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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Gott den Rücken zugekehrt, und der Gott läßt ihn frei laufen. Wenn er erschöpft ist, wird der Gott ihn wieder aufnehmen. Ich würde wetten, Ihr habt ihn früher recht angenehm gefunden. Er wurde von Euren eigenen Leuten hintergangen, von Männern, mit denen er durch den Treueeid verbunden war. Was erwartet Ihr? Er wird nicht ruhen, bis die Sache geklärt ist.«
    »Was soll das heißen? Meine Leute? Sprecht Ihr von seiner langen, ungeklärten Abwesenheit? Ich gestehe, daß er sich verändert hat. Aber woher wißt Ihr, was er mir nicht erzählt?«
    Ein Lächeln, strahlend wie der Sonnenaufgang, zog über das vornehme Gesicht des Gerüsteten. »Der Gott teilt mir mit, was ich wissen muß. Was würdet Ihr von ihm halten, wenn er mit Geschichten über Streit zwischen Euren eigenen Leuten zu Euch gerannt käme wie ein Kind zu seinem Vater? Das verbietet ihm seine Ehre. Was die - ah, Mittel betrifft in dem Beutel, nun, als wir ihn hierherschickten, erhielt er den Auftrag, es uns wissen zu lassen, wenn er das Gefühl hätte, daß Ihr einen guten König abgeben würdet. Man sagte mir, Ihr wüßtet das.«
    »Im Prinzip, ja. Aber so ein großes Geschenk kann ich nicht annehmen.«
    »Nehmt es als Darlehen, wie andere vor Euch eines aufnehmen mußten. Jetzt ist keine Zeit zum Hofieren. Geeignet zu sein, ein König zu werden, garantiert noch keinen Thron. Ein König muß mehr als ein Mann, er muß ein Held sein. Viele Männer sind nötig und besondere Zeiten, um einen Helden zu machen. Mit dem Aufstand im Oberland und der Erhebung eines neuen Reiches jenseits der nördlichen Bergkette, mag sich die Gelegenheit bald ergeben. Würdet Ihr Euch im Kampf auszeichnen oder eine Armee ausschicken, die es tut, könnten wir, die wir eine Veränderung wünschen, uns öffentlich zu Euch stellen. Mit dem, was Ihr besitzt, könnt Ihr Euch jedoch nicht auszeichnen, dafür hat der Kaiser gesorgt.«
    »Und wie soll ich dieses Darlehen zurückzahlen?«
    »Wenn Eure Hoheit bereit sind, mir zuzuhören, kann ich alles zu Eurer Hoheit Zufriedenheit erklären.«
    »Fangt an!«
    »Zuerst noch etwas anderes, das ebenfalls wichtig ist. Ihr ahnt gewiß, wer dieser Mann ist, den Ihr Tempus nennt, sicher habt Ihr es von Euren Zauberern und seinen Feinden unter den Angehörigen der Zaubererzunft gehört. Laßt mich hinzufügen: Wo er ist, verteilt der Gott großzügig seinen Segen. Nach den kosmologischen Regeln des Staatskultes und Herrschertums unterstützt Er dieses Unternehmen durch seine Anwesenheit. Obgleich er und der Gott ihre Schwierigkeiten miteinander haben, habt Ihr ohne ihn keine Chance, Euer Ziel zu erreichen. Das fand mein Vater heraus. Obwohl krank durch einen Fluch, ist er zu wertvoll, um ungewürdigt zu bleiben. Wenn Ihr lieber für immer ein kleiner Prinz bleiben und untätig zusehen wollt, wie das Reich seinem Untergang entgegengeht, braucht Ihr es nur zu sagen, und ich berichte es zu Hause. Wir werden dann diese Thronbesteigung und die Aufstellung einer kleinen Armee vergessen, und ich werde Tempus von seinen Pflichten entbinden. Das wäre ihm ohnehin lieber, das darf ich Euch versichern.«
    »Euer Vater? Wer in des Gottes Auge seid Ihr?«
    »Ah, meine Überheblichkeit ist unverzeihlich! Ich hatte mir eingebildet, Ihr kennt mich. Wir sind so mit uns selbst beschäftigt in diesen Tagen, da ist es kein Wunder, daß es so weit kam. Ich bin Mensch des Gottes in Oberranke, Freund der Söldner, der Held, Sohn des Verteidigers und vieles mehr.«
    »Der Hohepriester Vashankas!«
    »Im Oberland.«
    »Meine Familie und Eure fügten einander viele Verluste zu«, sagte Kadakithis, ohne Entschuldigung, ohne Bedauern. Und doch sah er den anderen jetzt mit anderen Augen, bedachte, daß sie gleichaltrig waren und beide hölzerne Schwerter an schattigen Höfen geführt hatten, während der Kampf weit entfernt an den Fronten tobte.
    »Fast bis zur Ausrottung«, bestätigte der dunkelhaarige junge Mann. »Doch wir waren daran nicht beteiligt, und nun gibt es einen anderen Feind, eine gemeinsame Bedrohung. Das genügt.«
    »Ihr und Tempus seid Euch nie zuvor begegnet?«
    »Er kannte meinen Vater. Als ich zehn war und mein Vater starb und unsere Armeen aufgelöst wurden, fand er ein Zuhause für mich. Später, als ich zu dem Gott und der Söldnergilde kam, wollte ich ihn gern einmal treffen, aber er war dagegen.« Er zuckte die Schultern, wandte sich um und blickte auf den Mann, der mit dem blaugrauen Pferd durch die blaugrauen Schatten schritt, die sich

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