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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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Lykos!
    Dann hieß sie sich wieder zurücksinken: Er ist weg. Nichts, was mich drängt.
    Kein Mann. Keine Gäste. Kein Festmahl!
    Mit wie viel Arbeit hatte ich für heute gerechnet, wie habe ich die nächsten Tage gefürchtet!
    Und nun! Wenn ich einfach liegenbliebe – niemand, der mich daran hindern würde.
    Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf, räkelte sich und lächelte.
    Für die Mahlzeiten ist auf lange im Überfluß gesorgt. Den größten Teil des Fleisches muß ich einpökeln oder räuchern lassen. Dennoch werden wir essen, als sei jeder Tag ein Fest!
    Ich könnte Cythia einladen. Auch sie wird jetzt frei sein. Krugor und Lykos schienen ganz sicher, daß es Krieg gibt ...
    Cythia und ich. Es wird Zeit, daß wir miteinander reden. Wenn ich ihr von dem Baby erzähle –
    Das Baby! Ich muß ihm eine Amme besorgen.
    Wenig später verließ sie in Begleitung von Noedia den Hof.
    Kaum hatten sie das Tor hinter sich gelassen, traten ihnen zwei junge Frauen in den Weg.
    Blondes Haar in Zöpfen aufgesteckt, ärmellose Blusen mit viel zu weitem Ausschnitt, nackte Füße und grob gewebte Röcke in erdfarbenem Muster: zwei Bäuerinnen.
    Noedia sog scharf die Luft ein, faßte nach Moria, »Kommt, Herrin«, doch die eine der jungen Bäuerinnen war bereits vor Moria auf die Knie gefallen und hielt sie am Rock fest.
    Rotgeweinte, flehende Augen, Spuren von Tränen und Schmutz in einem von Verzweiflung zerstörten Gesicht. »Bitte, Herrin«, sagte die Fremde in schleppendem, seltsamem Tonfall, »mein Kind, meinen Sohn, ihn mir gebt, bitte!«
    Moria wich zurück.
    Das also ist sie. Die da war die Nebenfrau meines Mannes.
    Nicht zu glauben, daß ich mich derentwegen in Eifersucht verzehrt habe. Daß ich derentwegen den Knoten gebunden habe.
    Sie ist nicht einmal hübsch.
    »Kümmert Euch nicht um sie«, zischte Noedia, »kommt weiter!«
    Die Fremde hielt Morias Rock, berührte Morias Bauch: »Ihr Mutter seid. Ihr versteht!«
    Chtairus war da, packte die Fremde unter den Armen und riß sie von Moria weg.
    Die Fremde wehrte sich. »Mein Kind!« schrie sie. »Ihn mir gebt!«
    Chtairus keuchte: »Ich habe die beiden schon zu verjagen versucht, Herrin. Aber sie bleiben einfach. Ich kann doch nicht den Hund auf zwei junge Frauen ...«
    »Du mußt uns schon töten, wenn du uns verjagen willst«, sagte die andere Bäuerin und schaute Moria ruhig, fast kalt, an. »Tut es doch, tut's! Bringt das Unrecht zu Ende, Herrin, das der Herr begangen hat! Entführt hat er Naki, mit roher Gewalt hat er sie in sein Bett gezwungen, mit gemeiner Erpressung hat er sich ihre Treue gesichert, und jetzt nimmt er ihr auch noch ihr Kind weg! Sie liebt ihren Sohn, wie nur je eine Mutter ihr Kind geliebt hat, und um nichts in der Welt wird sie von ihm lassen! Versteht Ihr das, Herrin?
    Solange wir leben, werden wir uns von diesem Tor nicht wegrühren! Ich schwöre Euch, wir werden nicht essen und nicht trinken, bis Naki ihren Sohn zurückhat! Und wenn wir sterben, so habt Ihr uns getötet. Unser Leben ist in Eurer Hand, Herrin! Habt Ihr gehört?«
    Moria floh.
    »Was soll ich nur tun, Noedia?«
    »Das fragt Ihr mich, Herrin? Ich bin nur die Letzte der Mägde!«
    »Du weißt, daß das nicht mein Wille ist. Daß ich dir für deine Hilfe dankbar bin. Und wenn ich in Kindsnöten bin und im Kindbett – ich wollte dich bitten, daß du mich dann in der Führung des Haushalts vertrittst! Und daß du in Zukunft bei mir im Haus schläfst, solange der Herr nicht da ist.«
    »Ich danke Euch, Herrin. Ich werde Euch nicht vergessen, wie freundlich Ihr zu mir seid, obwohl Herr es nicht will. Aber ich kann Euch trotzdem nicht sagen, was Ihr tun sollt!«
    »Habe ich etwas falsch gemacht? In jedem Bauernhof bin ich gewesen, überall habe ich nach einer stillenden Mutter gefragt, die an den Hof kommen kann. Großzügige Geschenke habe ich dafür angeboten. Und keine Frau gefunden.«
    »Was habt Ihr erwartet? Daß sich die Bäuerinnen darum reißen, ihre eigenen Kinder zu verlassen, um den Sohn ihres Herrn zu stillen?!«
    »Aber Lykos sagte, er würde eine Amme besorgen. Als sei das die einfachste Sache der Welt!«
    Noedia lachte bitter. »O Lykos! Für ihn wäre es auch die einfachste Sache der Welt! Er hätte sich ein Kind gegriffen, ihm den Dolch an die Kehle gesetzt – und schon wäre die Mutter bereit gewesen, alles zu tun, um ihr Kind vor ihm zu retten!«
    Morias Wangen wurden heiß. »Du solltest dich schämen,
    so über deinen Herrn zu sprechen«, murmelte sie

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