Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
verfügten. Wenn er eine verschlüsselte Botschaft hinterlassen wollte, wo würde er das tun? Oben auf jenem Hügel natürlich, der alle Blicke auf sich zog und um den die Tiere, die durch die Ebene zogen, einen Bogen machten!
Ohne ein Wort scherte er aus der Reihe aus und stapfte den Hang empor, so schnell der Schnee es zuließ. Maara und die anderen riefen ihm hinterher, aber er ignorierte sie. Najel wollte seinen Gefährten keine falschen Hoffnungen machen. Die Chancen, dass er tatsächlich etwas fand, waren gleich null.
Oben angekommen, schob er den Schnee mit den Händen beiseite und stieß zu seiner Überraschung auf einen flachen Stein. Vorsichtig grub er weiter und legte die gesamte Hügelspitze frei. Zum Vorschein kamen grob behauene Steinplatten, die eine Art Kasten bildeten. Vielleicht enthielt er ja irgendeinen Hinweis, der ihnen weiterhalf!
Mittlerweile waren Najels Gefährten zu ihm hochgekommen. Sie umringten den Jungen mit neuer Zuversicht und überließen es dem stolzen Entdecker, den Deckel des Kastens abzuheben. Najel hatte sich nicht geirrt: Der Steinkasten enthielt ein Wegzeichen.
Die Erben beglückwünschten den Jungen zu seiner Idee. Besonders gerührt war er über Maaras Worte, denn sie lobte ihn nicht oft. Seit er jedoch auf Usuls Insel fast den Tod gefunden hatte, war seine Schwester längst nicht mehr so schroff wie früher.
» Jetzt müssen wir es nur noch entschlüsseln«, murmelte Najel. » Das ist nicht ganz einfach …«
Das Zeichen war eine Anordnung aus zwölf Gegenständen, Steinen, Federn, Knochen, Tierzähnen und Seilen mit verschiedenen Knoten. Najel nahm an, dass die Bedeutung des Wegzeichens unter anderem von der Form und Farbe der Steine abhing. Er hütete sich davor, die Gegenstände zu berühren, um sie nicht zu verrücken. Der Junge konnte sich gut vorstellen, wie lebenswichtig das Wegzeichen für umherziehende Arkarier war.
» Was gibt es da groß zu entschlüsseln? Es ist doch ganz klar, dass es nach Osten weist!«, sagte Maara.
» Aber es könnte uns ebenso gut vor einem Hindernis oder einer Gefahr warnen«, warf Damián ein.
» Oder es ist nur ein Haufen Dreck, der gar nichts mehr bedeutet«, schob Guederic nach. » Vielleicht gibt es das, worauf das Zeichen einst hinweisen sollte, längst nicht mehr!«
» Arkarier zerstören jedes überflüssig gewordene Wegzeichen sofort«, erklärte Lorilis. » Zumindest halten es die Mitglieder des Vogelklans so. Ich wünschte, ich hätte gelernt, die arkischen Wegzeichen zu lesen.«
Najel lächelte ihr tröstend zu. Sie hatte schon so viel getan, um den Erben zu helfen – wesentlich mehr als jeder andere von ihnen. Niemand konnte verlangen, dass sie sämtliche Sitten und Gebräuche Arkariens kannte.
» Es wird bald dunkel«, sagte Zejabel. » Wir müssen weiter. Ich bin dafür, nach Osten zu gehen. Hauptsache, wir lassen diese Eiswüste bald hinter uns.«
Niemand widersprach, und so legte Najel den Deckel, der das Wegzeichen vor der Witterung schützte, vorsichtig wieder an seinen Platz.
Von nun an ließen die Erben den Blick noch wachsamer über die Landschaft schweifen – nicht nur, um nach weiteren Wegzeichen Ausschau zu halten, sondern auch, um auf etwaige Angriffe oder Gefahren vorbereitet zu sein. Niemand hatte Damiáns Vermutung vergessen, das Wegzeichen könnte eine Warnung sein. Nach kurzer Zeit stießen sie auf Spuren von Schneelöwen, was ihre Beklommenheit noch verstärkte. Immerhin verlieh ihnen die Angst neue Kraft, nachdem sie zahllose Dekanten lang einfach nur stur durch den Schnee gestapft waren.
Als Souanne nach etwa tausend Schritten auf einen weiteren Erdhügel mit einem zweiten Wegzeichen stieß, fassten die Erben neuen Mut. Das Zeichen sah auf den ersten Blick genauso aus wie das erste, aber Najel war ein guter Beobachter, und so fiel ihm auf, dass die Anordnung statt dreien nur zwei Steine enthielt. Daraus schlossen sie, dass sich der Ort, auf den das Zeichen hinwies, zwei Meilen östlich von ihnen befand.
Sie nahmen ihre letzte Kraft zusammen und gingen zügig weiter. Um sie herum wurde es Nacht, und im Dunkeln hätten sie nicht einmal mehr gesehen, wenn sie den Ort erreicht hätten. Nach einem wahren Gewaltmarsch, bei dem sie trotz der Kälte ins Schwitzen gerieten, waren die Erben endlich am Ziel.
Es handelte sich um eine kleine Hütte, offen für alle, die für eine Nacht Unterschlupf suchten – so wie es die arkische Gastfreundschaft gebot.
Damián stapfte einmal um die Hütte herum,
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