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Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Titel: Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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Art Film - konnte beschleunigt oder verlangsamt werden oder rückwärts laufen. Vielleicht ließ der Computer ihn momentan schneller abrollen. Andererseits konnte Burton aber auch kurz nach der Geburt eingeschlafen sein.
     Es war möglich, eine Metallkappe über den Kopf eines Menschen zu stülpen und mittels Induktion seine Erinnerungen abzuspielen, so daß man nicht nur sah und hörte, was man erlebt hatte, sondern auch fühlen, schmecken und die gleichen Emotionen wahrnehmen konnte. Gedanken waren nicht rückspulbar, aber man konnte sie als elektrische Muster darstellen.
     Burton, der nun zusah, wie ein Hausmädchen seine Windeln wechselte, fragte sich, warum diese Gedächtnisschau angeordnet worden war. Und von wem.
     Bevor er dem Computer diese Frage stellen konnte, erhellten sich auf den Wandflächen mehrere kleine Bildschirme. Die Gesichter Frigates, Turpins und De Marbots erschienen. Sie sahen bestürzt aus.
     »Ja«, meinte er, bevor sie etwas sagen konnten. »Auch ich habe Besuch aus der Vergangenheit. Von der verdammten Geburt angefangen.«
     »Es ist schrecklich«, sagte Alice. »Und auch wunderbar. Ehrfurchtgebietend. Ich könnte weinen.«
     »Ich rufe bei den anderen an und frage sie, ob sie das gleiche durchmachen«, sagte Frigate. Sein Bildschirm wurde grau.
     Tom Turpin weinte.
     »Ich sag euch, ich sah meine Mamma und meinen Pappa und diese alte Hütte … Das kann ich nicht ertragen.«
     Burton schaute zu dem großen Schirm hinüber. Da war er wieder und wurde dieser gigantischen Brust entgegengehoben. Er konnte sein kindliches, hungriges Gewimmer hören. Die Szene verblich und wurde durch einen blauen Baldachin und den plötzlich schaukelnden Raum ersetzt. Nein, eine große Hand schaukelte seine Wiege.
     Die Bildschirme der anderen flammten auf. Sieben Gesichter mit den unterschiedlichsten Emotionen musterten ihn.
     »Es ist unbeschreiblich«, sagte Li Po grinsend, »außer natürlich für einen Dichter, wenn man sieht, wie man von seiner Mutter gestillt wird. Aber … wer hat es bestellt?«
     »Warte einen Augenblick«, sagte Burton, »ich frage den Computer.«
     »Das habe ich schon getan«, sagte Nur. »Er sagt, er könne keine Angaben über den Wer und Warum machen. Aber er hat sich nicht geweigert, mir das Wann zu verraten. Der Befehl, die Gedächtnisspeicher zu starten, wurde vor zwei Tagen eingegeben.«
     »Dann muß die Frau ihn gegeben haben, die du getötet hast«, sagte Burton.
     »Sie ist die wahrscheinlichste Kandidatin.«
     »Mir ist völlig unklar«, sagte Burton, »warum sie diese Gedächtnisschau befohlen hat.«
     »Offensichtlich«, sagte Nur, »um unsere ethische Entwicklung zu beschleunigen. Wenn wir gezwungen sind, unsere Vergangenheit kennenzulernen, zu erfahren, wie wir und andere sich verhalten haben, werden wir unsere Schwächen, Fehler und Laster in allen Einzelheiten sehen. Ob es uns gefällt oder nicht, man zeigt uns, wie wir gewesen sind, und zwar unverfälscht. Unsere Seelen werden ausgelotet. Wenn wir das unausweichliche Drama, diese unausweichliche Komödie sehen, werden wir vielleicht so beeindruckt, daß wir die nötigen Schritte einleiten, um unsere unerwünschten Charakterzüge zu eliminieren. Um bessere Menschen zu werden.«
     »Oder es treibt uns in den Wahnsinn«, sagte Frigate.
     »Eher wird es uns zu Methoden beflügeln, die uns den Wahnsinn überwinden lassen«, sagte Burton. »Nur, hast du den Computer gebeten, die Vorführung einzustellen?«
     »Ja. Der Computer antwortete nicht. Offensichtlich ein weiterer übergeordneter Befehl der Frau.«
     »Moment mal«, sagte Burton.
     Er verließ das Zimmer und trat auf den Gang. Während er dies tat, folgte ihm die Projektion über die Wand. Nun erschien sie auf der ihm gegenüberliegenden Korridorwand. Er fluchte, wirbelte auf dem Absatz herum und ging zurück in den Raum. Die Projektion begleitete ihn.
     Er sagte den anderen, was geschehen war. »Offensichtlich können wir uns der Vorführung nicht entziehen. Wir haben sie am Hals, und zwar für immer.«
     Burton schloß die Augen. Er hörte sich selbst schreien. Als er sie wieder öffnete, sah er den Himmel der Wiege über sich und hörte schwach die Stimme des Dienstmädchens. »Die Heil’gen seien davor! Was ist denn jetzt los?«
     »Ich glaube«, sagte er langsam, »wenn wir es unterbinden wollen, müssen wir die Wände streichen. Wir können die Computer in unseren Wohnräumen nicht benutzen, wahrscheinlich aber die Hilfscomputer.

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