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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ehrfurcht überlasse ich Besseren als mir. Wenn Ihr jene Würde erreicht habt, werden wir beide es wissen: Ihr werdet nicht zu bitten haben. Bis dahin müßt Ihr mir entweder vertrauen oder mich entlassen.« Er wartete, ob der Prinz etwas entgegnen würde. Als er es nicht tat, fuhr Tempus fort: »Was den Eunuchen betrifft, den ich als Ersatz vorgesehen habe, möchte ich, daß Ihr für seine Ausbildung sorgt, Euch gefällt Jubals Arbeit, also schickt ihn zu ihm mit der Erklärung, daß der, den er Euch verehrt hat, einem Unfall zum Opfer fiel, und Ihr gern hättet, daß er den Neuen genauso ausbilde. Sagt ihm, Ihr hättet viel Geld für ihn bezahlt und setztet große Hoffnung in ihn.«
    »Du hast einen solchen Eunuchen?«
    »Ich werde einen haben!«
    »Und du erwartest von mir, daß ich einen deiner Spitzel zu Jubal schicke - um dir zu helfen -, ohne deinen Plan zu kennen, ja nicht einmal die Einzelheiten des Winder Geständnisses?«
    »Wüßtet Ihr es, mein Lord, müßtet Ihr es billigen oder mißbilligen. Wißt Ihr es nicht, seid Ihr nicht gebunden.«
    Die beiden Männer blickten einander an und unterdrückten die Feindseligkeit, die sich wie Vashankas Blitz zwischen ihnen entladen wollte, in einer längeren Schweigepause.
    Kadakithis warf den Purpurumhang über die Schulter zurück. Er blinzelte an Tempus vorbei zum Himmel. »Was ist denn das für eine seltsame Wolke?«
    Tempus drehte sich im Sattel, dann wandte er sich wieder dem Prinzen zu. »Das dürfte unser Freund aus Ranke sein.«
    Der Prinz nickte. »Ehe er ankommt, sollten wir uns noch über diese Gefangene namens Cime unterhalten.«
    Tempus’ Hengst schnaubte, warf den Kopf zurück und tänzelte. »Dazu besteht kein Grund.«
    »Aber ...? Weshalb bist du nicht zu mir gekommen? Anfangs hätte ich noch etwas tun können. Jetzt kann ich nicht ...«
    »Ich habe Euch ihretwegen um nichts gebeten und bitte Euch auch jetzt nicht.« Tempus’ Stimme klang wie ein Messer am Wetzstein, so daß Kadakithis sich hoch aufrichtete. »Es ist nicht meine Sache, etwas zu unternehmen.«
    »Aber sie ist deine Schwester! Du willst nicht einschreiten?«
    »Glaubt, was Ihr wollt, Prinz. Ich werde mit niemandem, auch keinem Prinzen, Gerüchte durchkauen!«
    Da verlor der jugendliche Statthalter, der schon in Ranke für seinen Geschmack zu oft abfällig Prinz genannt worden war, die Beherrschung und sagte dem Höllenhund heftig die Meinung.
    Tempus blieb ruhig auf dem Pferd sitzen, das der Prinz ihm gegeben hatte. Immer noch trug er nur den eisernen Lendenschurz, obgleich der Tag sich seinem Ende entgegenneigte, und blickte mit Augen voll schwärender Schatten in die des Prinzen, bis dieser seine Tirade abbrach und sagte: »Das Problem ist, daß alles, was man sich über dich erzählt, wahr sein könnte. Wie soll man da wissen, was man glauben kann?«
    »Glaubt, was Euch Euer Herz sagt«, riet die mahlende Stimme. Die dunkle Wolke schwebte jetzt bereits über dem Strand.
    Es sah aus, als ließe sie sich im Sand nieder. Die Pferde scheuten mit ausgestrecktem Hals und schnaubenden Nüstern. Tempus hatte seinen Fuchs neben den Wagen gelenkt und beugte sich hinab, um nach dem Zaum des vorderen Zugpferds zu greifen, als ein ohrenbetäubendes Schmettern wie von einer Trompete aus dem helleren Mittelpunkt der Wolke erschallte.
    Da hob der Höllenhund den Kopf. Kadakithis sah, wie er erschauerte, die Brauen hob, und wie die tiefliegenden Augen kurz blitzten. Dann sprach Tempus zu den Zugpferden, die ihm ihre Ohren zuwandten und auf seinen Rat hörten. Schließlich lenkte er seinen Hengst zwischen Kadakithis’ Wagen und das, was aus der aschgrauen Wolke kam, die in dem Gegenwind so lange gebraucht hatte, sich niederzulassen.
    Der Reiter, der in der Wolke zu sehen war, winkte: Ein scharlachroter Handschuh zuckte, ein weinroter Umhang wallte. Hinter seinem aufgeputzten Pferd hielt er ein zweites, und dieser feurige Apfelschimmel war es, der die anderen Hengste am Strand herausforderte. Tiefer in der Wolke war ein Mauerwerk zu sehen von einer Arbeit, wie man sie in Freistatt nicht kannte, dazu ein blauerer Himmel und fruchtbarere Hügel, als Kadakithis sie je gesehen hatte.
    Das erste Pferd kam mit lose hängenden Zügeln heraus. Kopf und Hals warfen Schatten auf den festen Sand. Dann wirbelten seine Hufe die Sandkörner auf, und schließlich stand das ganze Tier mit seinem Reiter, der das zweite Pferd an einem langen Zügel hielt, reglos vor dem Höllenhund, während die Wolke sich wirbelnd

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