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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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Wassers und im Rauschen des Windes, in der Stille des Mondes und der Glut der Sonne, in der Wärme der Erde und der Kühle des Steins, im Gurgeln des Moores und der Finsternis der entfesselten Sturmnacht.
    Und wo bist du nun?
    Gibt es eine Mutter, die sich gleichgültig abwendet, wenn ihr Kind ins Verderben läuft? Die schläft, während es weint?
    Du bist ein Ungeheuer.
    Oder du bist nicht.
    Wir dürfen dir nicht anlasten, was Menschen uns antun, hat die alte Priesterin gesagt.
    Was weiter! Das weiß ich selbst!
    Deine Macht ist nicht dadurch gebrochen, daß es andere gibt außer dir, hat sie gesagt. Du reichst in Tiefen, von denen diese Himmlischen nichts ahnen oder vor denen sie vor Furcht erzittern.
    Warum gebrauchst du sie dann nicht, deine Macht, warum!
    Daß auch du nicht schützen kannst vor roher Gewalt, die durch nichts gehindert wird, durch keinen Schatten des Zweifels getrübt, durch keinen Ruf des Gewissens gezähmt, die sich selbst dann im Recht glaubt, wenn ihr Unrecht zum Himmel schreit – das mache ich dir nicht zum Vorwurf, nein.
    Aber mußt du uns auch noch verhöhnen?
    Läßt mich die anderen retten, um mich noch deutlicher spüren zu lassen, daß ich die eine nicht retten konnte, die eine, um die es mir vor allem geht. Läßt mich Schwester, Nichten und Kusinen und die meisten anderen in die neue Heimat führen, nur um mir den Stachel ins Herz zu stoßen, daß ich die Tochter zurücklassen mußte.
    Weißt, daß es nichts gibt, was den Verlust meiner Tochter verschmerzen läßt.
    Rächst du so furchtbar das Blut dieser Briseia an mir?
    Ha, ich bin sicher, was die alte Priesterin sagen würde,
    erzählte ich ihr von diesem Gedanken: Der Lauf der Welt hänge ebensowenig an mir wie der Lauf der Gestirne. Also nicht ich.
    Um so mehr du!
    Wo warst du, als dieser Wolfsmensch über Naki herfiel und sie immer und immer wieder vergewaltigte, als er sie an sein Bett und an den Mahlstein fesselte, als er sie schlug und einsperrte, als er sie hungern ließ und in den Irrsinn trieb?
    Du hattest dein Gesicht verhüllt. Zurückgezogen hattest du dich in die Untiefen der Moore, in die Klüfte der Höhlen, in den Schlund der Erde. Allein hast du sie gelassen.
    Sie aber fiel nicht von dir ab. Sie hat nicht gehadert mit dir wie ich. Und noch im Irrsinn hat sie dich gesucht.
    Was hat sie dir getan? War nicht ihr ganzes Leben ein einziger Lobpreis an dich?
    Noch in der Qual nahm sie ihre Stärke aus dir. Und gab damit den anderen, die an dir zweifelten, den Glauben an dich.
    Du aber drehtest ihr aus ihrer Treue die Fessel, die sie dauerhafter bindet als jeder Strick.
    Aus jedem Gefängnis hätte ich sie befreien können – mit List oder mit Hilfe von Ritgo und seinen Männern. Aus jeder Gewalt hätte ich sie zu lösen versucht, und hätte ich dabei mein Leben gelassen, ich hätte gewußt, wofür.
    Für wen.
    Du aber hast sie unlösbar an ihren Peiniger gefesselt, und nichts gibt es, was ich dagegen tun könnte.
    Konntest du ihr nicht ins Wort fallen? Konntest du nicht einen Sturm aufkommen lassen und das Dreieck im Sand verblasen? Mußtest du dieser eingeschüchterten kleinen Frau des Wolfsmenschen das Wissen um den Schwur eingeben, den Naki niemals brechen wird?
    Sie wird es nicht, weil sie es nicht kann.
    Denn sie glaubt an dich.
    Noch immer, nach allem, glaubt sie an dich! Mit einer Hingabe, die mich beängstigt, denkt sie an nichts anderes mehr als an dich. An dich und an ihre Bestimmung.
    Ihre Bestimmung! Mußtest du ihr diesen Gedanken eingeben, der mit Widerhaken in ihrer Seele steckt? Daß sie von dir berufen sei, dieses kleine Mädchen zu retten! Daß alles Leiden seinen Sinn habe darin?
    Die kleine Ria retten!
    Als wäre es nicht Aufgabe genug, sich selbst und ihren Wirrkon zu retten!
    Wenn du schon nicht an dich denkst, dann denke an deinen Sohn, habe ich sie angefleht.
    Aber ich denke ja an ihn, hat sie gesagt, ich bin ja nur hier, weil ich an ihn denke.
    Ich weiß, hätte ich sagen sollen. Es war ja die Wahrheit.
    Aber ich wollte nicht aufgeben. Willst du, daß Wirrkon unter den Söhnen des Himmels aufwächst? fuhr ich fort. Willst du, daß dieser Wolfsmensch, der ihn für seinen Sohn hält – was für eine Lästerung –, daß dieser Wolfsmensch ihm das angedeihen lässt, was die hier für Erziehung halten, daß er seine arme kleine Seele schinden wird so grausam wie seinen Körper, daß er ihn zum Wolfsmenschen macht, wie er einer ist?
    Warum quälst du mich so, hat sie weinend gefragt.
    Da konnte

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