Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
sagte dieser. » Ich will keine falschen Hoffnungen wecken. Den anderen sage ich es erst, wenn ich mir sicher bin.«
» Aber dass du es mir gesagt hat, hat schon seinen Grund, oder?«
Damiáns Blick zeigte, dass sie sich verstanden. Josion konnte sich geschmeichelt fühlen, dass sein Cousin ihn ins Vertrauen zog, aber er musste auch damit rechnen, mit ihm die Enttäuschung zu teilen.
» Ich muss jemanden in meine Idee einweihen«, erklärte Damián. » Für den Fall, dass mir etwas passiert.«
» Sehr vorausschauend«, bemerkte Josion. » Du kannst dich auf mich verlassen.«
» Das ist noch nicht alles«, fuhr Damián fort. » Ich brauche deine Kenntnisse in Altitharisch. Damit kennst du dich doch ein bisschen aus, oder?«
Josion nickte, auch wenn ihn die Frage überraschte. Altitharisch wurde in der bekannten Welt kaum noch benutzt, und das aus gutem Grund: Mit dem Zerfall des itharischen Reichs seit Beginn des achten Äon war auch seine Sprache in Vergessenheit geraten, und jene Epoche lag so weit zurück, dass es aus ihr keine geschichtlichen Überlieferungen, sondern nur Legenden gab. Trotzdem wurde das altitharische Alphabet noch immer in fast allen Teilen der Oberen Königreiche benutzt. Sein Vater Nolan und seine Großmutter Lana hatten sein Interesse für die Sprache geweckt, und später hatte er sie an der königlichen Universität von Lorelia studiert. Altitharisch war eins der sechs Fächer gewesen, die in den nur spärlich besuchten Hörsälen gelehrt wurden.
» Hoffentlich erwartest du nicht zu viel von mir«, murmelte er besorgt. » Ein paar Seiten übersetzen kann ich wohl, aber keine verschlüsselten Texte entziffern, die auf einer längst vergessenen Sprache beruhen.«
» So schwierig wird das nicht«, beruhigte ihn Damián.
Er holte tief Luft und fragte Josion dann:
» Weißt du, was ein Pangramm ist?«
Josion wollte schon verneinen, als sich plötzlich sein Gedächtnis in Gang setzte. Auf einmal erinnerte er sich an Bruchstücke aus seinen Sprachkursen, die aus einem anderen Leben zu stammen schienen.
» Ein Satz, der alle Buchstaben des Alphabets enthält?«, riet er.
» Ganz genau. Mein Vater liebte solche Spielchen, vor allem, wenn sie mit fremden Sprachen zu tun hatten. Bevor er zum Kommandant der Grauen Legion ernannt wurde, war er Übersetzer. Dass ich daran nicht früher gedacht habe … Seine Lieblingsübung bestand darin zu versuchen, das kürzeste Pangramm zu schreiben, das möglich ist. Mit anderen Worten, einen zusammenhängenden Satz, in dem jeder Buchstabe des Alphabets nur ein Mal vorkommt.«
» Das Prinzip kenne ich«, sagte Josion. » Es gibt da ein paar berühmte Beispiele …«
» Ja, aber mein Vater versuchte, sich immer neue auszudenken, in allen Sprachen, die er beherrschte. Wenn er eins gefunden hatte, war er unglaublich stolz und erzählte uns begeistert von seinem Erfolg. Es war immer ein kleiner Triumph, den die ganze Familie feierte. Dann mussten wir überprüfen, ob er alles richtig gemacht hatte, und zwar Buchstabe für Buchstabe. Heute frage ich mich, ob er das nicht bloß tat, um unseren Verstand zu schärfen. Falls es tatsächlich einen Schlüssel gibt, könnte er auf den Pangrammen beruhen, die Amanón geschrieben hat.«
» Das klingt logisch«, sagte der Student. » Aber wie kann ich dir helfen?«
» Also … auf zwei seiner Kreationen war mein Vater besonders stolz. Die hat er immer wieder erwähnt. Die erste war auf Ramgrith und lautete: D’ju’schwak, qot glyrm x’Fpeb’vizn, was so viel heißt wie: O alter Yak, hör die Oreichalkos-Trommel des Wesirs … Natürlich ergibt der Satz keinen richtigen Sinn, und in der Übersetzung ist es auch kein Pangramm mehr. An das zweite Pangramm kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es war auf Altitharisch verfasst, das ich überhaupt nicht beherrsche, und ich weiß nur noch die Übersetzung: Seht nur den Lindwurm mit seinen arthritischen Pranken. Kannst du mir das ins Altitharisch zurückübersetzen?«
Josion stieß einen Pfiff aus. Er zweifelte, ob er dieser Aufgabe gewachsen war. Ohne Wörterbuch ein perfektes Pangramm zu schreiben, war weitaus anspruchsvoller, als sich sein Cousin das vorstellte. Doch Damián sah ihn so hoffnungsvoll an, dass er es ihm nicht abschlagen konnte.
» Ich versuche es«, versprach er. » Und was dann?«
» Wenn ich recht habe«, erklärte Damián, » brauche ich die beiden Sätze bloß noch untereinanderzuschreiben, und schon habe ich den Schlüssel. Jedem Buchstaben
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