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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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nach dem Mit-Tag war es auf der Wasserratte ungewöhnlich still. Das war umso bemerkenswerter, als die Gefährten seit Sonnenaufgang über nichts anderes gesprochen hatten als über Hexer, Dämonen und Gespenster. Lorilis konnte es langsam nicht mehr hören. Sie kam sich vor wie bei einem Wettbewerb um den Preis für die beste Gruselgeschichte.
    Leider waren die Geschichten jedoch bittere Wirklichkeit, und nur die Hoffnung, ihre Eltern bald wohlbehalten wiederzusehen, erfüllte sie mit etwas Zuversicht. In ein paar Dekanten würden die Gefährten die romischen Hoheitsgewässer erreicht haben und dann den Fluss Urae hoch bis zur Hauptstadt des alten Reichs segeln. Damián hatte allen, die es nötig hatten, geraten, sich bis dahin ein wenig auszuruhen. Er selbst war völlig erschöpft, genau wie Souanne und Maara, welche die ganze Nacht nicht geschlafen hatten. Guederic und Najel hatten sich ebenfalls auf ihre Kojen gelegt, und Josion hielt an Deck Wache. Er saß mit einem Notizblock auf den Knien im Schatten eines Segels und hatte seit mehr als einer Dezime nicht mehr den Kopf gehoben. Lorilis vertrieb sich die Zeit, indem sie die Möwen beobachtete, die über dem Hafen kreisten, aber sie wusste genau, dass die Ruhe nicht von langer Dauer sein würde. Tatsächlich tauchte bald Zejabel neben dem jungen Mädchen auf.
    » Fangen wir mit den Übungen an?«, schlug sie vor. » Je eher, desto besser, finde ich.«
    Widerwillig nickte Lorilis. Sie achtete die einstige Kahati und hatte nicht vergessen, dass sie ohne Zejabels Hilfe den Morgen nicht erlebt hätte. Aber es behagte ihr gar nicht, mit ihrer gefährlichen neuen Fähigkeit zu experimentieren. Ihre besondere Kraft hatte ihr zwar schon einmal das Leben gerettet, aber ein anderes Mal wäre sie fast daran gestorben. Deshalb hätte sie lieber darauf verzichtet, sie heraufzubeschwören, solange keine unmittelbare Gefahr drohte.
    » Ja, lass uns anfangen«, antwortete sie trotzdem.
    Lorilis fiel ohnehin keine gute Ausrede ein, um sich vor den Übungen drücken zu können. Außerdem hatte sie während ihres Noviziats zur Ratsfrau gelernt, dass der Aufforderung eines Lehrers stets Folge zu leisten war. Und daran hielt sie sich noch heute, auch wenn sich Zejabel selbst zur Lehrerin ernannt hatte.
    » Und womit fangen wir an? Stellst du mir irgendwelche Aufgaben, oder wie gehen wir vor?«
    » Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gab die Zü freimütig zu und lächelte. » Am besten beschreibst du mir, wie sich deine Fähigkeit äußert, damit ich sehe, ob es Gemeinsamkeiten mit dem Zustand der Entsinnung gibt.«
    Diese Offenheit überraschte Lorilis und wirkte sich förderlich auf ihre Motivation aus. Sie nahm all ihren Mut zusammen und beschloss, Zejabel so ehrlich wie möglich von ihren Erfahrungen zu berichten.
    » Na gut … Wenn ich mich ein wenig konzentriere, kann ich zwischen Gegenständen Ströme erkennen. Ich weiß nicht genau, wie ich sie beschreiben soll. Sie sind wie eine Mischung aus Nebelschwaden, Blitzen und kleinen Flüssen. Sie sehen auch ein bisschen aus wie Venen, die unter der Haut verlaufen. Sie stellen eine Form von Energie dar, aber ich weiß nicht, welchem Zweck sie dienen. Sie sind mal dicker und mal dünner und können langsam oder schnell fließen. Und sie sind überall. Man kann sie durchschreiten, ohne etwas zu spüren und ohne sie zu stören. Wenn man allerdings einen Gegenstand umsetzt, verändert man damit auch alle Ströme, die mit ihm verbunden sind.«
    » Kann man diese Ströme auch unterbrechen?«, fragte die Zü. » Indem man den Gegenstand zum Beispiel weit wegbringt?«
    » Das habe ich noch nicht probiert, denn davor habe ich ein wenig Angst«, gab Lorilis zu. » Aber ich glaube nicht, dass die Verbindung dadurch unterbrochen würde. Sie würde bloß unendlich gedehnt und so dünn werden, dass ich sie wahrscheinlich kaum mehr erkennen könnte. Und wenn ich mich zu stark konzentriere, kann ich die Ströme nicht mehr auseinanderhalten. Am Anfang war es so, als wäre ich betrunken oder als würde mir alles vor den Augen verschwimmen … Als würde ich ständig Geister oder Spiegelungen sehen. Inzwischen gelingt es mir aber, die zu ignorieren.«
    » Gehen die Ströme auch von unseren Körpern aus?«
    » Sie gehen von überall aus«, bestätigte Lorilis. » Manche fließen auf uns zu, während andere durch unsere Haut nach außen zu sickern scheinen. Ich weiß nicht, wozu sie dienen«, wiederholte sie. » Ich glaube aber, dass sie sich

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