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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht ausgesprochen werden können, in Wolken schwärzesten Rauches und übelsten Gestankes auf den Sommerpalast herabkamen, die Springbrunnen rot sprühten, die Statuen weinten und schrien, die Frösche in meines Gebieters Bad sprangen, und all das, weil die Zauberer befürchten, Ihr würdet die Hexermörderin namens Cime befreien, ehe sie vor Gericht gestellt wird. Obgleich mein Gebieter ihnen versicherte, daß Ihr nicht mit ihm über diese Frau gesprochen habt, waren sie nicht befriedigt. Und als ich aufbrach, schüttelten sie die Wände, beschworen Schatten und bewiesen auch auf andere Weise ihre Zauberkräfte, um ihre Besorgnis zu zeigen.«
    Der Eunuch verstummte und wartete auf die Erlaubnis, aufstehen zu dürfen. Einen Augenblick herrschte völlige Stille, dann war zu hören, wie Tempus sich aus dem Sattel schwang und schließlich sagte: »Zeig dein Brandzeichen, mein Hübscher.« Mit leichter Drehung hob der Eunuch gehorsam sein Gesäß.
    Tempus brauchte länger, als er angenommen hatte, dem Winder ein Geständnis zu entringen, diesem Ilsiger, der der letzte seines Geschlechts war. Er gab keinen Laut der Lust oder des Verrats oder der Qual von sich, sondern nahm sein Los - wie gute Winder es immer taten - sich stumm windend hin.
    Als Tempus mit ihm fertig war, weinte der Eunuch vor Erleichterung, obgleich das Blut seine Beine hinabrann und er seine Eingeweide wie nasses Pergament unter den Fingernägeln spürte. Er versprach, Tempus’ Ermahnung umgehend an Kadakithis weiterzugeben, küßte die Hand des Höllenhundes und drückte sie gegen seine eigene, bartlose Wange, ohne zu ahnen, daß er selbst die Botschaft war und noch vor Sonnenuntergang tot sein würde.
2
    Während er sich niederkniete, um die Arme in der Brandung zu waschen, wurde ihm bewußt, daß er ein Totenlied in der uralten Mundart sang, die alle Söldner nach einiger Zeit beherrschten. Aber seine Stimme knirschte, und seine Erinnerungen waren ein trügerisches Dickicht voller Dornen. So hielt er sofort inne, als ihm klar wurde, was er da sang. Der Eunuch würde sterben, weil er sich an seine Stimme aus dem blutigen Forschungsraum des verabscheuungswürdigen Kurd erinnerte, dieses gebrechlichen, verruchten Vivisezierers, während dieser seine Versuche an ihm bei lebendigem Leibe durchgeführt hatte. Und an mehr erinnerte er sich: an das Zischen des Brandeisens, den Geruch sengenden Fleisches, und die Stimmen seiner zwei Kameraden, der Höllenhunde Zalbar und Razkuli, während der Schmerz Löcher in den Dunst seiner Benebelung, hervorgerufen durch ihr Betäubungsmittel, bohrte. Und er entsann sich einer langwierigen Wiederherstellung in einem einsamen Versteck, in das er sich verkrochen hatte, damit niemand von Alpträumen geplagt würde, wenn er sähe, wie einem Menschen neue Arme und Zehen wuchsen. Während der allmählichen Heilung hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Er suchte Gewißheit und nach einer Möglichkeit der Wiedergutmachung, die dem ihm angetanen Leid angemessen war. Doch hatte ihm noch einiges gefehlt, um sicher zu sein, daß er handeln konnte. Nun, nachdem er die Geschichte des Eunuchen gehört hatte, war er sicher. Und wenn Tempus Gewißheit hatte, schlug das Schicksal sein Hauptbuch auf.
    Doch was sollte er hineinschreiben? Sein Instinkt sagte ihm, daß er sich den schwarzen Jubal vornehmen sollte, weniger die zwei Höllenhunde; daß Razkuli ein Nichts war, und Zalbar, wie ein eingefangenes Wildpferd lediglich eingeritten werden mußte. Er konnte nicht glauben, daß es diese beiden allein gewesen sein sollten, die ihm ein Betäubungsmittel in den Krrf gegeben und ihn fortgezerrt hatten, damit er gebrandmarkt und seine Zunge herausgeschnitten würde, und um ihn an den mitleidlosen Kurd zu verkaufen, damit er unter unsäglichen Qualen unter dessen Messern verstümmelt würde. Und doch hatte der Eunuch gesagt - und in seiner Lage log niemand! -, daß Jubal, obgleich er zu Zalbar gegangen war, um ihm mit Tempus zu helfen, nichts von dem Los gewußt hatte, das seine Kameraden für ihn vorgesehen hatten. Doch wie auch immer, Jubals andere Untaten genügten. Tempus würde ihn der Spionage überführen, und die Strafe dafür war endgültig. Danach mußte er persönlichen Groll begraben - zusammen mit dem Toten.
    Aber wenn nicht Jubal, wer hatte sich dann Tempus’ Weg in die Hölle ausgedacht? Irgendwie trug das Ganze die Handschrift des Gottes. Seit er sich von Vashanka abgewandt hatte, war es vom Schlimmen zum Schlimmsten

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