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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ihr wünscht. Ihr könnt ohnehin nicht weg von hier. Das Lus’an ist das sicherste Gefängnis der Welt, und sollte euch doch eine Flucht gelingen, wird es unseren Schwestern eine wahre Freude sein, euch zu jagen.«
    Abermals ertönte wildes Siegesgeheul aus dreihundert Kehlen.
    Guederic bekam eine Gänsehaut, doch zugleich war er unendlich erleichtert, dass die Gefahr fürs Erste gebannt war. Während die meisten Zü-Kriegerinnen in den umliegenden Häusern verschwanden, trat Guederic zu seinem Bruder und beglückwünschte ihn mit einem Schulterklopfen. Als er jedoch Damiáns Gesichtsausdruck sah, verflog seine gute Laune im Nu. Damián war leichenblass.
    » Wir haben nur ein bisschen Zeit gewonnen«, flüsterte er mit zittriger Stimme. » Sie werden uns niemals lebend gehen lassen.«
    Guederics Miene verfinsterte sich. Als fünf Zü auf sie zukamen und sie auf Befehl der Ältesten in eines der Häuser führten, musste er all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um ihnen nicht den Speer aus der Hand zu reißen und ihnen die eigene Waffe ins Herz zu rammen. Früher oder später würde es ohnehin zum Kampf kommen, das war unvermeidlich.
    Alles Weitere nahm er wie durch einen finsteren Schleier wahr. Die Erben wurden in einen Schlafsaal geführt, der schon lange nicht mehr benutzt wurde. Am Boden lagen in mehreren Reihen kleine Strohsäcke. Früher mussten hier die kleinen Mädchen geschlafen haben, die von den Judikatoren entführt worden waren. Doch diese Zeit war lange vorbei. Zwei der Kriegerinnen, die sie eskortiert hatten, bezogen vor der Tür Stellung. Wenig später betraten drei ältere Zü den Schlafsaal. Sie brachten eine Schatulle mit, die an die dreißig Phiolen enthielt. Die Heilerinnen untersuchten Zejabel eine halbe Ewigkeit, debattierten anschließend noch einmal doppelt so lange in ihrer Sprache und einigten sich schließlich darauf, welche Mittel sie Zejabel verabreichen wollten. Zumindest kam Guederic zu diesem Schluss, als sie sechs Phiolen aus der Schatulle holten und von jeder Flüssigkeit ein paar Tropfen in ein Glasröhrchen gaben. Zuletzt schüttelten sie das Elixier kräftig und träufelten es Zejabel erst in das eine, dann in das andere Auge. Guederic traute ihnen nicht über den Weg, aber da Josion keine Anstalten machte, sie daran zu hindern, hielt er sich im Hintergrund. Falls die Frauen Zejabel ein Gift verabreichten, war alles umsonst gewesen…
    Als die Erben endlich allein waren und ihnen kein fremdes Ohr mehr zuhörte, war es Abend geworden. Nachdem die Heilerinnen Zejabel behandelt hatten, waren sie noch eine ganze Weile bei ihnen geblieben. Sie hatten den Schlafsaal erst verlassen, als sich Zejabels Zustand zu bessern begann. Natürlich freuten sich die Erben über diese Entwicklung, aber wahrscheinlich erstatteten die Heilerinnen schon in diesem Moment den drei Dorfältesten Bericht. Wer wusste schon, welches Schicksal die Zü ihren Gefangenen zudachten?
    » Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden«, sagte Guederic zu den anderen. » Unseren Eltern ist das schließlich auch gelungen!«
    » Aber sie haben Zuïa als Geisel genommen«, rief ihm Josion in Erinnerung. » Und sie hatten ein Ruderboot, um von der Insel fortzukommen.«
    » Wir könnten die drei Ältesten gefangen nehmen«, schlug Guederic vor. » Wenn wir ihnen eine Klinge an den Hals legen, dürfte das die anderen auf Abstand halten.«
    » Dazu müssten wir erst einmal an sie herankommen«, entgegnete Souanne.
    » Ich glaube nicht, dass das klappen würde«, setzte Damián hinzu. » Die Zü sind für ihre Opferbereitschaft bekannt. Vermutlich würden ihre Ältesten lieber in den Tod gehen, als uns entkommen zu lassen.«
    » Und was heißt das?«, empörte sich Maara. » Sollen wir etwa tatenlos hier herumsitzen? Nicht einmal einen Fluchtversuch unternehmen? Ich bin zu allem bereit, aber ich werde sicher nicht Däumchen drehend auf den Tod warten.«
    Damián wandte sich Lorilis zu. Das Mädchen wurde blass, als ahnte sie, worum er sie bitten wollte. Guederic hingegen hatte keinen blassen Schimmer. Er fiel aus allen Wolken, als sein Bruder seinen Plan enthüllte.
    » Wir könnten versuchen, auf dieselbe Weise von hier zu entkommen wie unsere Eltern von dem brennenden Schiff«, sagte er. » Indem wir ebenfalls ein neues Jal erschaffen.«
    Die letzten Worte kamen Damián nur schwer über die Lippen. Mit einem Mal war seine Kehle wie ausgedörrt, als würde ihm die bloße Erwähnung eines derartigen Frevels

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