Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
geschützt waren. Für die erschöpften Erben war dies eine willkommene Ruhepause. Bisher hatte keiner Damiáns Entscheidung infrage gestellt, obwohl der Ritter noch nicht näher auf seinen Plan eingegangen war.
Josion holte das letzte Segel ein, und etwas weiter entfernt hämmerte Maara ungeduldig mit der Faust auf die Reling. Noch hatte ihr niemand Vorwürfe wegen des Mu’grom-Zwischenfalls gemacht. Zurzeit gab es für die Erben wichtigere Dinge. Außerdem musste es ein schwerer Schlag für die Wallattin sein, dass ihr gemeinsamer Feind ein Verwandter von ihr war. Da wäre es unangebracht, mit ihr Streit zu suchen, auch wenn das Bündnis der Erben ihretwegen beinahe zerbrochen wäre.
Kurz darauf rief Damián alle unter Deck. Zejabel und er hatten ein reichhaltiges Mahl bereitet, und sie ließen sich nicht lange bitten und stiegen rasch in die Kombüse hinab. Die meisten hatten seit dem Vortag nichts gegessen, und Müdigkeit und Aufregung hatten an ihren Kräften gezehrt. Die Bemühungen der beiden Köche aber waren nicht uneigennützig: Indem sie das körperliche Wohl aller stärkten, hofften sie, zur allgemeinen Entspannung beizutragen. Als sich Souanne an den Tisch setzte, kam es ihr vor, als nehme sie an einer Versöhnungsfeier teil – obwohl sie selbst innerlich an mehreren Fronten zugleich kämpfte.
Auch die anderen schienen von ihren persönlichen Sorgen geplagt, denn anfangs wurde kaum gesprochen, und die Erben wechselten nur flüchtige Blicke. Allmählich wurde sich Souanne der Schwere ihres Geständnisses bewusst. Es war nötig gewesen, den anderen zu offenbaren, dass sie beim Töten ihrer Feinde Lust empfand, und es hatte ihr eine große Last von den Schultern genommen. Aber wie konnte sie fortan ihren Gefährten mit erhobenem Haupt gegenübertreten? Außerdem fragte sie sich unaufhörlich, warum Amanón wollte, dass sie Saats Schwert trägt. Eigentlich hätte das doch viel eher Damián, Zejabel oder einem anderen Mitglied ihrer Familie zugestanden. Oder gab es doch eine tiefere Verbindung zwischen ihr und den Erben von Ji, von der sie bisher nichts wusste?
Nachdem die Gefährten lange Zeit schweigend gegessen hatten, brach der sonst eher wortkarge Josion die unbehagliche Stille.
» Das erinnert mich an früher«, sagte er und zeigte auf seinen Teller. » Ich habe es nie geschafft, hinter das Geheimnis deiner Gewürzmischung zu kommen.«
Seine Mutter antwortete ihm mit einem dankbaren Lächeln.
» Sie hat mich nicht mal in die Nähe des Kochtopfs gelassen«, beschwerte sich Damián augenzwinkernd. » Ich durfte bloß die Kartoffeln schälen. Aber wahrscheinlich war das auch besser so.«
» Das kann gefährlich sein«, scherzte sein Bruder. » Sei froh, dass du dich nicht verletzt hast.«
Ein paar Lacher folgten auf die Bemerkung, die umso ironischer war, als die Gefahr seit den Ereignissen in Benelia zu ihrem ständigen Begleiter geworden war. Die Mahlzeit hatte die Lebensgeister der Erben wieder geweckt und sie für das gestärkt, was ihnen bevorstand. Auf diesen Augenblick hatte Damián wohl gewartet, seit er beschlossen hatte kehrtzumachen. Er setzte eine ernste Miene auf und wirkte plötzlich wie ein General kurz vor der entscheidenden Schlacht.
» Wir haben noch immer nicht entschieden, wohin wir fahren«, begann er. » Wir gehen davon aus, dass sich unsere Eltern im Jal befinden, aber wir haben keine Ahnung, wie wir dorthin gelangen, denn soweit wir wissen, hat Sombre alle Ewigen Wächter getötet und die Pforten damit unbrauchbar gemacht. Und über Saat wissen wir genauso wenig. In Anbetracht dessen scheint es das Beste zu sein, uns zu verstecken und abzuwarten.«
» Da mache ich nicht mit«, erklärte Maara bestimmt. » In dem Fall kehre ich lieber nach Wallos zurück und rüste mich für den Krieg.«
» Das habe ich mir schon gedacht. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, die Hände in den Schoß zu legen. Das Beispiel unserer Eltern und Großeltern hat gezeigt, dass es sinnvoller ist, der Gefahr ins Auge zu blicken, als ihr aus dem Weg zu gehen. Das hat ihnen mehrmals das Leben gerettet.«
Seinen Worten folgte beredtes Schweigen. Alle wussten, was das hieß: Damián hatte einen Plan, der sie vermutlich in Lebensgefahr bringen würde.
» Was hast du vor?«, fragte Zejabel.
Die Bereitschaft der Zü, Damián zu folgen, war unübersehbar. Sie fixierte den jungen Mann, als warte sie nur auf seinen Befehl, um loszuschlagen.
» Bisher konnten wir keine Antworten auf unsere Fragen
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