem Tal befallen hatte: die Verzerrung der Energieströme. Die Reisenden waren von der übernatürlichen Erscheinung überrascht worden, und ihr Organismus hatte darauf reagiert. Die Müdigkeit war lediglich der Versuch ihres Körpers, sich auf das Phänomen einzustellen.
    Aus reiner Neugier erforschte das junge Mädchen die Energieströme weiter. Bald stellte sie fest, dass sie nicht nur im Tal ihren Ursprung hatten, sondern auch von jenseits der Berge kamen, und zwar aus allen Richtungen. Offenbar war die ganze Welt mit der Pforte verbunden!
    War das schon immer so gewesen? Vermutlich nicht. Ihre Vorfahren Corenn und Yan waren wesentlich mächtigere Zauberer gewesen, als sie es bisher war, und sie hatten das Phänomen bei ihrem Besuch im Dara nicht wahrgenommen. Zumindest stand nichts davon in den Tagebüchern der Alten. War das Phänomen vielleicht erst in jüngster Zeit aufgetreten? Oder nach dem Verschwinden des Jal?
    Eine andere Möglichkeit war, dass die Energieströme nur in der irdischen Entsprechung des Jal verzerrt wurden, einem Ort, an dem vor ihnen noch kein Erbe gewesen war.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass es jemanden gab, der diese Frage beantworten konnte, ebenso wie alle anderen Fragen, die die Erben seit Monden plagten. Auf ihm ruhten all ihre Hoffnungen.
    Rasch beendete Lorilis ihre Erforschung der Energieströme und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Najel, Josion und Zejabel unterhielten sich angeregt und behielten dabei den Höhleneingang im Auge. Guederic und Damián stießen gerade wieder zu ihnen; offenbar hatten sie die Umgebung erkundet. Souanne lag ganz in der Nähe und schlief als Einzige noch. Und links von Lorilis lag die reglose Gestalt von Nol dem Seltsamen.
    Bis zu diesem Tag hatte sich Lorilis den Hüter des Dara nicht vorstellen können, denn die Beschreibungen seines Aussehens durch die vorherigen Generationen Erben waren widersprüchlich. Ihre Vorfahren hatten ihn mal jünger, mal älter, mal groß, mal klein, mal schmächtig, mal kräftig wahrgenommen. Offenbar hatte es in der Macht des einstigen Gottes gelegen, seine Gestalt den Erwartungen des Betrachters anzupassen. Nol war das erste Götterkind gewesen, das im Dara herangewachsen war, aber nach der Zerstörung des Jal war er nur noch ein erschöpfter alter Mann. Seine ganze Erscheinung flößte Mitleid ein: Die Gesichtszüge waren vom Kummer gezeichnet, sein Körper nach jahrelangen Entbehrungen erschreckend mager und seine Kleider zu Lumpen zerfallen. Wer seine Geschichte nicht kannte, musste Nol für einen armen Teufel halten, einen kranken Alten, den der Tod bald von seinem Leid erlösen würde.
    Bei seinem Anblick ging Lorilis durch den Kopf, wie schwer die Entscheidung, das Jal mitsamt seinen Bewohnern zu vernichten, ihren Eltern gefallen sein musste.
    Plötzlich überkamen sie schreckliche Schuldgefühle. Wenn die Erben das Jal nicht zerstört hätten, würde Nol noch immer als Unsterblicher in den Gärten des Dara leben. Er würde seinen Pflichten nachgehen, die Götterkinder unterrichten und ein friedliches, glückliches Leben führen. Aber er hatte alles verloren, sogar seine Unsterblichkeit, und dazu die Hoffnung, jemals wieder in das eigentliche Dara zurückzukehren.
    Lorilis ließ sich neben dem Alten im Gras nieder und nahm scheu seine runzelige Hand. Hätten ihre Eltern anders handeln können? Nein, gewiss nicht. Der einzige Weg, Sombre zu besiegen, war die Zerstörung des Ortes gewesen, aus dem er hervorgegangen war. Aber es war eine Sache, die Geschichte in den Reiseaufzeichnungen nachzulesen, und eine ganz andere, die erschütternden Folgen mit eigenen Augen zu sehen. Es gab keine Gerechtigkeit auf der Welt. Der Hüter des Dara war dem Tode nah, während eine durch und durch bösartige und verdorbene Kreatur wie Saat nach zweihundertvierzig Jahren immer noch sein Unwesen trieb.
    Lorilis war nie besonders religiös gewesen; das war im Matriarchat und in ihrer Familie nicht üblich gewesen. Doch nun schloss sie die Augen und sprach ein kurzes Gebet für den

Weitere Kostenlose Bücher