Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
daran dachte, wie sehr er gelitten haben musste, schnürte sich Lorilis’ Magen zusammen. Als er plötzlich mehrere Schritte zurücktrat und hinter Maara in Deckung ging, dachte Lorilis, er würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. Stattdessen ging er durch die Tür, wobei er ihnen einen bedauernden Blick zuwarf.
Die Erben wussten kaum, wie ihnen geschah, als die Kriegerin nach hinten sprang und ihnen die Tür vor der Nase zuschlug. Die Wallatten hatten ihre Gefährten in der kleinen Kajüte eingesperrt.
Guederic fing laut an zu lachen, was in dieser Situation unangemessen wirkte, während sich Josion auf die geschlossene Tür stürzte. Doch es war zu spät. Maara und ihr Bruder hatten bereits die Truhe aus der Kombüse davorgeschoben und ihnen so den Fluchtweg abgeschnitten. Damián und Souanne setzten sich gleichzeitig auf, die Stirn in Furchen und die Hände an den Waffen.
» Was soll das?«, rief der Ritter. » Macht sofort die Tür wieder auf!«
Seine Stimme klang bestürzt. Lorilis war ebenfalls völlig ratlos. Was ging bloß in den Köpfen der Wallatten vor? War alles bloß ein großes Missverständnis, oder hatten sie die Erben tatsächlich verraten? Sie konnte es nicht glauben.
» Aufmachen!«, rief Damián noch einmal. » Das ist doch lächerlich!«
» Wir können die Tür mühelos aufbrechen!«, fügte Josion hinzu. » Das wisst ihr ganz genau.«
In diesem Moment dröhnte Maaras Stimme aus dem anderen Raum herüber und ließ sie erstarren: » Dem Ersten, der seinen Kopf durch die Tür steckt, schlage ich den Schädel ein«, warnte sie. » Und ich meine es ernst.«
» Aber was soll das alles?« Langsam wurde Damián ungeduldig.
» Sie ist wahnsinnig geworden«, befand Souanne. » Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
» Denk, was du willst!« brüllte die Barbarin zurück.
» Jetzt reicht’s!«, rief der Legionär. » Sag uns, was du von uns willst, und mach die verdammte Tür auf.«
» Beruhigt euch erst einmal«, forderte die Kriegerin sie auf. » Legt eure Waffen nieder und setzt euch wieder hin. Ich kann euch nämlich sehen.«
Kaum hatte sie das gesagt, hielt Josion die Spitze seines Zarratt vor einen Spalt in der hölzernen Tür und drückte sich selbst seitlich an die Wand. Er warf Damián einen Blick zu, bereit zuzustechen. Doch sein Cousin winkte ab.
» Ich hoffe, du hast gute Gründe für dein kleines Spiel«, warnte der Ritter. » Erwarte nur nicht, dass ich dir nachher noch vertraue.«
» Das werden wir ja sehen«, antwortete Maara. » Los, alle auf die Kojen!«
Lorilis war gar nicht von ihrem Platz aufgestanden, ebenso wenig wie Guederic und Zejabel. Während sich der junge Mann zu amüsieren schien, wirkte die Zü vollkommen gleichgültig. Damián, Souanne und Josion setzten sich wieder auf die Kojen und schauten mürrisch und beunruhigt drein. Als Ruhe eingekehrt war, wartete Maara eine geschlagene Dezille lang, bis sie schließlich mit der Sprache herausrückte.
» Najel und ich haben euch zwei wichtige Dinge mitzuteilen«, verkündete sie feierlich. » Aber vorher muss ich herausfinden, ob ihr es verdient, sie zu erfahren. Und dazu muss mir jeder von euch sein kleines Geheimnis verraten.«
Die Kriegerin war sich ihrer Sache nicht annähernd so sicher, wie sie die anderen glauben machen wollte. Sie war erschöpfter denn je. Die Nachtwache an Najels Lager hatte sie viel Kraft gekostet, und als sie die Müdigkeit zu übermannen drohte, kamen ihr sogar Zweifel. War diese Maßnahme wirklich eine gute Idee? Rasch verdrängte sie die Frage wieder und beschloss, an ihrem Plan festzuhalten. Für einen Rückzieher war es ohnehin längst zu spät.
Sie wandte sich von dem Schlitz in der Tür ab und betrachtete ihren Bruder. Er war bleich wie ein Gespenst. Zum Teil lag das wohl an seiner Verletzung, aber gewiss fürchtete er auch die Folgen ihrer Meuterei. Die empörten Stimmen ihrer Gefährten schienen den Bruch ihres Bündnisses einzuläuten. Das hatte die Barbarenprinzessin nicht gewollt, aber wenn es darauf hinauslaufen sollte, dann besser jetzt als später. Auf jeden Fall musste sie den Protesten erst einmal Einhalt gebieten.
» Ruhe«, rief sie durch die Tür. » Hört mir zu. Danach könnt ihr machen, was ihr wollt.«
» Dazu hättest du uns nicht einzusperren brauchen«, entgegnete Damián aufgebracht.
» Wenigstens habe ich so eure ungeteilte Aufmerksamkeit«, erwiderte die Kriegerin. » Außerdem gehört das zum Ablauf. Aber wahrscheinlich kennt ihr das
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