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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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schwach. »Ich schäme mich, Herrin. Und wie ich mich schäme!« Sie schwiegen.
    »Wie lange kann das Kind überleben, ohne Milch«, fragte Moria schließlich.
    »Nicht sehr lange, fürchte ich. Mit Tee ein paar Tage.« »Und Kuhmilch mit Wasser und Honig? Ist das wirklich unmöglich?«
    »Im Winter würde ich sagen: Versuchen wir es. Aber im Sommer – ich habe noch von keinem so kleinen Baby gehört, das im Sommer mit Kuhmilch ernährt werden konnte. Auch nicht mit Ziegenmilch oder Schafmilch oder Stutenmilch.«
    Es wird sterben, wenn ich keine Abhilfe finde.
    Du bürgst mir für ihn.
    So leicht hat Lykos es sich gemacht. Und mir so schwer.
    Aber wann fragt er schon nach anderen!
    Langsam schleppte sich Moria voran. Jeder Schritt in der Mittagssonne eine Anstrengung. Jeder Schritt dem Hof entgegen eine Überwindung.
    »Noedia, ob die Frauen das wahrmachen – nichts essen, nichts trinken?«
    »Ich fürchte. Verzweifelt genug schienen sie.
    Aber eins ist sicher: Lange werden sie Euch nicht belästigen! Bei der Hitze werden sie elendiglich verdursten, in weniger als drei Tagen. Aber was geht Euch das an?«
    Warum sagst du das, Noedia. Du mußt doch auch spüren, daß sie in Wahrheit im Recht ist, diese Naki.
    Einen Säugling von seiner Mutter reißen! Einer Mutter ihr Neugeborenes wegnehmen!
    Wenn das dein Recht ist, Lykos, dann schreit es zum Himmel!
    Sie bog um die Hecke, sah den Hof liegen.
    Vor seinem Tor standen zwei Frauen.
    Endlos die kurze Wegstrecke bis zu ihnen.
    Ich darf ihnen das Kind nicht geben.
    Mit abgewandtem Gesicht wollte Moria an den Frauen vorbei. Doch wieder fiel Naki vor Moria zu Boden und umfaßte deren Knie, schweigend diesmal. Feuchte Flecken auf ihrem Kittel verrieten, daß die Brüste vor Milch überquollen.
    Im Hof schrie das Baby.
    »Steh auf! Ich kann es nicht, verstehst du«, sagte Moria heiser, »ich kann dir dein Kind nicht geben! Der Himmel weiß, nichts täte ich lieber als das! Aber es ist, er ist Lykos' Sohn, und Lykos hat befohlen, daß er an seinem Hof erzogen wird ...«
    »Er weint«, sagte Naki flehend, erhob sich und zeigte zum Hof. »Er Hunger hat.« Sie faßte an ihre Brust. »Ich Milch habe. Bitte!«
    Die andere Bäuerin sprach hastig in der Sprache des Alten
    Volkes auf Naki ein, doch Naki schüttelte den Kopf, wiederholte: »Ich Milch habe. Bitte!«
    Sein Befehl war eindeutig.
    Nie würde er mir das verzeihen.
    »Ich bürge für das Kind, hat Lykos gesagt. Wenn ich es weggebe, dann«, ein Schaudern ließ sie zusammenfahren, warum sprach sie das aus, sie war dieser Frau keine Rechenschaft schuldig, »dann, ich weiß nicht, was er dann mit mir macht, vielleicht verstößt er mich, schließt mich von Feuer und Wasser aus, nimmt auch mir mein Kind ...«
    Die zweite Bäuerin sprach wieder leise mit Naki, eine kurze Rede flog zwischen den beiden hin und her, von der Moria nichts verstand, wohl aber merkte sie, daß die beiden nicht einer Meinung waren. Dann wandte sich die zweite wieder an Moria:
    »Herrin, ich bin Lele vom Dorf hinter dem Schwarzmoor. Laßt mich für Naki sprechen, denn sie versteht Eure Sprache zwar einigermaßen, aber das Sprechen fällt ihr noch schwer.
    Naki sagt, sie glaubt Euch, daß Ihr das Kind nicht freigeben könnt. Sie sagt, Ihr habt recht, wenn Ihr Euch vor dem Herrn fürchtet. Sie sagt, sie will nicht, daß er sich an Euch rächt.
    Aber sie würde alles tun, um bei ihrem Kind zu sein, alles. Darum bittet sie Euch, sie als Eure Magd anzunehmen. Der Herr hat sie freigelassen, hat ihr erlaubt hinzugehen, wohin sie will. Nun möchte sie für Euch arbeiten. Wenn Ihr sie für ihren Sohn sorgen laßt!«
    »Bitte, Herrin!« Naki streckte ihr beide Hände hin. Himmel! Sie ist frei und will sich selbst zur Magd machen. Täte ich das auch, für mein Kind?
    Lykos. Er würde es nicht wollen. Er schert sich nicht mehr um sie.
    Daran sind meine Knoten schuld ... Er wird toben! Das Baby braucht Milch. Sie hat welche.
    Schon wollte sie den Mund öffnen, da hielt sie erschreckt inne: Aber wenn sie mit dem Kind flieht? Vielleicht ist alles nur eine List, damit sie das Kind entführen kann?
    Sahir hat erzählt, schon einmal hat diese Naki zu fliehen versucht, und da war Lykos selbst im Hof –
    »Ich nicht fliehe. Mein Sohn hier bleibt. Ich schwöre«, sagte Naki langsam und deutlich.
    Wai zeichnete ein großes offenes Dreieck auf den Boden. »Da trete hinein! Und jetzt schwöre! Bei der, die Eins ist in Drei und Drei in Eins . . .«
    Moria ging in die Knie, malte

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